Die Postkarte aus dem Besitz von Ruth Gutbub aus Calmbach zeigt das Freibad, das ab 1930 privat runde 30 Jahre lang dort betrieben wurde, wo heute über dem Landeplatz der Gleitschirmflieger das "Gscheidle-Haus" in den Kurpark reicht.Archivfotos: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ein privates Freischwimmbecken gab es ab 1930 in Wildbad und ab 1934 in Calmbach

Bad Wildbad. An der See lag Bad Wildbad noch nie, und die Große Enz hat je auch nur ein Ufer, an dem kaum ein Übergang zum Land Strand genannt werden kann. Dennoch hatte Bad Wildbad bis um 1960 ein privates "Strandbad". Der Standort dieses gar nicht so kleinen, privaten Freibads war dort, wo heute im südlichen Teil des Kurparks die Gleitschirmflieger ihren Landeplatz haben. Deshalb zeigt jetzt an dieser Stelle eine Windhose die Richtung an, aus der es weht, und ob große, kleine oder überhaupt Luftbewegung herrscht.

Eine Hinweistafel im Kurpark hat der Verein der Enztalflieger Bad Wildbad aufgestellt. Dieser ist zu entnehmen, dass der Landeplatz und die entsprechend beschilderten Startplätze Ost auf dem Sommerberg am Auchhalder Kopf und gegenüber, West im Gewann Kienhalde, für Drachenflieger tabu sind. Gleitschirmbenutzer müssen sich von einem Mitglied der Enztalflieger vor ihrem Erstflug einführen lassen. Ohne eine solche Einweisung durch einen mit den Wind- und Flugverhältnissen Vertrauten ist das Abheben zu gefährlich und verboten.

Einrichtung war gut besucht

Das Strandbad mit Gaststätte und Beherbergungsbetrieb hatte seinen Standort dort und unterhalb, wo heute am Ende des Kurparks neben der Kernerstraße ein gestaffeltes, braunes Wohngebäude in die Kuranlagen reicht. Ältere nennen das jetzt dort stehende Gebäude gelegentlich noch "Gscheidle-Haus", denn in diesem wohnte der ehemalige Verkehrs- und Postminister Kurt Gscheidle (1924-2003), der in der Bäderstadt seinen Lebensabend verbrachte. Entstanden war das Strandbad 1930 wie dem "Enztäler" von damals zu entnehmen ist. Über den Namen muss man sich nicht wundern, denn es war damals Mode, Freibäder "Strandbad" zu benennen.

Auch Neuenbürg – wo man daran dachte, sogar den Haltepunkt Nord der Bahn entsprechend umzutaufen – oder Herrenalb nannten ihre um diese Zeit entstandenen Freibäder so. Alte Fotos aus dem Landesarchiv zeigen, dass das Wildbader Bad gut frequentiert war. Über diesem gab es vor dem Restaurant Großmann eine Kaffee-Terrasse und um das Schwimmbecken Liegeflächen. Die Seniorin Ruth Gutbub aus Calmbach erinnert sich noch gut an das Bad. Sie arbeitete vor 50 Jahren in der Stadtapotheke. Immer wieder hatte sie den Auftrag, zur Desinfektion des Wassers Kupfervitriol dorthin zu bringen. Mit dem Fahrrad transportierte sie dieses. Die Betreiber spendeten ihr dann meist als Belohnung ein Eis.

Wörtlich berichtet die zitierte, 91 Jahre alte Zeitung im März 1930 nach einem sehr positiv beurteilten Jahr 1929, das in Wildbad mit 23 174 Gästen und 285 492 Übernachtungen die Rekordzahlen des Vorjahres übertraf: "Auch 1930 scheint gut zu werden. […] So hat die staatl. Badverwaltung die Zentralheizung im Badhotel erweitert, eine elektrische Uhrenanlage erstellt, an die sämtliche Bäder angeschlossen sind, im Katharinenstift Zentralheizung eingebaut, die Bohrungen nach Thermalwasser fortgesetzt und außerdem ein neues Klubhaus auf den Tennisplätzen in Angriff genommen. […] Im König Karlsbad werden als neue Kurmittel Luftperl- und Sprudelbäder eingerichtet." Auch auf privater Seite rühre man sich, wo auf dem Sommerberg ein neues Waldhotel gebaut oder im Quellenhof weitere Gästezimmer mit Privatbädern ausgerüstet würden.

Erfrischende Wassertemperatur

Nicht zuletzt dank eines Fördervereins besteht ein Freibad im Stadtteil Calmbach bis heute. Der letzte Satz eines ausführlichen Berichts über die Einweihung im "Enztäler" vom 22. Juni 1934 ist also in Erfüllung gegangen, wo es heißt: "Möge das Freibad Calmbach im sonnigen Tal der Kleinenz recht vielen Fremden und Einheimischen Erholung und Freude bringen." Weiter ist dem Bericht zu entnehmen, dass zur Einweihung an einem Sonnentag Calmbachs Bürgermeister Günter sprach. Im Artikel wird geschwärmt: "Eingerahmt zwischen Kleinenz und dem Staatswald Meistern liegt das saubere, mit dem klarsten Flusswasser angefüllte Badebecken, dabei Kleiderablage und Erfrischungsstand. […] Das Wasser, das unmittelbar der Kleinenz entnommen wird, zeigt trotzdem eine sehr hohe Temperatur. Letzten Montag wurden über 20 Grad Celsius gemessen."