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Kommunales: Ergebnisse des Fußverkehrschecks im Gemeinderat vorgestellt

Bad Wildbad. Der Verkehr in Bad Wildbad war einer der Schwerpunkte, mit denen sich der "alte" Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschäftigte. Der neue Gemeinderat tagt dann am kommenden Dienstag zum ersten Mal.

Bereits bei der Einwohnerfragestunde wurden zwei Themen dieses Komplexes angesprochen. So ging es zum einen um die schlechte Ausschilderung der Radwege in der "Bikearena Murg-/Enztal". So gebe es kaum mehr Schilder, die die Radwege kennzeichnen würden. "Die stehen als Wracks im Wald", sagte Werner Dürr. Es komme ihm so vor, als ob Bad Wildbad die Fahrer gar nicht mehr wolle. Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser sagte dazu, dass sich die Tourismus GmbH Nordschwarzwald des Landkreises Calw bereits den Strecken annehme. Alle Teilstücke würden nach und nach abgefahren und kontrolliert.

Ramona Bott sagte, dass die Autos in der Häberlenstraße in Calmbach viel zu schnell fahren würden. Durch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Ortsdurchfahrt, der Bundesstraße B 294, auf 30 Kilometer pro Stunde würden außerdem viele Autofahrer diese Straße als Ausweichstrecke nehmen. Bürgermeister Klaus Mack konnte der Bürgerin wenig Hoffnung auf Besserung machen, da die Straße Landesstraße sei und der Antrag der Stadt auf durchgängig Tempo 40 in Calmbach abgelehnt worden sei. Für eine Verbesserung des Straßenzustandes der Häberlen- und Hauptstraße seien zudem keine Mittel vorhanden. Außer der im Rahmen des Stadtsanierungsgebietes geplanten Umgestaltung der Wildbader Straße seien aus finanziellen Gründen keine weiteren Maßnahmen vorgesehen.

Philipp Hölderich von der Stadtplanungsgesellschaft "Planersocietät" stellte die Ergebnisse des Fußverkehrschecks vor, der vor einiger Zeit in Bad Wildbad als Pilotprojekt des Landes durchgeführt wurde.

Im Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung sind einige Punkte daraus aufgeführt, die kurzfristig – und vor allem kostengünstig – umgesetzt werden können. So sollen unter anderem die Wilhelmstraße und der Kurplatz durch einen überbreiten Fußgängerüberweg (FGÜ) in der Uhlandstraße verbunden werden. Stadtrat Jochen Borg (CDU) fragte nach, warum man nicht das seiner Meinung nach auffälligere Schachbrettmuster für die Markierung verwende. Bürgermeister Mack antwortete, dass bei einem regulären FGÜ der Fußgänger Vorrang hätte, bei einem anderen Muster sei dies nicht der Fall. Deshalb habe man sich dafür entschieden.

Als weitere Maßnahme soll der Abbiegeradius in der Alten Höfener Straße/Uferstraße/Mörikestraße zur "Verkürzung der Querungsdistanz" für Fußgänger reduziert werden.

In der Jahnstraße sollen groß dimensionierte Markierungen auf der Fahrbahn zur Sensibilisierung der Fahrzeugführer und Reduzierung der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten beitragen.

Interessante Wegeverbindungen, zum Beispiel vom Uhlandplatz zur Fußgängerzone, sollen durch beispielsweise Tierspuren (Wolfsspuren) zur Lenkung des Besucherstroms gekennzeichnet werden.

Außerdem sollen mehr Geschwindigkeitsanzeigen mit Dialogdisplay zur Beeinflussung des Verhaltens von Autofahrern angeschafft werden. Die, das bestätigte Hölderich, würden tatsächlich Wirkung zeigen.

Kein Placeboeffekt

Als mittelfristige Punkte solle unter anderem die Schulwegeplanung aktualisiert und angepasst werden. Auch sollen die erweiterten Möglichkeiten zur Schaffung von Fußgängerüberwegen genutzt werden. Im Zuge von Maßnahmenkopplungen soll künftig bei Baumaßnahmen die Barrierefreiheit zwingend beachtet werden.

Solch kleinere Dinge könnten schnell angegangen werden. Manche Themen aber, so Mack, seien sehr komplex und es gebe auch einige unlösbare Probleme, etwa an der Engen Brücke oder der Übergang am König-Karl-Stift.

Jürgen Schrumpf (SPD) sagte, dass der Barrierefreiheit viel mehr Beachtung geschenkt werden müsse und sein Fraktionskollege Bruno Knöller wies darauf hin, dass es überall in der Stadt zu wenig Sitzbänke geben würde.

Martin Keppler (CDU) forderte, dass man den Kernproblemen entsprechend Aufmerksamkeit widmen müsse und den Fußverkehrscheck "nicht als Placebo nehmen um die großen Maßnahmen hinten runter fallen zu lassen".

Einstimmig beschlossen die Stadträte die Umsetzung der Maßnahmen.

Seit einiger Zeit ist die Bundesstraße 294 in der Calmbacher Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 beschränkt. Das führt zu der kuriosen Situation, dass auf der schön ausgebauten, breiten und geraden Straße langsamer gefahren werden muss als auf der daneben verlaufenden Landesstraße, die in Calmbach zum Teil Häberlen- und zum Teil Kriegsstraße heißt. Da darf nämlich Tempo 50 gefahren werden. Das führt laut Anwohnern dazu, dass immer mehr Autos die Bundesstraße umfahren und dann, auch noch zu schnell, die Ausweichstrecke nutzen.

Da muss Abhilfe geschaffen werden: Nachdem die Autobahnmaut krachend gescheitert ist, könnte stattdessen eine Häberlenmaut eingeführt werden. Wenn’s ans Geld geht, hört der Spaß auf.

Wie wäre es mit einem "Drive-In-Streetfood-Festival"? Anstatt die Foodtrucks auf den Sommerberg zu stellen, platziert man sie als Verkehrshindernisse auf der Häberlenstraße. Dann hätten die Autofahrer sogar was zu essen, während sie sich durch den Ort stauen.

Oder man geht den "Wildbader Weg": Da kein Geld für die Sanierung da ist, spart man die Straße einfach kaputt, bis die Schlaglöcher so groß sind, dass der Verkehr ganz von selbst ausgebremst wird.