Das neue Wildbad-Logo im Garten der Familie Borg, dargestellt mit 300 Bechern in den Stadtfarben Grün und GelbFoto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Enzbeleuchtung: Kreatives Ersatzprogramm: Kochen und Musik im Internet, Lichterbecher in den Gärten

Vor knapp 140 Jahren gab es die erste große Illumination der Enzpromenade, was heute als Enzbeleuchtung alljährlich einmal stattfindet. Am Wochenende war es wieder soweit – corona-bedingt jedoch nur virtuell.

Bad Wildbad. Die erste Enzbeleuchtung fand 1881 statt. "Bei guter Witterung findet regelmäßig die bei den Fremden so beliebt gewordene Illumination statt", hieß es 1887, "und wahrlich, unsere einzig schönen von der Enz durchrauschten Anlagen mit ihren malerischen Baumgruppen und keck aufeinander getürmten Granitfelsen gewähren hierbei einen feenhaften Anblick." Später fanden die große Enzbeleuchtungen sogar dreimal jährlich statt – im Juni, Juli und August. Dazwischen gab es jeweils kleine Illuminationen bei der Trinkhalle (damals vor dem Hotel Bellevue, heute Quellenhof). Und 1911 wurde berichtet: "Die große Beleuchtung des schönsten Teils der Anlagen, verbunden mit großem Kunstfeuerwerk, bildet eine einzig dastehende Sehenswürdigkeit." Das bewiesen auch die großen Besucherzahlen, für die eigens ein Verwaltungssonderzug von Pforzheim eingesetzt wurde. 1931 hieß es: "Von allen möglichen Plätzen Süddeutschlands fahren Gesellschaftsautos zu besonders billigem Preis nach Wildbad."

In diesem Jahr ist corona-bedingt alles anders. Wie überall bei größeren Veranstaltungen – und das waren die Enzbeleuchtungen mit bis zu 6000 Besuchern in den vergangenen Jahren – wurde die Durchführung untersagt. Die Touristik wollte allerdings nicht auf die Beleuchtung verzichten und versuchte, sie virtuell mit Unterstützung durch die Hotels, Gastronomen und natürlich die Einwohner durchzuführen.

Jeder kann mitkochen

Damit man die virtuelle Beleuchtung erleben konnte, bot die Touristik Enzbeleuchtungspakete an, mit denen jeder bei sich zu Hause auf dem Balkon oder in seinem Garten mit den bunten Bechern seine eigene Beleuchtung feiern konnte. Da die Kulinarik bei der großen Enzbeleuchtung eine besondere Rolle spielt, empfahl die Touristik eine Einkaufsliste für ein Drei-Gänge-Menü, das gemeinsam gegrillt oder in der heimischen Küche gekocht werden konnte. Sebastian Pfeiffer vom Wildbader Hof hatte die Speisenfolge zusammengestellt. So war wenigstens die Magenfreude nicht virtuell. Im Internet konnte man die Zubereitung verfolgen und mitkochen oder -grillen.

Online gab zuerst einen Einblick in Pfeiffers Küche im BBC Nec, wo Touristik-Chefin Stefanie Dickgiesser als Beiköchin und Testerin die Speisen begutachtete. Als Vorspeise gab es Flammkuchen mit Frühlingslauch, Kirschtomaten, Fetakäse, Rucola und Wildschweinschinken. Der Hauptgang umfasste dreierlei Brötchen oder Baguettes mit unterschiedlichem Belag: Wildschweinbratwurst und Senfdip oder gezupfte Forelle und Curryhonigdip oder gegrillte Möhre, ebenfalls mit Curryhonigdip, dazu marinierte Römersalatherzen. Pancakes mit marinierten Beeren und Quark-Joghurt-Creme bildeten das Dessert.

Das neue Logo erstrahlt

Im Anschluss kündigte Bürgermeister Klaus Mack online die Band Luxusdisco mit Birgit Kraft als Frontfrau an, die mit Soul, Funk und Partymusik im Musikpavillon bei der Trinkhalle für den richtigen Ton sorgten – fast so wie bei einer richtigen Beleuchtung. Ein echter Ausblick führte dann auf die Wiese vor der Englischen Kirche, wo die Lichterbecher in Form des neuen Logos strahlten und die Aufschrift "Bad Wildbad – königlich wild" zu lesen war.

Der zweistündige Videostreifen endete mit einem Rückblick auf ein Musik-Feuerwerk, das vor Jahren aufgezeichnet worden war.

Freibier für die Gäste

Und abseits der virtuellen Welt? Während in der Wilhelm- und in der König-Karl-Straße nichts von Beleuchtung zu sehen war, gab es an verschiedenen Hausfassaden und Vorgärten kleine Erinnerungen an die Enzbeleuchtung. Familie Munde beispielsweise hatte im romantischen Garten vor dem Hotel Sonnenhof nicht nur die bunten Lichterbecher zu einem Sonnenhof-Muster aufgebaut, sondern auch ihre Gäste zu Freibier eingeladen, was gerne angenommen wurde. In Calmbach dagegen feierte ein Teil der Bewohner der Eibiswiesenstraße ihr eigenes Lichterfest. So waren die Gebäude zur Straßenseite mit bunten Lichterbechern beleuchtet. Die Familie Borg hatte mit rund 300 Lichterbechern in den Stadtfarben Grün und Gelb die neue Werbekonstante "königlich wild" auf dem Rasen ihres Gartens aufgebaut.