Im Hotel Klumpp – beidseitig der Enz und über dieser mit einem Brücken-Restaurant stehend – befand sich am rechten Ende des Baus in der König-Karl-Straße Ecke Straubenbergstraße die kleine "Sprudelfabrik".Digitalarchivfoto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Zahnstocher weisen den Weg / Von Milch- und Thermalwasser-Trinkkuren / Ältere Wildbader erinnern sich

Es war fast ein Bruch mit der Tradition, als vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bäderstadt die Abfüllung von Wildbader Tafelwasser startete. In dem 1883 erschienenen Buch "Das Wildbad im württembergischen Schwarzwald" von Wilhelm Renz steht, dass hier das Teinacher Mineralwasser gewissermaßen zu Hause war.

Bad Teinach-Zavelstein/Bad Wildbad. Die Teinacher Sauerbrunnen wurden 1472 vom Grafen Eberhard im Bart dem Bürger Hans Huß aus Calw zum Betrieb eines Bads und einer Wirtschaft überlassen. Nach ihm trug der Ort mit einem zunächst durch diesen eingerichteten und später auch von seinem Sohn betriebenen bescheidenen Bad lange Zeit den Namen "Hussenbad".

Ab jetzt ging es an dem Platz aufwärts, wo bis dahin laut dem Referatschef im Stuttgarter Hauptstaatarchiv, Professor Peter Rückert, lediglich eine Mühle und Grasland bestanden. Davor mag es zeitweilig einen kleinen Weiler gegeben haben, für den bis zum Ende des 13. Jahrhunderts Spuren in einem Hirsauer Zinsrodel (Steuerverzeichnis) gibt, das Abgaben für eine Mühle und sechs Häuser festhält. Wo heute das Hotel Therme steht, hat außerdem im 17. Jahrhundert ein Gutachter im Zusammenhang mit Arbeiten an einer Quellfassung gepochte Schlacken und Kohlen festgestellt.

Diese wurden einer ehemaligen Schmelzhütte im Zusammenhang mit dem Neubulacher Bergwerk zugeschrieben. Im 16. und 17. Jahrhundert nutzten die Herzöge Württembergs oder Angehörige und Gäste von ihnen das Renaissance-Schloss im Klosterbereich Hirsau.

Sie ließen sich in Fässern Wasser aus dem Teinacher Sauerbrunnen und Thermalwasser aus Liebenzell anliefern. Die erste Herberge und damit die Möglichkeit des Aufenthalts im späteren Fürstenbad errichtete Huß im Jahr 1525.

Es war fast ein Bruch mit der Tradition, als vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg die Abfüllung von Wildbader Tafelwasser startete. Denn in dem 1883 erschienenen Buch "Das Wildbad im württembergischen Schwarzwald" von Badearzt Wilhelm Renz steht, dass hier das Teinacher Mineralwasser gewissermaßen zuhause war.

Auf Seite 230 hält der Autor fest, dass das Thermalwasser als Trinkkur empfindlichen Patienten auf den Magen geschlagen sei. Wörtlich heißt es weiter: "Statt des Thermalwassers wurde (seit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts) zuweilen nur Teinacher Wasser getrunken."

Dies sollte sich dann zumindest für einige Zeit ändern. Wieder darauf gestoßen ist jüngst Maria Arp in Wildbad, als sie ein kleines Schächtelchen mit Zahnstochern fand, die offensichtlich als Werbegeschenk dienten. Auf der Papierverpackung der spitzen Hölzchen steht: "Wildbader Tafelwasser". Darunter ist zu lesen: "wohlschmeckend und bekömmlich". Maria Arp, die in den 1950er-Jahren mit ihrer Familie im einstigen Hotel Klumpp wohnte, weiß noch, dass es in einem Teil des Erdgeschosses eine Abfüllanlage gab. Auch der Wildbader Rolf Bott erinnert sich aus seiner Lehrzeit: "Bis Mitte der 50er-Jahre musste ich im ehemaligen Hotel Klumpp für meinen Chef den Sprudel holen."

An Abfüllstation steht heute die Sana-Klinik

Wo das "Wildbader Tafelwasser" in den Flaschen landete, steht heute die Sana-Klinik. Aus welcher Quelle dieses kam, konnte der Enztal-Geschichtsexperte Götz Bechtle beisteuern. Er weiß, dass das beidseitig der Enz gelegene Hotel Klumpp eine Leitung vom Auchhalder Brunnen her hatte. Dieser lieferte über eine beträchtliche Distanz reines Quellwasser, das eigentlich in einer Anzeige 1901 erwähnte "zwei hydraulische Personenaufzüge" betreiben half. In schwieriger Zeit besann man sich dann zusätzlich wohl auf die anderweitige Nutzung.

Der Nachfolger von Renz als Badearzt, Wilhelm Josenhans, verfasste ein ähnliches Werk und berichtet darin 1901 über Trinkkuren mit Mineralwasser und Milch. Wörtlich schreibt Josenhans in diesem Zusammenhang: "Ein als Tafelgetränk sehr beliebter Säuerling, in allen Gasthäusern zu haben, ist das Teinacher Wasser."

(hms). Von den vor 120 Jahren angebotenen Trinkbrunnen laut Aufzeichnungen von Badearzt Wilhelm Josenhans kann die Anlage des Eberhardsbrunnens "an der Nordseite des großen Badgebäudes" am Kurplatz bis heute besichtigt werden. Hier spendeten "zwei östliche Röhrenpaare (näher dem Badhotel)" 27 Grad warmes Thermalwasser, die beiden westlichen wärmeres mit 24 Grad und die "zwei mittleren kaltes Trinkwasser". In der Trinkhalle, die gegenüber vom Quellenhof auf der gleichen Enzseite stand, gab es den Königsbrunnen mit "einem Wasser von über 27 Grad." Einen dritten Trinkbrunnen bot – wie auch heute noch zur Selbstversorgung – das König-Karls-Bad, wo damals eine wie auch immer gestaltete "Einrichtung zum Gurgeln mit dem nahezu 28 Grad warmen Wasser bestand."