Ihren 90. Geburtstag feiert Gertrud Hölzel am 9. April in Bad Wildbad.Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Gertrud Hölzel aus Christophshof feiert am 9. April ihren 90. Geburtstag

Bad Wildbad-Christophshof. "Man muss Gott dankbar sein, wenn man in meinem Alter noch klar im Kopf ist!" Und wenn man sich mit der heute 90-jährigen Gertrud Hölzel unterhält, dann muss sie sogar sehr dankbar sein. Denn die am 9. April 1931 geborene Calmbacherin, Zündel im Spießfeld ergänzt sie gleich, hat in ihrem Leben viel mitgemacht. Sie ist auch heute noch allem Neuen aufgeschlossen, sieht das Leben positiv, hat viele Kontakte, vor allem mit der Familie, obwohl ihre Ehe kinderlos war.

Als Älteste von sechs Kindern war sie zu Hause stets für die "Kleinen" verantwortlich, erlebte Kriegs- und Nachkriegsjahre, und erlernte nach der Schulentlassung mit 14 Jahren die Damenschneiderei. Damals gab es kaum neue Stoffe, es fehlte an Nadeln und Faden. Gertrud musste meist aus alten Kleidungsstücken Neues herstellen, was ihr immer recht gut gelang.

1952 heiratete sie Kurt Hölzel, den sie in der Rheumaheilstätte der Landesversicherungsanstalt in der Paulinenstraße kennengelernt hatte. Hölzel war nach einem Unfall in französischer Kriegsgefangenschaft querschnittgelähmt. Eigene Kinder, bedauert Gertrud Hölzel, hatte sie nicht, dafür Pflegekinder. Kurz nach der Hochzeit kam der fünfjährige Neffe, der zuvor im Waisenhaus lebte, in ihre Familie, wo er bis ins 18. Lebensjahr aufwuchs. Er lebt heute in Kanada und hat oft Kontakt mit der Jubilarin. Danach kam eine Tochter ihrer Schwester zu ihr, die in Calmbach ihre Kinder- und Jugendjahre verbrachte. Deren Kinder wiederum, die in der Nähe wohnen, nennt sie ihre "Enkel", und die kommen heute noch gerne ins Haus Hölzel.

Fast jedes Jahr waren Kurt und Gertrud Hölzel trotz der schweren Behinderung ihres Mannes im Urlaub, immer wieder in Spanien, und natürlich regelmäßig zur Kur in Bad Aibling. 2011 starb Kurt Hölzel nach langem und mit großer Geduld ertragenem Leiden.

Großes soziales Engagement

Durch eine ihrer Schwestern, die ein freiwilliges soziales Jahr in Angola in einer Missionsstation verbrachte, erfuhr Gertrud Hölzel von der unsäglichen Not der dort lebenden Menschen. Deshalb engagiert sie sich in der Adventgemeinde und unterstützt ADRA (Adventist Development and Relief Agency), eine weltweit tätige Hilfsorganisation. Sie sammelte Spenden, verschickte Päckchen und Pakete und gründete schließlich einen Handarbeitskreis zugunsten dieser Organisation, in der sie mehr als drei Jahrzehnte lang bei deren Basaren und Weihnachtsmärkten aktiv dabei war.

Und heute? Sie fühlt sich eigentlich noch ganz gut in ihrem Haus, es "geht eben alles etwas langsamer!" Natürlich versorgt sie sich selbst, nur die schweren Sachen kauft bisweilen jemand für sie ein. Zum heutigen 90. Geburtstag werden Glückwünsche von mehr als einem Dutzend "Enkeln" bei ihr eintreffen, die sie gerne besucht hätten, was aufgrund der Covid-Pandemie nicht möglich ist. Aber das will sie auf jeden Fall noch nachholen.