Freiezeit: Bisheriger Pachtvertrag läuft zum Jahresende aus / Radsportakademie zieht sich nach Rechtsstreit zurück

Bad Wildbad. Noch in diesem Monat fällt die Entscheidung: Wer wird neuer Pächter des Bikeparks auf dem Sommerberg in Bad Wildbad? Zum Jahresende läuft der bisherige Vertrag mit der Radsportakademie aus – die nach einem verlorenen Rechtsstreit mit der Stadt kein neues Angebot abgegeben hat.

Stefanie Dickgiesser, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, informiert im Interview über den aktuellen Stand des Verfahrens. Und über die langfristigen Ziele der Stadt, und welche Bedeutung der Bikepark künftig mit dem mutmaßlich neuen Pächter für den Tourismus in der Region entwickeln sollte.

Frau Dickgiesser, können Sie bestätigen, dass bis zum Bewerbungsschluss drei Bewerbungen für die Pacht des Bikeparks der Stadt Bad Wildbad vorgelegen haben?

Ja, das kann ich bestätigen. Wir haben drei professionelle und aussagekräftige Bewerbungen erhalten.

Was können/dürfen Sie zu den Bewerbern heute schon mitteilen?

Da das Verfahren intern ist, kann ich dazu nichts sagen. Es handelt sich um Vertragsverhandlungen, die auch vom Gemeinderat nichtöffentlich behandelt werden und erst nach erfolgreichem Abschluss veröffentlicht werden. Da wir uns aktuell in einem laufenden Verfahren befinden, können wir hier vor Oktober keine weitere Auskunft geben.

In wenigen Tagen findet die Präsentation der Bewerber statt - vor wem? Wer trifft wann und wie die Entscheidung?

Der Gemeinderat trifft die Entscheidung über den neuen Pächter des Bikeparks Bad Wildbad in seiner Sitzung im September.

Welche Kriterien und Bedingungen sind der Stadt bei der Auswahl wichtig/sind gesetzt worden?

Wichtig ist, dass die Stadt sich klar zum Bikepark und seiner Zukunft mit der erneuten Ausschreibung ausgesprochen hat. Der Bikepark soll modernisiert und auch ökologischer ausgerichtet werden. Wichtig sind uns außerdem die Aspekte Nachhaltigkeit und Naturschutz, wir haben uns als Touristik Bad Wildbad GmbH als nachhaltiger Partnerbetrieb zertifizieren lassen und wünschen uns, dass sich unsere Ausrichtung auch in den Angeboten für unsere Gäste widerspiegelt. In den letzten zwanzig Jahren hat sich auch in der Mountainbike-Szene einiges getan, die E-Mobilität ist entstanden, die Trends im Bereich Mountainbiking sind mittlerweile andere. Ich denke es ist wichtig, dass man auf die Zielgruppe und deren Bedürfnisse eingeht und den Bikepark zukunftsfähig gestaltet. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für uns die Ausrichtung von Events. Der Bikepark soll durch die Ausrichtung von Wettkämpfen und Meisterschaften mehr in den Fokus der Mountainbiker gerückt werden. Wenn wir durch Veranstaltungen renommierte Biker wie zum Beispiel Gregor Braun als zweifachen Olympiasieger nach Bad Wildbad ziehen können, wäre das schon klasse. Wir haben auch den großen Vorteil gegenüber den Bikeparks in den Skigebieten der Alpen, dass wir bei guter Witterung bereits im März öffnen können, sodass wir hochklassige Fahrer/innen in Wildbad begrüßen könnten, die bei uns beispielsweise ihr Trainingslager absolvieren. Vielleicht kehren genau diese Fahrer/innen nach Wildbad zurück und starten zum Beispiel bei Meisterschaften.

Welche langfristigen Ziele möchte die Stadt Bad Wildbad im Tourismus mit dem Bikepark umsetzen?

Wir erhoffen uns mit der Verpachtung des Bikeparks eine Modernisierung und dadurch eine Attraktivierung der Strecken, aber auch der Infrastruktur. Wir sind uns bewusst, dass zum Beispiel der Shuttlebetrieb auf den Sommerberg in der touristischen Hochsaison nicht optimal ist, hier versuchen wir mit dem zukünftigen Pächter Lösungen zu erörtern. Langfristig wünschen wir uns, dass die Wertschöpfung im Ort gesteigert wird und die Aufenthaltsdauer der Biker sich verlängert. Das kann aber nur passieren, wenn wir in unserer Stadt die passenden Angebote haben, wie zum Beispiel Übernachtungsmöglichkeiten, die sich auf die Zielgruppe einstellen, es ausreichend Platz, Wlan et cetera auf dem Wohnmobilstellplatz gibt, das gastronomische Angebot für die Biker von Interesse ist oder es die Möglichkeit gibt, die Räder nach einem Tag im Bikepark abzuspritzen. Ich denke es ist auch gut möglich, die Ausrichtung zukünftig mehr zu öffnen und sowohl Familien mit Kindern als auch ambitionierte Fahrer/innen gleichzeitig anzusprechen. Das Potenzial hat unser Bikepark definitiv.

Wie würden Sie die Nichtabgabe eines Angebots durch die Radsportakademie kommentieren?

Wir haben mit allen Bewerbern und auch mit der Radsportakademie Vorabgespräche geführt. Ich finde schade, dass die Radsportakademie keine Bewerbung abgegeben hat, welche Gründe dahinter stehen, kann ich nicht sagen.

Bis wann muss der nun wahrscheinliche Pächterwechsel vollzogen sein?

Der Pachtvertrag mit der Radsportakademie läuft zum 31. Dezember 2020 aus. Ab wann der neue Pachtvertrag geschlossen wird, sind interne Vertragsverhandlungen, zu denen ich aktuell nichts sagen kann.

Sehen Sie besondere Herausforderungen durch den (wahrscheinlichen) Pächterwechsel auf die Stadt zukommen?

Nein.

Waren Sie selbst schon als Besucherin/Nutzerin im Bikepark unterwegs? Wenn ja: Wie haben Sie das erlebt?

Ich bin die Strecken bisher nur abgelaufen und habe großen Respekt vor den Bikern, vor allem denjenigen, welche die "Downhill 1"-Strecke fahren. Nicht umsonst spricht man von einer der steilsten Strecken Deutschlands – ein Merkmal, das uns zugutekommt und mit dem wir werben können.

Wie bewerten Sie die "Strahlkraft" des Bikeparks für Bad Wildbad/den Nordschwarzwald?

Ich denke, dass der Bikepark noch in den Kinderschuhen steckt und hier großes Potenzial liegt. Vor allem durch die Corona-Pandemie haben wir einen immensen Aufschwung im Outdoor-Tourismus erlebt. Die Menschen wollen raus in die Natur und nutzen jegliche Art von Angeboten. Viele Outdoorsport-Anbieter haben Lieferschwierigkeiten im Bereich Fahrräder, E-Bikes, Wanderstöcke und vielem mehr. Das zeigt, dass die Nachfrage sehr groß ist und ich denke nicht, dass der Trend schnell abflachen wird. Ganz im Gegenteil gehen wir davon aus, dass naturorientierte touristische Angebote mehr und mehr an Bedeutung zunehmen werden. Regionalisierung schlägt Globalisierung, wir erwarten und hoffen natürlich auch auf mehr Urlauber im eigenen Land, die sich dann noch sportlich in unserem Bikepark betätigen.

Haben Sie Rückmeldungen von Bad Wildbad-Besuchern/den Bürgern über den Bikepark? Über dessen Neuausschreibung?

Nein.  Die Fragen stellte Axel H. Kunert.