Macaco (Emmanuel Franco) versucht Madama Vezzosa (Adina Vilichi) von seiner Leidenschaft zu überzeugen.Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Festival: Spritzige Salon-Oper "Die drei Buckligen" bei "Rossini in Wildbad"

Bad Wildbad. "Rossini in Wildbad" konnte seinem Publikum bei der Premiere der Salonoper "I tre gobbi" (Die drei Buckeligen) mit brillantem Spiel einen kurzweiligen, humorvollen Opernabend in der zauberhaften Kulisse des alten, morbiden Luft- und Sonnenbades im Bad Wildbader Kurpark bescheren. Die bisherigen Aufführungen waren aufgrund der überwiegend schlechten Wetterlage, Starkregen und Wind, der Not gehorchend in die Offene Halle am Sportplatz an der Marienruhe verlegt worden. Nun hatten Ausführende und Besucher endlich einen Rahmen, der für das Open-Air-Festival als ideal bezeichnet werden kann. Zuschauer fanden auf der Rasenfläche auf Klappstühlen ihren Platz, die Bühne davor nur drei Meter von der ersten Sitzreihe entfernt, kein Orchestergraben trennte das Publikum vom Geschehen auf der Bühne, bot ein Spiel, gewissermaßen "zum Anfassen nah".

Die Architektur des Luft- und Sonnenbades schuf für die Aufführung Kulisse und mehrere Bühnenebenen, also viel Bewegungsraum für die Regie. Dies reizte Jochen Schönleber, Regie und Bühnenbild, geschickt aus. Nur wenige Gegenstände, zwei Sessel, ein Kosmetiktischchen, ein rotes Plüschsofa, eine Wäscheleine mit Damenunterwäsche, dies genügte, um dem Spiel die passenden Schauplätze zu bieten.

"I tre gobbi" ist ein Meisterwerk der musikalischen Opernunterhaltung, komponiert von Manuel Garcia nach einem Libretto von Carlo Goldoni. Garcia gehörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu den bekanntesten Operntenören, errang aber auch als spanischer Komponist in der Musikgeschichte einen bedeutenden Rang. "I tre gobbi" sowie drei weitere Salonopern entstanden in den Jahren 1830/31.

Diese Werke komponierte Garcia im Rahmen seiner gesangspädagogischen Arbeit in Paris. Sie sollten seinen Belcanto-Schülern bei privaten Aufführungen gewissermaßen als Übung dienen. Ein Orchester war nicht notwendig. Geführt wurden die Sänger nur durch Klavierbegleitung. Und für diese sorgte bei der Wildbader Premiere Paolo Raffo, der die musikalische Leitung der Aufführung hatte und nebenbei auch noch als Diener der Hauptprotagonistin auftrat. Diese Aufgabe meisterte er glänzend. Aber nicht nur im 19.Jahrhundert begeisterten unterhaltsame Salonopern das Publikum, auch im 21. Jahrhundert tun sie es immer noch, wie die Premiere bei den Wildbader Rossini-Festspielen zeigte.

Die Handlung ist eher banal zu nennen, steckt aber voller Komik, hintergründiger Satire und Ironie. Und dies im Spiel umzusetzen, beherrschten die vier Akteure in "I tre gobbi" genial. Madama Vezzosa, verkörpert durch Adina Vilichi, Sopran, brillierte in Spiel und Gesang. Selbstverliebt in ihre Schönheit, voller Raffinesse und Verführungskünste, hält sie ihre Verehrer an der langen Leine, denn interessiert ist sie nur an deren Geld und Reichtum. Um ihre Gunst buhlen drei Kavaliere. Im Leben und in der Liebe zu kurz gekommen, wollen sie Madama Vezzosa jeder nur für sich allein gewinnen. Sie preisen ihre Vorzüge und versuchen, teils tölpelhaft und unbeholfen, ihre körperlichen Makel mit Geld und Reichtum zu übertünchen.

Lorenzo Barbieri, Bassbariton, punktet in der Rolle des Marchese Parpagnacco (Grobian). Sein Reichtum besticht Madama Vezzosa aufs Höchste. Doch der Freier riecht, deutlicher gesagt stinkt. Geld hingegen stinkt nicht, wie schon ein altes Sprichwort sagt. Und so versucht auch Madama Vezzosa, ohne näheren Kontakt, den Marchese Parpagnacco für sich als Option im Hintergrund zu behalten. Emmanuel Franco, Bariton, in der Rolle des Barone Macacco, setzt sich gleich mit einer Menge Geschenke in Szene. Sein stotternder Gesang, sein affenartiges Spiel in Bewegung und Mimik ist einmalig!

Patrick Kabongo als Conte Bellavita ist einer der drei Verehrer, der nicht mit Geld um die Gunst der schönen Madama Vezzosa antritt. Sein Plus ist "seine Schönheit", mit der er Madama besticht und umgarnt und an dem sie am meisten Gefallen findet.

Turbulente Szenen, wunderschöne Duette und Finale zum Ende des ersten und zweiten Aktes, spritzig, temporeich, hervorragend gesungen, bestimmen den Spielablauf. Zum Schluss kommt man zu der Erkenntnis "Es lebe das schöne gemeinsame Lieben." Ende gut, alles gut, Madama verlässt am Arm ihres Dieners die Bühne. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!