Das Frauenteam der "Rasenden Einhörner" belegte den zweiten Platz in der Teamwertung. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Die "wahren olympischen Spiele des Enztals" sorgen für viel Spaß bei Zuschauern und Teilnehmern

Strahlende Gesichter und strahlender Sonnenschein für ein sportliches Ereignis das bei arktischen Temperaturen seinesgleichen sucht. Marcus Eisele, Vorstand der Skizunft Wildbad ist mehr als zufrieden mit dem diesjährigen Fassdaubenrennen.

Bad Wildbad. "Wir hatten 70 Teilnehmer und das im Alter von sieben, Konstantin Müller, bis sechzig Jahre mit Ute Thomas", so Eisele. Er wertet das als schönen Beweis für die Tradition des Fassdaubenrennens, das seit 1923 stattfindet.

Früher war das Rennen nur für die Schüler des Ortes, heute ist es eine Veranstaltung, die Spaß macht und daher auch viele Erwachsene anlockt, die bereits im Kindesalter auf den Fassdauben gestanden und mutig die Hürden genommen haben. Für ein besonderes Jubiläum hat auch Wolfgang Treiber aus Bad Wildbad seine handgefertigten Fassdauben angeschnallt. Genau vor 50 Jahren war er als Achtjähriger zum ersten Mal beim Hindernislauf auf dem Sommerberg unterwegs – und zeigt als Beweis stolz seine Urkunde aus dem Jahr 1968.

Heute wie einst wird das Rennen auf Fassdauben, also gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, gewertet. Traditionell ist die Daube, für Riemen als Halt für die Schuhe, durchgebohrt. Schrauben, Nägel und weitere Metallteile sind nach den Regularien verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuß und nach hinten zwei weitere Riemen die Ferse. Der Rest ist ein Balanceakt auf einem gebogenen Stück Holz. Das wiederum ist sehenswert für die vielen Zuschauer, die die individuellen Fortbewegungsaktionen der sportlichen Rennfahrer bewundern.

Ohne Stahlkante wie bei einem modernen Ski ist die Fahrt auf einer Fassdaube mehr als nur ein Abenteuer, es gibt keinen Halt und keine Bremse. Zudem gilt es die größtmögliche Auflagefläche zu nutzen um damit auch noch möglichst elegant und rasch voran zu kommen.

Das Rennen, das mit Langlauf startet, bietet zudem ein rasantes Abfahrtsrennen mit zwei Schanzen. Eisele nennt das die "Nordische Kombination für Fassdauben", denn einen vergleichbaren Wettbewerb gibt es sonst nicht. Um die Tradition des Rennens zu bewahren, hat der Verein rund 80 eigene Paar Fassdauben, die für das Rennen genutzt werden können. "Früher gab es Fässer in allen Familien, da hat man die Daubenskier noch selbst gemacht", erzählt Eisele, der noch heute von den schnellen "Bordeaux-Brettern" seiner Frau schwärmt. Doch auch diese Bretter gehen einmal zu Bruch. Gesucht werden daher Winzer und andere, die Fässer zur Anfertigung von Dauben zur Verfügung stellen.

Durch ausreichende Schneeverhältnisse und die Minustemperaturen war die Rennstrecke am Sonntag perfekt. Gestartet wurde kurz nach 14 Uhr mit einem Anstieg am Skihang. Dann ging es in den Biker-Parcours, den nur die jüngsten Teilnehmer bis Schülerklasse zwei umgehen durften. Nach einem Bogen durch den Wald ging es zum Abfahrtslauf, der mit einer dreißig Zentimeter hohen Schanze als Hindernis ins Ziel führte.

Eisiger Nordostwind

Rund 400 Zuschauer feuerten bei eisigem Nordostwind die Rennfahrer an und applaudierten den mutigen Schanzenspringern. Im Bereich der Skihütte spendeten Feuerschalen und heiße Getränke Wärme und das Catering der Skizunft umsorgte die Wintersportler samt Gästen bis zur heiß ersehnten Siegerehrung. Bei den Tagesbesten gab es einen Kampf zwischen den Brüdern Sebastian und Benjamin Lindecke, den Benjamin mit knappen fünf Zehntelsekunden Vorsprung für sich entscheiden konnte. Dank dieser Leistung belegten die beiden zusammen mit Tom und Niklas Ingelmann auch in der Teamwertung als "Fassdaubenrunner" Platz eins. Der zweite Platz der Teamwertung ging an das Frauenteam der "Rasenden Einhörner".

Mit Spaß und viel Humor wagten sich bei dem Rennen auch sommerlich bekleidete Jugendliche und Männer mit kurzen Lederhosen auf die Piste. Alles in allem gab es viel Spaß und strahlende Sieger. Der Verein, der die komplette Einzel- und Teamwertungen auf seiner Webseite www.skizunft-wildbad.de veröffentlicht hat, wertet das sonnig-kalte Rennen als die wahren "olympischen Spiele des Enztals".