Die Schulkinder aus Aichelberg müssen während der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Aichelberg einen weiten Weg zur einzigen verbliebenen Bushaltestelle beim Kindergarten zurücklegen. Foto: Mutschler

Eltern von Schul- und Kindergartenkindern sehen Missstände. Ist eine Bushaltestelle zu wenig?

Bad Wildbad - Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Aichelberg hat begonnen. Auch wenn sich die Aichelberger darüber freuen, dass die marode Straße erneuert wird, gibt es – vor allem von Familien mit Schul- und Kindergartenkindern – auch Kritik. Probleme sind unter anderem die Umleitung, fehlende Bushaltestellen und ein unsicherer Weg.

"Besorgte Familien" aus Aichelberg haben sich mit einer E-Mail an den Calwer Landrat Helmut Riegger, Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack sowie die neu gewählten Stadträte gewandt. In diesem Schreiben, das dem Schwarzwälder Boten vorliegt, machen sie auf die Missstände aufmerksam, die nach ihrer Meinung herrschen, seit die Bauarbeiten in Aichelberg begonnen haben.

Langer Umweg

Wegen der Baustelle gibt es in Aichelberg nur noch eine Bushaltestelle beim Kindergarten – am Ortseingang von Bad Wildbad her kommend. Die bislang ebenfalls angefahrenen Haltestellen am Pirschweg und beim ehemaligen "Waldblick" seien ersatzlos gestrichen worden. Die Kinder, die mit dem Bus in die Schulen nach Simmersfeld und Bad Wildbad fahren, "müssen jeden Tag mit dem Fahrrad die letzte vorhandene Bushaltestelle in Aichelberg am Kindergarten/Turnhalle aufsuchen. Hierbei gab es keinerlei Information an die Eltern, lediglich ein kleiner Beitrag im Amtsblatt mit dem Hinweis, dass ein kinderfreundlicher und somit sicherer Gehweg durch die Baustelle sichergestellt ist", schreiben die Eltern in ihrer Mail.

"Für die Passage der Baustelle wird ein Fußweg eingerichtet", hieß es da mit knappen Worten. Allein, von dem Fußweg ist weit und breit nichts zu sehen. "Die Bauarbeiter sagen, ein gesicherter Weg geht gar nicht", erzählt eine der Betroffenen im Gespräch mit unserer Zeitung und eine weitere ergänzt: "Da wurden uns falsche Hoffnungen gemacht."

"Die Kinder (und Eltern) müssen somit den gefährlichen Weg durch die Baustelle auf sich nehmen. Eine Gefährdung der Kinder wird somit durch den Landkreis Calw und das ausführende Bauunternehmens billigend in Kauf genommen. Dieser Zustand ist für uns als Eltern keineswegs hinnehmbar", heißt es dazu in der E-Mail weiter. Denn beim Bus zur zweiten Stunde müssten die Kinder im Baustellenverkehr "an Bagger und Lastwagen vorbeilaufen". Und an einem Tag, so schildert es Nadine Frey, hätten die Bauarbeiter den Kindergarten- und Schulkindern auf dem Heimweg den Weg durch die Baustelle verwehrt. Vielmehr hätten sie einen "kilometerweiten und unbeschilderten Umweg quer durch das Labyrinth des Aichelberger Waldes auf sich nehmen" müssen. Auch hierüber seien die Eltern nicht informiert worden und so hätten diese besorgt auf die Ankunft der Kinder gewartet.

Die Einrichtung eines solchen Fußwegs sei nach wie vor geplant, sobald richtig auf der Ortsdurchfahrt gebaut werde, sagte Stadtbaumeister Volkhard Leetz. Bislang liefen die Arbeiten erst in den Anschlusswegen. Ziel sei es, einen Fußweg mit einer Breite von 1,25 Meter auszuweisen und auch von der Baustelle abzusperren, sagte Leetz. Ergänzte aber auch: "An den Stellen, an denen man es einrichten kann."

