Das Mandolinenorchester Bad Wildbad konnte bei seinem Konzert in der Englischen Kirche viele Besucher begrüßen. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Bad Wildbader Musiker treten in der Englischen Kirche auf / Formationen solcher Zupfinstrumente haben Seltenheitswert

Das Wildbader Mandolinenorchester sorgte jüngst in der Englischen Kirche des örtlichen Kurparks für mächtig Eindruck bei rund 90 interessierten Zuhörern – auch, weil die Musik beileibe nicht alltäglich ist.

Bad Wildbad. "Absolut einmalig, ein Konzerterlebnis!", war die Meinung eines Besuchers, der extra aus Birkenfeld mit der Stadtbahn angereist war, um dem Konzert des Mandolinenorchester Bad Wildbad in der Englischen Kirche zu lauschen.

Die Englische Kirche, im Jahre 1865 gebaut, mit ihren Spitzbogenfenstern und der gewölbten Holzdecke, die einem umgekehrten Schiffsrumpf gleicht, ist der ideale Ort für Konzerte mit kleiner Besetzung. Hervorragend geeignet für ein Konzert mit Saiteninstrumenten wie Mandoline, Mandola, Gitarre und Kontrabass, sowie Cello, Violine und Harfe, die allerdings diesmal nicht dabei waren.

Ein Mandolinenkonzert live ist selten zu hören, da es im Gegensatz zu Blaskapellen wenige Mandolinengruppen gibt – die nächsten musizieren in Karlsruhe, Bretten und Leonberg. So war es nicht außergewöhnlich, dass die Englische Kirche bis auf den letzten Platz besetzt war. Und die rund 90 Zuhörer wurden nicht enttäuscht, denn die Mitwirkenden boten einen wunderbaren Klang, der begeisterte.

Das Mandolinenorchester Wildbad besteht seit mehr als sechs Jahrzehnten und musiziert seit vielen Jahren unter der Leitung von Sebastian Weber, der selbst mitspielt. Mit der Ouvertüre "Mignonette" (Komponist Josef Baumann) wurde das Programm eröffnet, eine heitere teilweise spritzige Melodie, der ganz im Gegensatz dazu Händels "Suite Nr. 4 in d-moll" folgte, die von den Mitwirkenden sehr schön und klangvoll interpretiert wurde. Nach der "Chaconne" von Hermann Ambrosius begeisterte die "Mandolinenserenade" aus der komischen Oper "Der eifersüchtige Liebhaber" des belgisch-französischen Komponisten André E. M. Grétry.

Südamerikanische Emotionen in deutschem Kurort

Alle elf Mitwirkenden (zwei Spielerinnen fehlten aus gesundheitlichen Gründen) des Mandolinenorchesters Bad Wildbad, das zum Musikverein Wildbad gehört, sind Laienmusiker und stammen aus der gesamten Region Nordschwarzwald. Ihre Begeisterung für die Zupfmusik erfordert, dass sie nicht nur zum Konzert, sondern vor allem zu den Proben weite Anfahrten in Kauf nehmen müssen. Sicherlich am längsten dabei ist Karl-Heinz Werner, dessen Vater das kleine Orchester vor 65 Jahren gegründet hatte. Werner spielt nicht nur die erste Mandoline, sondern moderiert und erklärt auch gekonnt die einzelnen Stücke.

So erfuhren die Zuhörer auch etwas über Amadeo Amadei (1866-1935), dessen "Intermezzo Capriccioso", eine ausgesprochen romantisch-heitere Komposition anschließend erklang. "Argentinisch" und "Rumba für Zupforchester" waren zwei betont rhythmische Kompositionen, mit denen das Programm fortgesetzt wurde, wobei natürlich die zarten Klänge der Mandolinen und der anderen Saiteninstrumente die Zuhörer zu südamerikanischen Emotionen verleitete.

Mit "Drei altmodische Tänze" einer Komposition von Konrad Wölki (deutscher Komponist, Mandolinist und Musikpädagoge, der zur musikkritischen Würdigung des Zupforchesters beitrug) gefielen die Zupfer besonders, weil tatsächlich in diesem Werk eine eiernde alte Schelllackplatte zu hören war – sehr zum Vergnügen der Zuhörer. Das bekannte "‘s wonderful" aus Gershwins Musical "Funny Face" beschloss das musikalische Programm, das lange anhaltenden Beifall bekam, wofür sich die Mitwirkenden mit zwei weiteren Zugaben bedankten.

Auch die Mitwirkenden freuten sich über so viel Zulauf und den begeisterten Applaus der Zuhörer.