Bürgermeister Klaus Mack hat auch schon seinen Bogen ausgefüllt – und den Umschlag gleich in die Urne geworfen. Foto: Kugel

Bürgerbefragung zum Nationalpark: 8938 Personen in Bad Wildbad und Enzklösterle dürfen Kreuzchen machen.

Bad Wildbad/Enzklösterle - Der Countdown hat mittlerweile begonnen: Am Sonntag ab 18 Uhr werden die Befragungsbögen ausgezählt. Dann stellt sich heraus, ob bei "Ich bin für die Einrichtung eines Nationalparks Nordschwarzwald" oder "Ich bin gegen die Einrichtung eines Nationalparks Nordschwarzwald" die meisten Kreuzchen gemacht wurden.Neben Bad Wildbad und Enzklösterle geht in diesen Kommunen die Befragung zeitgleich über die Bühne: Bad Herrenalb, Baiersbronn, Freudenstadt, Seewald und Forbach (Kreis Rastatt). Zusammen sind es rund 50.000 Personen, die um ihre Meinung gebeten werden.

Wie berichtet, hat Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack kürzlich zur Lage des möglichen Nationalparks einen Kompromiss unterbreitet. Sein Vorschlag: den Nationalpark in zwei gleich große Teile aufsplitten. Dadurch sollen die beiden Gebiete um den Kaltenbronn sowie um den Ruhestein (Kreis Freudenstadt) je 5000 Hektar umfassen. "Die Schutzzone für den Borkenkäfer wäre kompakter und leichter beherrschbar", argumentierte Mack und nahm damit Stellung zu einer der zentralen Sorgen der Nationalparkgegner. Nach Macks Auffassung solle sich das Gebiet des Nationalparks auf naturschutzfachlich wertvolle Bereiche konzentrieren. Damit könnten die Grenzen in Enzklösterle und Sprollenhaus sowie in Baiersbronn zurückgenommen werden. Mack rechnet dadurch unter anderem mit einem Mehrwert auch für Touristen.

Zwar wird der Nationalpark im Nordschwarzwald wohl kommen, doch ist noch ungewiss, wo er liegen wird. Im Juni soll ein formulierter Vorschlag vorliegen. Das Wetteifern hat freilich schon begonnen.

Sollte er kommen, müsse der Kaltenbronn auf jeden Fall davon profitieren, forderten vorab Bad Wildbad, Enzklösterle und Gernsbach – und machten konkrete Vorschläge. Die Pläne wurden flugs Agrarminister Alexander Bonde überreicht.

Um die von den Gutachtern prognostizierte Wertschöpfung von mehr als 18 Millionen Euro zu generieren, müsse im Umfeld des Parks eine touristische Infrastruktur aufgebaut werden, fordern die Bürgermeister Klaus Mack, Dieter Knittel (Gernsbach) sowie ihre Kollegin aus Enzklösterle, Petra Nych. Die drei Kommunen bilden bekanntlich den Zweckverband Infozentrum Kaltenbronn.

Der hoch geschützte Teil soll dabei als Naturerlebnis möglichst wenig angetastet werden. Im Mittelpunkt sollten dort die Themen Natur, Naturpädagogik sowie Wissenschaft und Forschung stehen. Man könne sich zum Beispiel eine "behutsam erstellte" Aussichtsplattform am Wildsee und einen Fesselballon am Hohlohsee vorstellen. Zudem könnten ein "Schmuggler-Pfad" und ein "Premium-Nationalpark-Pfad" die Attraktivität weiter steigern – ergänzt möglicherweise durch Planwagen- und Pferdeschlittenfahrten.

Als mögliche Entrees in den Nationalpark nennen die Bürgermeister die Orte Sprollenhaus und Reichental, die dann allerdings mit kleineren Informationspunkten ausgestattet werden müssten. In Sprollenhaus könnte darüber hinaus eine Ranger-Station Gäste locken. Man kann sich auch eine Erweiterung des bereits bestehenden Rotwildgeheges in Enzklösterle vorstellen, ebenso ein Heidelbeerhaus und ein Heuhotel im Rombachhof.

Je nach Suchraum könnte im Bereich des Kaltenbronn und am Ruhestein ein zentrales Infozentrum entstehen. Neben dem bereits anvisierten Baumwipfelfad der Erlebnis Akademie AG wäre ein Abenteuerspielplatz eine sinnvolle Ergänzung zum Angebot.

Man solle Chance nutzen und ein Kreuzchen setzen

Die Gemeinde Enzklösterle befindet sich mit ihrer Markung nicht im ursprünglichen Suchraum. Allerdings meldete das Landratsamt in Calw Flächen an das zuständige Agrarministerium nach Stuttgart, die zwar nicht zur aktuellen Suchkulisse für den Nationalpark gehören, aber dafür durchaus infrage kommen könnten. Hierbei wäre dann der Luftkort vertreten und die Kurstadt mit einem größeren Gebiet. Auf Gemarkung der Stadt Bad Wildbad sind bislang vom Gesamtsuchraum des Ministeriums 1860 Hektar reine Staatswaldfläche betroffen, die bereits jetzt zu 98 Prozent unter Naturschutz steht.

Bürgermeisterin Petra Nych spricht von 958 Befragungsberichtigten in Enzklösterle. Sie appellierte im Gespräch mit unserer Zeitung am Mittwoch daran, die Chance zu nutzen und sein Kreuzchen zu machen. Schließlich habe man "das Recht und die Möglichkeit, mitreden zu können". Sie hofft auf eine hohe Beteiligung. Der Nationalpark sei ein Dauerthema, so Nych. Und sie wiederholte: "Wenn er kommt, sollten wir mit dabei sein."

"Toll!" Der Bad Wildbader Rathauschef freute sich am Mittwochmorgen über eine Rücklaufquote von bereits 43 Prozent. Auch er fordert noch mal die Bürger dazu auf, ihre Meinung kundzutun. 7980 Personen können ihr Kreuzchen machen. Mack zeigte sich sehr gespannt auf die Auszählung am Sonntagabend.

Alle Bürger/EU-Bürger beziehungsweise Personen ab 16 Jahren, spätestens am 11. Februar zugezogen, sind angesprochen.

Befragt wird in rein postalischer Form, das heißt, der oben genannte Personenkreis erhielt einen Brief mit dem Aufdruck "Bürgerbefragung Nationalpark Nordschwarzwald – Befragungsunterlagen", der ein Anschreiben, den Befragungsbogen und einen entgeltfreien Rückumschlag beinhaltete.

Personen, die glaubhaft machen können, dass ihnen nichts zugegangen ist, haben in Bad Wildbad bis zum heutigen Freitag, 12.30 Uhr, die Gelegenheit, bei der Stadtverwaltung, Ordnung und Bürgerservice (Telefonnummer: 07081/93 01 76, 93 01 75 oder 93 01 70), die Unterlagen nachzufordern. In Enzklösterle hingegen bis 12 Uhr bei der Gemeindeverwaltung (07085/92 33 40).

Die Befragungsbögen müssen in Bad Wildbad bis spätestens kommenden Sonntag, 12. Mai, 18 Uhr, bei der Stadtverwaltung, Kernerstraße 11, eingegangen sein. Briefkästen der Stadtverwaltung an anderen Gebäuden respektive in anderen Teilorten werden heute um 12.30 Uhr letztmals geleert. In Enzklösterle müssen die Bögen ebenfalls bis Sonntag, 18 Uhr, bei der Gemeindeverwaltung, Rathausweg 5, vorliegen. Briefkästen anderer gemeindeeigener Gebäude außer dem am Rathaus werden nicht geleert.