Bislang sei die Straße eine Ortsdurchfahrt ohne Gehweg gewesen, und auch ohne Baustelle hätten sich die Kinder auf der Straße bewegen müssen. "Wir wollen niemand gefährden", so Leetz weiter. Deshalb werde man "selbstverständlich die Baustelle entsprechend absichern". Die Thematik in Aichelberg sei eben, dass es nur eine Straße durch den Ort gebe.

Dem Verständnis der Eltern entzieht sich auch, warum es nicht möglich ist, im Bereich Spielplatz oder Schützenhaus am Ortsende in Richtung Simmersfeld eine Bushaltestelle einzurichten. "Selbst große Langholzlaster können hier problemlos wenden", schreiben sie und weiter: "Es ist absolut unzumutbar, zum Beispiel für eine sechsjähriges Kind, einen langen Fußmarsch zur Bushaltestelle durch eine laufende Baustelle zu begehen."

Jörg Dettling von der Albert-Rexer GmbH & Co. KG, die mit der BVN Busverkehr Nordschwarzwald GmbH die Linie 420 über Aichelberg betreibt, gibt Auskunft über die weggefallenen Bushaltestellen: "Es ist richtig, dass, bedingt durch die Baumaßnahmen in Aichelberg, wir im Ort die Bushaltestellen nur eingeschränkt anfahren. Grund hierfür ist die Vollsperrung. Ein Anfahren von beiden Seiten ist leider aus Gründen der Fahrzeit nicht möglich. Wir haben uns daher dazu entschlossen, Aichelberg aus Richtung Osten bis zum Kindergarten anzufahren. Dadurch gibt es keine Einschränkungen im Fahrplan und der Rufbus aus und in Richtung Bad Wildbad kann regulär zu den bekannten Fahrzeiten verkehren."

Umleitung

Ein weiterer Dorn im Auge der Gruppe ist die Umleitung über die B 294 bis zur Rehmühle und wieder hoch nach Aichelberg.

Anstatt wie bislang etwa ein Kilometer betrage der Weg in den Kindergarten nun etwa neun Kilometer. Diese Umleitung sei für die Kindergarteneltern ein "nicht hinnehmbarer Zustand". So werde vonseiten des Landkreises davon ausgegangen, "dass alle Eltern über mindestens zwei Kraftfahrzeuge verfügen", heißt es in der E-Mail weiter.

Bei vier Fahrten zum Bringen und Abholen bedeute dies bereits 36 Kilometer pro Tag oder 180 Kilometer pro Woche. Noch nicht berücksichtigt seien hierbei weitere Aktivitäten wie Krabbelgruppe, Kinderturnen und ähnliches.

Die Eltern plädieren für eine Umleitung über Waldwege, etwa am Modellflugplatz und andere. "Die vorhandenen Waldwege sind gut und unserer Meinung nach für eine Umgehung geeignet", heißt es weiter. Perspektivisch, beziehungsweise beim Fortschreiten der Baustelle könnte nach Meinung der Eltern auch eine Umgehung über den geschotterten und bereits bestehenden Weg (Verlängerung Probsthaldeweg) erfolgen.

Baustellenabsicherung

Ein weiterer Punkt, den die Eltern bemängeln, ist die Absicherung der Baustelle und vor allem des Baumaterials, das bislang größtenteils ungesichert auf dem Weg der Kinder gelagert war. Hier haben Stadtverwaltung und Bauunternehmen bereits am Montag reagiert und begonnen, das Material mit Bauzäunen zu sichern.

"Wir kümmern uns um das, was wir regeln können", versichert Bürgermeister Mack. Man kümmere sich um die Belange, aber durch die Baustelle gebe es eben auch Einschränkungen. An der Situation mit den Bushaltestellen könne man nichts ändern. Auch die offizielle Umleitung über die B 294 und die Rehmühle müsse so bestehen bleiben. "Dafür bitten wir um Verständnis", so der Bürgermeister weiter.

In den kommenden Tagen will die Stadt zu der Thematik den Anwohnern gegenüber Stellung beziehen.