Kultur: Kiwi-Kino zeigt "Bamboo Stories" / Regisseur und Kameramann Shaheen Dill-Riaz steht Besuchern Rede und Antwort

Über die Flößerei im Schwarzwald weiß man einiges, nicht zuletzt durch das Heimat- und Flößermuseum im Bad Wildbader Stadtteil Calmbach. Aber die Flößerei ist passé, auf den heimischen Gewässern werden keine Holzstämme mehr transportiert.

Bad Wildbad. Aber in anderen Ländern gibt es sie immer noch, die Flößerei. Und die Technik des Flößens ist durchaus ähnlich wie in früheren Zeiten bei uns.

In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) Calw, des Vereins Menschen miteinander/Interkultureller Garten, dem Weltladen Wildbad und dem Kiwi-Kino wurde der im Januar in Helsinki uraufgeführte Dokumentarfilm "Bamboo Stories" gezeigt – Bambus-Geschichten aus Bangladesch.

Die Premierentour dieses Films begann am 13. November in Berlin und Potsdam, war in Hamburg und kam dann ins Kiwi-Kino in Bad Wildbad. Weitere Aufführungen in den nächsten Tagen werden in Schorndorf, Füssen, Augsburg, München, Leipzig Hannover, Bremen sowie in weiteren Städten sein. Das Besondere an dieser Premierentour ist die Anwesenheit des Filmemachers Shaheen Dill-Riaz, der sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb und schließlich als Kameramann die einzelnen Szenen filmte. Die Premierentour findet in Kooperation mit "NETZ Bangladesch" statt und wird von der Autorenstiftung Brot für die Welt und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Ein Teil der Premierentour findet, wie in Bad Wildbad, im Rahmen der Reihe "Globaler Filmherbst im Süden" statt.

1960 in Bangladesch geboren, arbeitete Dill-Riaz als Filmjournalist, lernte deutsch und kam 1992 durch ein Stipendium nach Deutschland. Hier studierte er Kunstgeschichte, absolvierte ein Kamerastudium in Potsdam-Babelsberg und drehte einige Dokumentarfilme, wobei "Eisenfresser", ein Film über das Abwracken von Schiffen in Bangladesch, sehr bekannt wurde.

Keine durchgehende Handlung

Der Film "Bamboo Stories" hat keine durchgehende persönliche Handlung, sondern zeigt das Leben der Flößer auf dem Kushiyara-Fluss, die nach dem Fällen der Bambusbäume diese bündeln und über selbst gegrabene Kanäle mit dazwischen angelegten Stauseen in den Fluss transportieren, wo die Bündel zu riesigen Flößen mit über 30 000 bis 50 000 Bambusstämmen zusammengebaut werden. 13 Tage lang werden diese Flöße, gezogen von einem ganz einfachen kleinen Boot mit einem noch einfacheren Antriebsmotor, auf einer Strecke von rund 300 Kilometern bis zum Großhändler transportiert, der die Stämme weiterverkauft. Bambus ist in Bangladesch das wichtigste Baumaterial für Häuser, oder besser gesagt Hütten, für Zäune, Mauern mit dazwischen eingefülltem Lehm, für Dächer und viele andere Dinge.

Im Film berichten die auf den Flößen arbeitenden Männer, ebenso wie die zu Hause gezeigten Frauen, in der Originalsprache (mit deutschen Untertiteln) über das Leben auf und mit dem Floß, ihren kleinen Verdienst, den sie brauchen, damit sie ihre Familie ernähren können. Es ist ein eindrucksvoller Film, der auch zeigt, wie Regisseur und Kameramann Dill-Riaz respektvoll und mit einer gewissen Distanz durchaus mit Fingerspitzengefühl auch persönliche und intime Dinge mit den dort arbeitenden Menschen bespricht. Gedreht wurde der Film in mehreren Abschnitten von 2017 bis 2019.

Nach Filmende gab es ein angeregtes Gespräch mit dem Publikum, bei dem zu erfahren war, dass bereits im Frühjahr ein Teil des Filmes in arte und im Sommer ein anderer Teil beim SWR im Fernsehen vorgestellt wurde, jedoch nicht der gesamte Film. Dill-Riaz bekannte, dass er in dieses Thema verliebt sei, zumal er hier Kontakte mit seinen ehemaligen Landsleuten hatte. Interessant, dass die Menschen ihre Arbeit trotz geringen Lohnes gerne machen, jedoch sehr unzufrieden seien mit dem korrupten politischen System, obwohl die wirtschaftliche Situation in Bangladesch sehr positiv verlaufe. Dill-Riaz, der zuvor von Kinoleiter Joachim Wossidlo und Marieke Henriques von der VHS begrüßt worden war, meinte zum Schluss des interessanten Gesprächs, er freue sich über das große Interesse der Kinobesucher über sein Vaterland und die tief gehenden Fragen zum Leben in Bangladesch.