Enzklösterle will die Tourist-Info künftig wieder selbst betreiben. Die Vermarktung soll überregional erfolgen. Foto: Kijak

Enzklösterle will Tourist-Info wieder in Eigenregie betreiben. Zusammenarbeit künftig über Touristik Nördlicher Schwarzwald.

Oberes Enztal - Paukenschlag im Enztal: Die drei Kommunen Enzklösterle, Bad Wildbad und Höfen lösen die gemeinsame Zusammenarbeit im Tourismus auf. Die Gemeinde Enzklösterle will ihre Tourist-Info wieder in Eigenregie betreiben.

Im Jahr 2013 hatten sich Enzklösterle, Höfen und Bad Wildbad unter dem gemeinsamen Dach des "Enztals" zusammengeschlossen und vermarktet. Die Touristik Bad Wildbad GmbH hat daraufhin den Betrieb der Tourist-Info Enzklösterle inklusive des Veranstaltungsbereiches übernommen. In einem "gemeinsamen Strategiegespräch" hätten die Bürgermeister Sascha Dengler (Enzklösterle), Heiko Stieringer (Höfen) und Klaus Mack (Bad Wildbad) gemeinsam mit Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser die bestehenden Strukturen überprüft, heißt es in einer gemeinsamen Pressemeldung der drei Kommunen.

Da seit August 2013 alle drei Kommunen außerdem der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald (TNS) als Gesellschaftergruppe "Enztal" beigetreten seien, vermarktet sich das Tal nicht mehr unter dem Titel "Enztal", sondern gemeinsam mit den anderen Kreiskommunen unter dem Dach der regionalen Tourismusgesellschaft, heißt es weiter. Die TNS mit Ihrem Geschäftsführer René Skiba arbeite "sehr erfolgreich" und erstelle inzwischen auch die Gastgeberverzeichnisse. "Eine zusätzliche Ebene ›Enztal‹ hat sich demnach überholt. Wir wollen unsere Finanzmittel deshalb effektiv einsetzen und das Enztal im Nördlichen Schwarzwald aufgehen lassen", so die Bürgermeister. Mit der TNS habe die Region eine schlagkräftige Organisation im Gesamtgefüge des Schwarzwalds. Genau diese Destinationsbildung sei ebenfalls eine Zielsetzung des neuen Landestourismuskonzepts.

Der Gemeinderat der Gemeinde Enzklösterle habe in seiner Klausurtagung in diesem Zuge festgelegt, die Tourist-Info Enzklösterle wieder in Eigenregie zu übernehmen. "Wir wollen uns auf die Produktentwicklung vor Ort konzentrieren und partnerschaftlich, als Teil des Enztals, unseren Beitrag für eine positive Weiterentwicklung der Region leisten", so Dengler. Die Vermarktung finde dann über die TNS statt. Die Vereinbarung des Betriebs der Tourist-Info mit der Stadt Bad Wildbad werde daher in beiderseitigem Einvernehmen zum 31. Dezember 2019 aufgelöst. Dengler bedankte sich für die "gute Arbeit" der vergangenen Jahre: "Die Touristik Bad Wildbad hat sich mit viel Engagement und Know-How für die touristischen Belange des Heidelbeerdorfes eingesetzt."

Die Gesellschaftergruppe "Enztal" und damit die Vereinbarung über die Enztalkooperation bleibe indes bestehen. Auch das Staatsbad sei Mitglied dieser Gesellschaftergruppe. Mack werde also das Tal weiterhin im Aufsichtsrat der TNS vertreten. Regelmäßige Abstimmungsgespräche sollen den Informationsfluss sicherstellen. "Wir wollen ein starker Partner und Ideengeber in die regionale Vermarkungsgesellschaft sein", so die Enztal-Schultes’. Die Profilschärfung der einzelnen Tourismus-Orte und ihrer jeweiligen Produkte soll also in Zukunft jede Gemeinde für sich übernehmen, die Vermarktung erfolge rein auf regionaler Ebene. "Wir werden schlanke Strukturen haben und regional stark aufgestellt sein", sind sich die drei Bürgermeister einig.

