Wolfgang Plappert (von links) mit der "Zusammenstellung der Calmbacher Sägemühlen" von Alfred Kiefer sowie Tobias Roller, Vorsitzender des Kreisgeschichtsvereins. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal im Heimat- und Flößermuseum

Wer heute auf der B 294 durch den Bad Wildbader Stadtteil Calmbach fährt, kommt auf der Kleinenztalstraße am Sägewerk Kappler vorbei. Es ist die einzige verbliebene der einstmals elf Sägemühlen in Calmbach.

Bad Wildbad-Calmbach. Nicht umsonst schreiben Friedrich Fick und Karl Roos in ihrem in den 1920er-Jahren des vorigen Jahrhunderts erschienenen Büchlein "Enztal-Heimat – ein Führer durch Calmbach und Umgebung" folgende Einleitung zum Kapitel Sägemühlen: "Es dürfte im ganzen Enztal kaum eine Siedlung geben, die sich in der Zahl der Sägmühlen mit Calmbach messen könnte." Aber wo sind sie geblieben?

Der Calmbacher Alfred Kiefer, schon immer an der Geschichte seines Heimatortes sehr interessiert und bis vor einem Jahr Redakteur des mehrfach jährlich erscheinenden Nachrichtenbriefs des Kreisgeschichtsvereins Calw, hat in intensiver Arbeit die Standorte und die Besitzer der früheren und inzwischen verschwundenen Sägemühlen erforscht und in einer Broschüre zusammengefasst. Dort erfährt man auch, dass das Sägewerk Kappler früher den Namen "Zimmersägmühle" trug. Weitere Sägemühlen waren an der Kleinen Enz die Aeulenssägemühle, die Hauswiessägemühle, die Dorfsägemühle und die Lohsägemühle. An der Großen Enz lagen die Böhmlenssägemühle, die Gartensägemühle und die Neue Keppler-Sägemühle, am Calmbächle die Sägemühle Gottlieb Barth und die Calmbächles-Sägemühle, schließlich gegenüber dem Bahnhof die Sägemühle Brodbeck und Schönthaler.

"Nach 1945", so schreibt Alfred Kiefer, "wurden in Calmbach zwei Sägemühlen durch die französische Besatzungsmacht betrieben". Eine davon war auf dem Eiberg, eine weitere in der Nähe des Bahnhofs, beide waren lediglich von 1946 bis 1949 in Betrieb.

Plappert erklärt Unterschiede

So viele Sägemühlen waren natürlich für den Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal ein besonderer Grund für einen Vortrag durch den Vorsitzenden des Vereins, Wolfgang Plappert, im Heimat- und Flößermuseum in Calmbach.

Wolfgang Plappert beleuchtete zuerst den Begriff Sägemühle und Sägewerk. Die Sägemühlen wurden wie andere Mühlen (Mahlmühlen für alle möglichen körner- und früchtetragenden Pflanzen) vom fließenden Wasser angetrieben. Erst nach der Einführung der Dampfmaschine oder der Nutzung des elektrischen Stroms wurden aus den Sägemühlen Sägewerke. Es sind Anlagen zur Aufarbeitung von Rundhölzern durch Gatter-, Band- und Kreissägen. Bereits 1322 wird in Augsburg eine Sägemühle erwähnt, doch schon zur Zeit der Römer (um die Zeitenwende) gab es Sägemühlen, beispielsweise in Kleinasien.

Plappert erklärte die Plotzsägemühle, bei der die Säge durch die eigene Schwerkraft nach unten "plotzt." Die Gebäude bei der Plotzsägemühle in Bad Herrenalb haben dadurch diesen Namen erhalten. Und beim Lied "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" (Ernst Anschütz, 1824) handle es sich ebenfalls um eine Platzsägemühle.

In der Beschreibung des Oberamts Neuenbürg des Jahres 1860 werden für Calmbach sieben Säge- und drei Mahlmühlen verzeichnet, 1920 sind es nur noch fünf Sägemühlen. 1860 waren im Oberen Enztal (Calmbach, Höfen, Neuenbürg) noch 150 Männer in den Sägemühlen beschäftigt, 1897 waren es nur noch 44.

Im Heimat- und Flößermuseum gibt es eine Reihe von großformatigen Fotos und Modelle von Sägewerken, die Plappert zeigte und erklärte. Natürlich hängen mit der Holzverarbeitung viele weiteren Berufe zusammen, vor allem natürlich die Flößer, die in Calmbach sozusagen ihr Zentrum hatten, außerdem holzverarbeitende Berufe wie Schreiner, Zimmermann, Wagner, Weitere Berufe waren Harzer, Kienrußbrenner, Kleesalzhersteller, Lohmacher und natürlich die Waldarbeiter und auch die "Heidelbeerweiber".

Im Heimat- und Flößermuseum in der Bergstraße 1, das sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist, findet man eine Vielzahl von Berufen, die direkt mit dem Holz zu tun haben: vor allem die Flößerei, aber auch eine komplette Schuhmacherwerkstatt sowie Darstellungen, die den Alltag der Einwohner dokumentieren.