Die "Jagdhornbläser Albtal" vor der evangelischen Stadtkirche in Wildbad. Foto: Hess Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: "Jagdhornbläser Albtal" übernehmen musikalische Gestaltung / Pfarrer Martin Kohnle hält die Predigt

In der evangelischen Stadtkirche in Bad Wildbad ist mit Pfarrer Martin Kohnle aus Enzklösterle und der Gruppe "Jagdhornbläser Albtal" ein festlicher Hubertusgottesdienst gefeiert worden, wie es ihn wohl nur ein einziges Mal im Jahresablauf der Kirchengemeinden im Oberen Enztal gibt.

Bad Wildbad. Beim Hubertus-Gottesdienst schwieg die Orgel und die "Jagdhornbläser Albtal" übernahmen die musikalische Gestaltung mit ihren Hörnern (Trompes de Chasse).

Den Gottesdienst eröffnete der Einzug der Jagdhornbläser in die Kirche. Für Pfarrer Martin Kohnle persönlich war der Hubertusgottesdienst eine ganz besondere, festliche Stunde, ist er selbst doch passionierter Jäger. Weshalb die "Jagdhornbläser Albtal" seiner Einladung in die Bad Wildbader Stadtkirche gerne gefolgt waren. Der abendliche Gottesdienst lehnte sich an die aus dem Gebet der Jäger zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Frankreich und Belgien entstandene Hubertusmesse an. Als ein überkonfessionelles Gebet, das alle der Natur Nahestehenden vereinigen und an die gemeinsame Verantwortung ihr gegenüber erinnern und damit im Geschöpf den Schöpfer ehren soll. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und als Folge der wachsenden Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen kamen deutsche Jagdhornbläser mit der Hubertusmesse in Kontakt: Es bildeten sich Gruppen mit Bläsern, die als Laien erlernten, eines der schwierigsten Instrumente zu blasen: Das Parforcehorn in Es mit seinen sanften Tönen, aber auch mit seinen starken und schmetternden Klängen, von denen sich die Gottesdienstbesucher begeistern ließen und kräftigen Schlussbeifall spendeten.

Hirschgeweih mit Kreuz als Kirchenschmuck

Als zusätzlicher Kirchenschmuck speziell für diesen Gottesdienst befand sich neben dem Altar ein herbstlich geschmücktes Hirschgeweih mit einem Kreuz in der Mitte als Symbol für die Hubertuslegende. Ihr zufolge soll Hubertus an einem Karfreitag auf der Jagd beim Anblick eines prächtigen Hirsches mit einem Kruzifix zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt worden sein und seinem vorigen Lebenswandel abgesagt haben.

Kohnle legte seiner Predigt Worte aus Römer 1, Vers 25 zugrunde und bezog sich dabei auch auf Hubertus, der nach seiner Begegnung mit dem Hirsch mit dem Kruzifix eine totale Umorientierung seines Lebens vollzogen habe. Lernen könne man daraus, neue Prioritäten im Leben zu setzen: Das Wichtigste zu erkennen und vermeintlich, aber nicht tatsächlich Wichtigem einen nachgeordneten Stellenwert einzuräumen oder es ganz zu streichen. Beachtlich sei, dass sich Jäger einen Patron ausgewählt hätten, der zu einer so gravierenden Absage an bisherige Leidenschaften fähig gewesen sei. Jeder Mensch habe in seinem Leben mit Mitgeschöpfen zu tun und entscheide täglich über Leben und Tod – nicht nur der Jäger. Deshalb appellierte der Pfarrer an einen sachgerechten und verantwortungsbewussten Umgang mit sich selber und den Mitgeschöpfen dieser Welt. Im Gottesdienst hörten die Besucher acht Bläserstücke, darunter auch den eindrucksvollen Vortrag "Glocken" und nach dem Schlussmarsch noch ein Konzert der "Jagdhornbläser Albtal" vor der Kirche.