Auch am Freitagnachmittag gegen 14 Uhr gab es noch lange Schlangen an der Sommerbergbahn. Schlimmer war es aber morgens: Da mussten die Fahrgäste bis zu zwei Stunden warten. Fotos: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Großer Besucheransturm am Freitag auf Bad Wildbad / Tagesgäste verhalten sich diszipliniert / Informationen nötig

Das hat Bad Wildbad so schon lange nicht mehr erlebt: Weitere Lockerungen im Rahmen der Corona-Pandemie, der erste richtig schöne Tag sei einiger Zeit und dazu noch Pfingstferien beziehungsweise Brückentag sorgten dafür, dass die Stadt und vor allem der Sommerberg geradezu überrannt wurden von Besuchern.

Bad Wildbad. "Das ist sogar schlimmer als vor Corona", stöhnt Michael Kreiss. Seit zwei Jahren wohnt er in Bad Wildbad und achtet im Auftrag der Stadtverwaltung darauf, dass die Besucher von auswärts nicht mehr auf den Sommerberg fahren, wenn oben alle Parkplätze, inklusive der privaten vom Sommerberghotel geschlossen sind.

Und diese Besucher strömten vor allem am Freitag in Massen in Richtung Sommerberg. Dabei nahmen sie an dem Brückentag auch durchaus weite Anfahrten in Kauf. Kennzeichen aus ganz Baden-Württemberg waren zu sehen – und sogar darüber hinaus: "MOS" (Mosbach), "GD" (Ostalbkreis/Schwäbisch Gmünd) und sogar "SÜW" (Südliche Weinstraße) aus Rheinland-Pfalz waren da unter anderem zu lesen.

Bevor aber das Freizeitvergnügen losgehen konnte, standen die Besucher erst einmal im Stau. Sogar der Radio-Verkehrsfunk meldete am Freitag noch bis etwa 13 Uhr "acht Kilometer stockender Verkehr, zu hohe Verkehrsbelastung durch Anreiseverkehr auf den Sommerberg". Relativ schnell war deshalb auch der öffentliche Parkplatz auf dem Sommerberg voll, ebenso die privat vermieteten, unter anderem beim Sommerberghotel.

"Man könnte meinen, die sind alle aus dem Gefängnis entlassen worden", sagt Kreiss. Damit meint er die Autofahrer, die auch wegen Corona für lange nicht mehr gekannte Autoschlangen sorgten. Natürlich weiß auch Kreiss, dass viele das schöne Wetter, die Ferien und den Brückentag nutzen würden. Deshalb hat sein Arbeitstag auch bereits um 10 Uhr angefangen, deutlich früher als sonst. Dabei ist auch nicht jeder Autofahrer einsichtig. Wenn der Parkplatz auf dem Berg voll ist, sperrt er unten am Kreisverkehr die Ausfahrt in Richtung Sommerberg. Das will nicht jeder einfach so hinnehmen. Drei Mal sei ihm allein am Freitagmorgen die Absperrung umgefahren worden. Und einmal hätte ihn sogar ein Auto mit dem Spiegel gestreift, als der Fahrer rechts über den Gehweg an der Absperrung vorbei fuhr.

Viele Besucher parkten auch in der Stadt. Aber auch hier gab es bald kaum noch Stellplätze, sogar der neue Parkplatz mit 100 Stellplätzen, der hinter den Stadtwerken auf dem Gelände der alten Salzhalle entsteht und in diesem Jahr nur provisorisch geöffnet ist, war schnell voll, ebenso die Stellplätze an der Marienruhe. Deshalb gab es auch an der Bergbahnstation – vor allem am Morgen – lange Schlangen. Kreiss erzählt davon, dass die Menschen bis zu zwei Stunden angestanden seien, bis sie endlich in die Bergbahn einsteigen konnten. Das war natürlich dem großen Besucheranstrom geschuldet – aber auch den Hygiene- und Abstandsregeln durch die Corona-Pandemie. Denn die Personenzahl bei der Bergbahn wurde auf 42 pro Fahrt begrenzt, das sorgt auch für längere Wartezeiten.

Bürgermeister Klaus Mack freut sich, "dass wieder Leben in der Stadt ist". Die vielen Besucher vor allem aus dem weiteren Umkreis zeigten, dass die Restart-Kampagne funktioniere. "Man merkt, die Leute wollen wieder raus. Der Tourismus ist da", so Mack weiter. Auch die Restaurants und Biergärten in der Stadt seien voll, so Mack weiter. Das freue ihn besonders, da es die Gastronomie bislang wegen Corona ohnehin schwer gehabt habe.

Trotz des großen Ansturms seien die Besucher diszipliniert, stellte Mack fest. Das bestätigte auch Tino Klein vom Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg. Auch dort gab es längere Schlangen als üblich, teilweise standen die Besucher den halben Emmaweg in Richtung Bergbahnstation an. Das sei aber natürlich auch coronabedingt, so Klein. Deshalb habe man vermehrt Personal eingesetzt, um die Leute bereits in der Warteschlange zu informieren. Außerdem habe man die zweite Kasse in Betrieb genommen, die eigentlich wegen Corona derzeit geschlossen sei. Aber auch hier habe man extra Personal abgestellte, das die Besucher darauf hingewiesen habe, auch im Kassenbereich die Abstandsregeln einzuhalten.

"Es ist wie an einem Schönwetter-Sonntag in den Ferien", freute sich Klein über den Besucherandrang. Wichtig sei es, die Besucher zu informieren und "mitzunehmen", dann seien sie auch diszipliniert. "Die Leute wissen, auf was sie sich einlassen, und sie sind auch dankbar, dass sie informiert werden", etwa wenn sie an der Kasse oder in der Schlange für eine Erlebnisstation auf dem Baumwipfelpfad anstehen, eigentlich aber ganz woanders hin möchten. Auf dem Baumwipfelpfad selbst verteile sich der Besucherstrom "automatisch, dadurch, dass die Besucher bereits an der Kasse Abstand halten", so Klein weiter. Und auch mit der maximalen Besuchergrenze hat er keine Probleme. Diese Zahl sei so hoch, "die hätten wir vielleicht gerne, erreichen sie aber nicht", sagt er schmunzelnd. Das Gleiche gelte im Übrigen auch für den Abenteuerwald. Auch hier werde trotz großen Andrangs die maximale Grenze nicht erreicht.

Zufrieden zeigt man sich auch bei der Hängebrücke Wildline. Hier dürfen maximal 200 Besucher gleichzeitig auf die Brücke, aber Sina-Rabea Schlegel, die Leiterin des Wildline-Besucherzentrums, gab Entwarnung: "Das verteilt sich gut. Es gab keinen Stau auf der Brücke." Auch sonst habe es zwar viele Besucher, aber keine Probleme gegeben. Man achte darauf, dass die Besucher aus beiden Richtungen auf der jeweils rechten Seite bleiben. Auch im Besucherzentrum und im Kassenbereich achte man darauf, dass die Abstandsregeln eingehalten werden und beispielsweise nur zwei Personen gleichzeitig im Besucherzentrum seien.