Gruppenfoto mit dem "Vater" der modernen Enztalbahn, dem langjährigen Chef der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, Dieter Ludwig (Vierter von rechts), der beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen der historischen Enztalbahn von allen Rednern für seine Lebensleistung gewürdigt wurde. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Enztalbahn zwischen Bad Wildbad und Pforzheim

Ein Blick in die große Vergangenheit – aber auch einer in eine erwartungs- und hoffnungsvolle Zukunft: Zum Festakt "150 Jahre Enztalbahn" zeichneten die Festredner im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad ein lebendiges Bild dieser Lebensader.

Bad Wildbad. Allen voran Bad Wildbad Bürgermeister Klaus Mack, der noch einmal die hochherrschaftliche Geschichte der historischen Enztalbahn Revue passieren ließ – die der Stadt immerhin den bis heute schönsten und repräsentativsten Bahnhofs-Bau in ganz Württemberg bescheren sollte. Der demnächst – worüber sich Mack ausdrücklich besonders freute – Dank eines privaten Investors umfassend saniert in eine vielleicht wieder glorreiche Zukunft gehen wird.

Mack – wie auch einige nachfolgende Festredner – würdigten neben dem (anwesenden) ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus, der in seiner Zeit als politischer Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt und Verkehr den Ausbau der Enztalbahn zur heutigen S6-Stadtbahn entscheidend mit begleitet hatte, vor allem den eigentlichen "Vater" der modernen Enztalbahn, den langjährigen Chef der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), Dieter Ludwig. Seiner Hartnäckigkeit und damals visionärem Weitblick sei es zu verdanken gewesen, dass auch gegen seinerzeit heftige Widerstände aus der Bevölkerung die Enztalbahn – heute ebenfalls bereits seit 15 Jahren – durch die Bad Wildbader Innenstadt bis an den Kurpark weitergeführt werden konnte – ein wesentlicher "Erfolgsfaktor" der heutigen Enztalbahn, wie Andreas Knörle, Dezernent für den Öffentlichen Personennahverkehr des Landkreises Calw, in seinem Grußwort ausführte. Knörle erinnerte auch daran, dass die Anliegergemeinden entlang der Enztalbahn immer wieder "erhebliche Investitionen" in den Erhalt und Ausbau des Gleisabschnitts von Pforzheim bis Bad Wildbad steckten. "Das aber ist gut angelegtes Geld", wie man "an der Entwicklung Bad Wildbads, die ihresgleichen sucht", ablesen könne. Die Stadt habe sich "vom morbiden Charme" einstiger Tage in Rekordzeit "zu einem absoluten touristischen Hotspot" entwickelt.

Damit das auch in Zukunft so bleibt, nahm man in Bad Wildbad die Zusage von Gerd Hickmann, Abteilungsleiter öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, sehr wohlwollend auf, dass das Land sich auch weiterhin für die Enztalbahn engagieren werde. Hickmann kündigte an, dass ab 2019 beispielsweise die Streckenverbindung Stuttgart-Pforzheim auf einen Halbstunden-Takt (derzeit Stundentakt) umgestellt werden würde, "von dem sicher auch die Enztal-Strecke profitieren" werde. Hickmann gab aber auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass die demnächst anstehenden Verhandlungen der AVG als Betreiber der Enztalbahn mit der Deutschen Bahn um den auslaufenden Pachtvertrag der Bahngleise "von Erfolg gekrönt" sein mögen. Womit er aber doch auch ernste Reaktionen und Mienen bei seinen offiziellen Zuhörern erntete.

Strecke in den Sommerferien gesperrt

Dessen komplett ungeachtet kündigte Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung der AVG, an, dass man noch in diesem Sommer umfangreich in den technischen Bestand der Enztalbahn investieren werde. Insgesamt zwei Kilometer Gleise würden in den Sommerferien, wenn der Schülerverkehr ruhe, ausgetauscht und erneuert werden. Gleichzeitig stehe die Sanierung einiger Brücken im Pforzheimer Bereich an. Insgesamt werde die Enztalbahn dafür die kompletten sechs Ferienwochen gesperrt, um danach dann wieder fit für den Verkehr der kommenden Jahre zu sein.

Und da man in Württemberg ein geradezu "zärtliches" Verhältnis zur Eisenbahn hat – egal ob als Modell oder in echt und Lebensgröße – folgten die Gäste am Ende des Festakts sehr gerne und auch lautstark der Einladung der Musiker des Marcel-Baluta-Ensembles, gemeinsam das "einzig wahre schwäbische Volkslied" zu intonieren: "Auf der schwäbschen Eisenbahn." Ein wahrlich eindrucksvolles Erlebnis – wann schon mal hört und sieht man illustre Festgäste gemeinsam ein zu diesem Anlass besonders schmissiges "Trulla trulla trulla-la" intonieren!?

Zum Schluss aber vielleicht doch noch auch eine sehr ernste und auch betrübliche Anmerkung: Einer fehlte extrem schmerzlich bei diesem Festakt – seine kürzlich unter so tragischen Umständen verstorbene Königliche Hoheit Friedrich Herzog von Württemberg, der noch im vergangenen Jahr zum "Bad"-Jubiläum in Bad Wildbad angereist war und hier gefeiert wurde. Der Glanz und Glamour Bad Wildbads und gerade der Eisenbahn hier mit dem prächtigen Bahnhof ist ohne das Haus und die Familie Württemberg undenkbar. In einem der ersten Züge, die damals vor 150 Jahren die Kurstadt erreichten, saß einer seiner Urväter als König von Württemberg. Ein Geburtstag der Eisenbahn ohne das Haus Württemberg fühlte sich da irgendwie nicht "vollständig" an.