Kabarettistin und Schauspielerin Dorit Gäbler war bei zwei Auftritten im Kurtheater zu erleben. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Chansonnière und Schauspielerin liefert beeindruckende Auftritte ab

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Sie ist nicht nur eine starke Frau, sondern auch eine hervorragende Schauspielerin, Chansonnière, Entertainerin, Kabarettistin – und im Westen von Deutschland nur wenig bekannt: Dorit Gäbler.

Jetzt gastierte die Künstlerin im Königlichen Kurtheater in Bad Wildbad mit zwei ausgezeichneten Programmen: "Starke Frauen" und "Rote Rosen für Mackie Messer." Nach ihrer Tournee in den Ostseebädern mit bestens besuchten Kabarett-Auftritten traf sie in Bad Wildbad nur auf ein sehr kleines Publikum. Aber sie spielte, als ob die Reihen knüppeldicke voll wären. Und in Bad Wildbad war sie keineswegs unbekannt, denn sie trat in den vergangenen Jahren schon zweimal mit ihrem Porträt über Hildegard Knef und einer Hommage an Marlene Dietrich im Kurtheater auf.

In "Starke Frauen" bedauert und ebenso bewundert sie das "Heimchen am Herd" und formuliert mit etwas Spott die Wünsche, Sehnsüchte und Forderungen der Frauen in zahlreichen Szenen mit köstlichen und tiefgründigen Chansons, von denen die meisten aus der eigenen Feder stammen. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und stellt schließlich die Frage: "Sind Frauen die besseren Männer?" "Starke Frauen haben immer Freunde", meint die Künstlerin und philosophiert durchaus humorvoll darüber, was es bedeutet, ein Freund zu sein beziehungsweise einen Freund zu haben. Ihre geistreichen Bonmots wie "Wer Etiketten am Anzug hat, sollte auch Etikette sein" oder konkretisiert "Wo Boss drauf steht, sollte auch ein Boss drin sein" gefielen den männlichen Zuschauern durchaus.

"Die erste Liebemuss nichtdie tiefste sein"

Ihre Songs handeln natürlich auch von der Liebe, aber "Die erste Liebe muss nicht die tiefste sein!" Sehr tiefgehend das Chanson "Warum ich?", in dem ein von Rowdys zusammengeschlagener Krüppel im Rollstuhl feststellt, dass er als Opfer lebenslang leidet, während die Täter nach relativ kurzer Haft wieder in ihr altes Leben zurückkehren.

Durchaus nostalgisch ihre Chansons über die Erlebnisse der Jugendzeit "Die alte Gegend" und "Was bleibt?" Und zum Schluss, wie bei vielen ihrer Auftritte das Lied, das Hildegard Knef bei einem ihrer letzten Auftritte in der Schweiz sang: "Wenn der Wind weht."

Bei ihrem zweiten Auftritt im Kurtheater beeindruckte Gäbler mit einem kriminell-kabarettistischen Chanson-Abend. Diesmal waren es viele bekannte Songs, unter anderem von Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper "Mackie Messer" in mehreren Variationen oder "Rote Rosen". Etwas Besonderes waren die kaum bekannten "Klampfenlieder" von Bertolt Brecht. Dazwischen viel schwarzer Humor, so dass es den Zuschauern in den Sesselreihen durchaus gruselig den Rücken hinauf- und herunterlief. Ein Eindruck vom Nachtbar-Milieu des Berlins der 20er-Jahre zeigte die gar nicht so gute alte Zeit. Köstlich das "Lieblingslied eines Junggesellen, der kocht" oder "Der erste Mann". Natürlich war Georg Kreislers "Geh’n mer Tauben vergiften im Park" dabei, aber auch unbekannte Chansons aus eigener Feder.

Kurz: Es war ein krimineller und vergnüglicher Chanson-Abend einer ausgezeichneten und bewundernswerten Dorit Gäbler, die trotz ihres Alters – im Januar wurde sie 72 – topfit ist und ihr Publikum mitreißend begeistert. Lange anhaltender Applaus gab es im Kurtheater, das sie zauberhaft findet und dem sie viele Besucher bei leichten, heiteren Stücken wünscht, wie sie in einem Gespräch mitteilte.