Überregionale Vermarktung

Bei einer gemeinsamen Evaluierung "kamen wir übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass eine Vermarktung des Oberen Enztals überregional künftig durch die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald erfolgt, da für die Gäste mitunter unklar war, welche Plattform (Enztal, Bad Wildbad, Höfen an der Enz oder Enzklösterle) gerade wahrgenommen werden soll", teilt Dengler auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten mit. Da man sich jedoch "als starkes Enztal mit all unseren Vorzügen überregional präsentieren" wolle, bedürfe es aber "schlanker Strukturen und mit der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald einem Partner, der uns alle vertritt", so Dengler weiter.

Um allen Belangen und Bedürfnissen unter diesen neuen Voraussetzungen gerecht werden zu können, hätten Gemeinderat und Verwaltung der Gemeinde Enzklösterle beschlossen, künftig die Produktentwicklung vor Ort, mit einer eigener Touristikleitung zu stemmen. Dies ermögliche es der Stadt Bad Wildbad, der Gemeinde Enzklösterle und der Gemeinde Höfen, "weiter gemeinsam als Enztal aufzutreten, während die reine Entwicklungsarbeit, ohne Zwischenschritte in den jeweiligen Kommunen fortgeführt werden kann", sagt Dengler, der anfügt: "Wir sehen das Enztal als eine Einheit an, die durch das jeweilige Angebot der Kommunen immer attraktiver wird. Das bisherige Kirchturmdenken ist heutzutage nicht mehr angebracht, denn die Gäste und wir alle profitieren von den Angeboten, die Höfen, Bad Wildbad und Enzklösterle, als Teil des Ganzen, beisteuern", teilt Dengler weiter mit.

Künftig werde die Tourist-Information Enzklösterle aus einer Leitungsposition und einer weiteren Mitarbeiterin bestehen. Bisher angestoßene Projekte "laufen natürlich weiter, denn hier spielt es keinerlei Rolle wer die Abwicklung künftig übernimmt", sagt Dengler.

"Für Enzklösterle ist es eine wirtschaftliche Entscheidung, ab wann eine Eigenregie wieder Sinn macht. Das respektiere ich. Das ändert aber auch nichts an unserer guten Zusammenarbeit. Gemeinsame Projekte sind ja nach wie vor möglich", sagte der Bad Wildbader Bürgermeister zur aktuellen Situation. Eine personelle Veränderung wird es dabei geben, bestätigte Mack: "Bei der damaligen Vereinbarung ging eine Mitarbeiterin von Enzklösterle auf die Touristik Bad Wildbad GmbH über. Diese Personalübernahme wird wieder rückgängig gemacht. Die sonst frei werdenden Kapazitäten werden wir zur Umsetzung eines Tagungskonzeptes und verstärkte Aktivitäten im Marketing verwenden."

Am wenigsten betroffen ist laut Stieringer die Gemeinde Höfen. "Das tangiert uns gar nicht", sagte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die touristischen Betriebe der Gemeinde würden sich sowieso bereits eigenständig selbst vermarkten. Klar sei für ihn aber, dass er keine Personalstelle für den Tourismus schaffen könne. Enzklösterle habe andere Zielvorstellungen als Höfen, erklärte er die Entwicklung. Für ihn sei wichtig, dass die Zusammenarbeit künftig weiter "auf dem kleinen Dienstweg" erfolgen könne, etwa wenn gemeinsame Busse zum Würzbacher Bauerntheater geplant würden oder ähnliches.

Vor allem könnten so aber Kosten eingespart werden. Als größten Posten nennt Stieringer zum Beispiel die gemeinsame Webseite www.enztal.de. "Ich wusste gar nicht, dass es die gibt", sagte er. Und das sei wohl nicht nur ihm allein so gegangen, denn die Klickzahlen seien "nicht berauschend" gewesen. "Das kostet uns 15 000 Euro im Jahr", so der Bürgermeister weiter. In Zukunft soll die Internetseite, die im Moment noch aktiv ist, umgeleitet werden, "damit die Interessierten nicht verloren gehen", gab Mack Auskunft.