"Sagenhafte Heimat": Fritz Barth erzählt von einem unseligen Edelmann, der arglose Wanderer erschreckt.
Bad Wildbad - Im Rahmen unserer Leseraktion "Sagenhafte Heimat" verfasste Fritz Barth aus Calmbach einen Beitrag, der sich um einen flammenden Ritter dreht.
"Zwischen der Lehensägmühle und Calmbach, so sagt man, habe man in früherer Zeit und auch noch heutzutage einen brennenden Ritter auf seinem Ross durch die Wälder reiten sehen. Hauptsächlich auf dem oberen Eiberg, nicht weit von der ehemaligen Burg, kann man in mondhellen Nächten den schallenden Klang seiner klappernden Rüstung vernehmen. Es wird erzählt, er reite so schnell, dass er an zwei Stellen gleichzeitig sein könne. Mit zum Kampf erhobener Lanze galoppiert er des Nachts zwischen den Bäumen umher, und man könnte meinen, dass er ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen hat.
Obwohl noch niemand etwas sah, wogegen es sich für den Ritter zu kämpfen lohne, reitet er ständig und unbeirrt gegen etwas an, das sich scheinbar nur seinen brennenden Augen offenbart.
Verschiedene Einwohner dieser Gegend sagen, es sei besser, wenn man sich dem Ritter nicht in den Weg stelle, denn mit seiner Lanze würde er jeden durchbohren. Doch ist niemandem bekannt, dass der unselige Edelmann schon irgendjemandem etwas zuleide getan hätte. Einmal, so wurde überliefert, habe eine Bauersmagd gesehen, wie der Ritter seine Lanze in etwas stieß, das nur aus Rauch und Nebel zu bestehen schien, und dabei ein gar schauerliches Gebrüll verlauten ließ. Doch schon damals schenkte niemand der Magd Glauben, weil sie als Schwätzerin bekannt war, und sich gern wichtig machte. Sei es, wie es wolle! Erzählt wird aber, dass man den flammenden Ritter in der jüngsten Zeit wieder des Öfteren gesehen hat und dass er seltsamerweise nicht mehr nur einem unsichtbaren Etwas entgegenreitet, sondern sich neuerdings einen Spaß daraus macht, arglose Wanderer, die sich des Nachts zu weit in den tiefen Wald vorwagen, zu erschrecken und aus dem Wald zu jagen. Dies sollte jedem zu denken geben, der sich des Nachts aufmacht, seinen Weg vorbei an der alten Burgstelle Eiberg zu nehmen, denn dort ist’s nicht geheuer!
Zum Ort, nach der Oberamtsbeschreibung von 1860: "Auf dem Eiberg, etwa 1/8 Stunde östlich der straße von Wildbad nach Dobel, stand das gleichnamige Bergschloß und soll nach der Volkssage ein Ort gestanden haben; man findet daselbst noch einen rund ausgemauerten, (...) Brunnen, von dem ein Weg zu dem Schlosskopf geführt haben soll." Wunschdenken: "Eiberg, Grenzberg; Licht fall ein auf einen uralten Mauerstein, laß’ reden ihn, wenn auch nur leis, vielleicht gibt er sein geheimnis preis. Berg- schloß? Dorf Eiberg? sage klar, was dort droben und wie’s früher war. Doch der Stein bleibt stumm und redet nicht, bringt in’s Ungewisse kein licht."