Bei den anstehenden Arbeiten ist zwischen der betrieblichen und der baulichen Nachrüstung zu unterscheiden. Foto: Kugel

Nachrüstungsarbeiten am Meisterntunnel für 30 Millionen Euro. Zehn Monate Vollsperrung.

Bad Wildbad - Der Meisterntunnel in Bad Wildbad wurde am 6. Juni 1997 in Betrieb genommen. Jetzt stehen Nachrüstungsarbeiten an. Im Frühjahr 2012 soll begonnen werden. Hierbei ist eine etwa zehnmonatige Vollsperrung des Tunnels erforderlich.

Die veranschlagten Kosten betragen für die betriebstechnische Nachrüstung 11,6 Millionen Euro, für die bauliche 16,5 Millionen Euro.

FDP-Landtagsabgeordnete Beate Fauser wollte einen Gesamtüberblick – im vorigen Monat beantwortete das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr ihre Kleine Anfrage. Wie gestern Fauser gegenüber dem Schwarzwälder Boten sagte, gehe es immerhin um knapp 30 Millionen Euro.

Bei Bedarf Radarfallen

Mit Blick auf den miserablen Zustand der Straßen im Land hätte sie sich eine zeitversetzte Sanierung gewünscht. Der Meisterntunnel könne nicht mit dem Gotthard-Tunnel verglichen werden, so die Abgeordnete. Ihrer Auffassung nach passiere in Bad Wildbad nichts, wenn man 70 Stundenkilometer fahre. Zudem könnten bei Bedarf Radarfallen aufgebaut werden. Im Übrigen brauche die Stadt momentan keine weiteren Belastungen.

Die geplanten Maßnahmen umfassen laut Antwort den Umbau und die teilweise Erneuerung der Tunnelbetriebstechnik und der sicherheitstechnischen Einrichtungen. Dies sind: Anlagen zur Tunnelüberwachung mit zugehöriger Leittechnik, Mess- und Regeltechnik, Verkehrssteuerung mit Wechselverkehrszeichen und automatischer Tunnelbeschrankung, Belüftungs-, Beleuchtungs- und Energieversorgungsanlage.

In Abstimmung mit der Stadt Bad Wildbad, "die zuvor im Bereich der Umleitungsstrecke den Überbau der kreuzenden Sommerbergbahn erneuern will", plant das Regierungspräsidium Karlsruhe den Beginn der Nachrüstungsarbeiten für das Frühjahr 2012 – diese erfordern eine etwa zehnmonatige Vollsperrung des Tunnels.

1245 Meter langer Fluchtstollen

Bei der baulichen Nachrüstung wird in einer zweiten Phase ein 1245 Meter langer Fluchtstollen errichtet. Über mehrere Querverbindungen zur Hauptröhre in Abständen von etwa 300 Metern schafft man "sichere Fluchtwege zum Verlassen des Tunnels im Notfall". Ein Baubeginn für den Fluchtstollen ist ab dem Jahr 2013 vorgesehen und kann ohne Sperrung der Hauptröhre erfolgen.

Sicherheitsanforderungen gestiegen

Und warum ist eigentlich die Sanierung des Meisterntunnels zu einem so frühen Zeitpunkt notwendig? Hier teilt das Ministerium mit: Nach den Brandkatastrophen in den Alpentunneln Ende der 1990er-Jahre seien europaweit die Sicherheitsanforderungen gestiegen mit dem Ziel, den Tunnelnutzern die Möglichkeit für eine aktive Selbstrettung über rauchfreie Fluchtwege zu schaffen. Dazu habe die EU-Kommission im April 2004 Mindestanforderungen an die Sicherheit bekannt gegeben.

Die nationale Umsetzung dieser EG-Tunnelrichtlinie sei mit der Fortschreibung der Ausgabe 2006 der "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln" erfolgt, "deren Anwendung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auch für Tunnelbauwerke im Zuständigkeitsbereich der Länder empfohlen wurde".

Nebenbei: Die durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung im Meisterntunnel beträgt etwa 5000 Pkw und 200 Lkw in 24 Stunden.

Nach der Unfallstatistik der Polizei ereigneten sich im Zeitraum vom 1. Januar 2003 bis zum 31. Mai 2010 insgesamt 22 Verkehrsunfälle im Tunnel – davon fünf ohne Fremdbeteiligung.

Bei neun Unfällen verzeichnete man reinen Sachschaden – bei 13 kamen Personen zu Schaden, wobei vier schwer und 15 leicht verletzt wurden. 13 Verkehrsunfälle ereigneten sich im Bereich der "signalisierten Ausfahrt" zum Kurzentrum. Nach den Ermittlungen der Polizei sind die Ursachen hauptsächlich auf mangelnden Sicherheitsabstand (sieben Unfälle), nicht angepasste Geschwindigkeit (sechs) und Vorfahrtverletzung (vier) zurückzuführen.

Die Installation einer stationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlage wurde übrigens bisher nicht in Betracht gezogen.