Sie arbeiten täglich von Sonnenaufgang bis zum Untergang, um Sprollenhaus bald mit schnellem Internet zu versorgen: Bauarbeiter aus verschiedenen Nationen, die gemeinsam die Tiefbauvorarbeiten in Sprollenhaus, Christophshof und Nonnenmiss durchführen. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Breitband: Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur in Sprollenhaus und Christophshof läuft auf Hochtouren

Im Bad Wildbader Stadtteil Sprollenhaus wohnen, zusammen mit dem nördlichen Teil von Nonnenmiss sowie dem Christophshof, knapp 1000 Einwohner. Der Ort liegt ländlich, direkt am Wald mit bester nahezu staubfreier Luft, günstigem Klima, tollem Wandergebiet, zufriedenstellender Busanbindung, also fast ideal. Allerdings einen großen Nachteil hat Sprollenhaus: Die Verbindung ins Internet ist katastrophal. Das soll sich aber bald ändern.

Bad Wildbad-Sprollenhaus. Wer in Sprollenhaus, Nonnenmiss oder Christophshof zu den Stoßzeiten am Spätnachmittag und abends ins Internet will, muss entweder lange warten oder erhält die Mitteilung "Server nicht erreichbar".

Dies soll bald ein Ende haben, denn die Stadt Bad Wildbad hat sich der Initiative des Landkreises Calw finanziell angeschlossen, mit einem Breitband-Glasfasernetz die bisherigen schwachen Kupferleitungen für Internet und Telefonie zu erneuern sowie ein schnelles Netz aufzubauen. Mit einer gut besuchten Informationsveranstaltung in der Sprollenhäuser Festhalle im Februar wurde der Netzbauer NetzeBW, ein Unternehmen der EnBW, vorgestellt, das die Leerrohre verlegt, in das die Glasfaserkabel dann eingeblasen werden.

Seit Mai wird gebaut. Die Firma Küntzler Tiefbau GmbH aus Glatten (Kreis Freudenstadt) führt die Erdarbeiten und die Leerrohrverlegung durch. Wobei sowohl die Straßen für die Hauptstränge als auch die Zuleitungen für die einzelnen Gebäude ausgebuddelt werden müssen, denn die Hauptrohre müssen 80 Zentimeter, die Hauszuleitungen 60 Zentimeter tief unter der Oberfläche verlaufen.

Die Firma Küntzler Tiefbau ist seit 37 Jahren im Bereich Tiefbau allgemein, Spezialgebiet Netzbau/Kabelbau, tätig. Sie bietet Komplettlösungen inklusive Montage aus einer Hand. Dies hat den Vorteil, dass der Kunde lediglich einen Ansprechpartner hat.

Die Bauarbeiten wurden und werden von einer internationalen Bautruppe durchgeführt, die sich größte Mühe gibt, alles zur Zufriedenheit der Kunden zu erledigen, und dies sind nahezu immer die Hausbesitzer.

Drei Wochen lang war der achtköpfige Bautrupp im Ginsterweg unterwegs, bestens ausgerüstet und sehr gut und zuverlässig arbeitend. Sie heißen Daniel, Cosel, Ilja, Adrian; Aglon, Jeton, Iliir und Mario und kommen aus Rumänien, Kosovo, Albanien und Kroatien. Alle verstehen Deutsch, einer lebt bereits seit 20 Jahren mit seiner Familie in Deutschland, andere kürzer, aber die Arbeit gefällt ihnen hier. Manche, vor allem die Jüngeren, sind alleinstehend und fahren mehrmals jährlich zu ihren Familien in ihre Heimat zurück.

Sie sind erstaunlich fröhlich bei den Arbeiten, auch wenn sie in der Hitze des Sommers an der Baiskurve tagelang mit dem Granit kämpften oder bei Nieselregen im Ginsterweg auf regennassen Wiesen graben müssen. Aber auch ihre Kunden sind dankbar und laden die Männer zum Vesper ein oder stellen Kisten mit Sprudel zur Verfügung. "Ginsterweg ist klasse", meint einer der Tiefbauarbeiter, die zum Teil eine spezielle Ausbildung erhalten haben, damit sie mit der "Rakete" auch treffen.

Arbeiten mit der "Rakete"

Die "Rakete" ist ein etwa zwei Meter langes Bohrgerät, das sich, mit Druckluft vom Kompressor angetrieben, in 60 Zentimeter Tiefe durch den Boden "hämmert" und, damit es das Ziel in zehn Meter Entfernung auch trifft, entsprechend genau ausgerichtet werden muss. Kleinere Steine werden beim Vortrieb zerstört, bei großen Brocken muss allerdings aufgegraben werden. Im Ginsterweg mussten rund 60 Hausanschlüsse gelegt werden, das heißt, die Leerrohre wurden bis ins Haus eingeführt, wobei viele Garagenzufahrten ausgehoben und wiederhergestellt sowie etliche Wanddurchbrüche im Erd- oder Kellergeschoss gemacht werden mussten.

"Leute hier prima", meint einer der Bauarbeiter, nicht nur, weil sie für die Arbeiter Essen oder Trinken bereitstellten, sondern weil sie mit Verständnis die Arbeiten, die nicht gerade angenehm (Lärm, Schmutz) für die Hausbesitzer waren, mit Verständnis und Wohlwollen verfolgten.

Nur noch wenige Anschlüsse sind im Ginsterweg und in Sprollenhaus zu legen, dann könnten die Glasfaserleitungen eingeblasen und anschließend die neuen Leitungen im Haus verlegt werden. Der Glasfaser-Netzbetreiber ist die "brain4kom AG" mit Sitz in Gaggenau als regionaler Anbieter für schnelles Internet und Telefonie. Bis zum Spätjahr soll alles fertig sein, versprach Bürgermeister Klaus Mack in der Informationsveranstaltung im Februar, und auch Bernd Land vom Landratsamt Calw, Dezernat 1 (Innere Organisation und ÖPNV), Eigenbetrieb Breitband Landkreis Calw meint: "An Weihnachten können Sie ganz schnell surfen und telefonieren." Die Sprollenhäuser würden sich freuen, wenn’s klappt, denn bisher dauert das Herunterladen eines Filmes "bloß" 26 Stunden.