Ein umfassender Flyer erinnert an die Künstler und Mitwirkenden im Kurtheater von früher. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Das Königliche Kurtheater hat eine wechselvolle Geschichte / Seit der Renovierung 2004 Spielort des "Rossini-Festivals"

Dass Schauspiel, Ballett, Konzert schon seit Jahrhunderten im traditionellen Kurort Wildbad stattfand, lässt sich aus der Wildbad-Literatur entnehmen. In der Bildergalerie im Foyer kann man sehen, welche Schauspieler und Regisseure früher hier mitwirkten.

Bad Wildbad. Die Darsteller, Sänger und Musiker waren zu Beginn reisende Gruppen, die sowohl im Bad als auch bei Jahrmärkten und allen möglichen öffentlichen Veranstaltungen auftraten und nicht für längere Zeit im Ort weilten. Hohe adlige Persönlichkeiten brachten sogar ihre eigene Schauspielgruppe mit, wenn sie für einige Wochen zur Heilung und zum Vergnügen in Wildbad weilten.

Bereits im 19. Jahrhundert bestand während der Kurmonate (Mai bis Mitte Oktober) eine Kurkapelle beziehungsweise ein Kurorchester, und 1865 entstand auf privater Basis durch den Theaterunternehmer Albert Hirsch auf eigene Kosten sogar ein Kurtheater, das allerdings in den Folgejahren häufig den Besitzer wechselte, bis es 1873 vom Königreich Württemberg übernommen wurde. Deshalb erhielt es auch den Namen "Königliches Kurtheater".

1897/98 wurde dann der recht einfache Fachwerkbau von 1864 in ein prachtvolles Kleinod um- und ausgebaut, wobei verschiedene Stilformen benutzt wurden und mit Stuck und Goldfarbe nicht gespart wurde. Regelmäßiger Sommerspielbetrieb fand sogar in den Kriegsjahren statt, bis 1967 das staatliche Theater geschlossen wurde und in einen Dornröschenschlaf verfiel. 1987 wurde auf Anregung des damals in Wildbad zur Rehabilitation weilenden Pianisten Justus Frantz der Förderverein Kurtheater gegründet, der das Theater vom Land Baden-Württemberg erwarb und bis heute mit einem immensen Kostenaufwand restaurierte. Zuschüsse gab es vom Land Baden-Württemberg, verschiedenen Denkmalstiftungen, Toto/Lotto, Firmen und Organisationen aus der Region und natürlich privaten Spendern, sodass bereits 2004 das Theater wieder eröffnet werden konnte und seither jeden Sommer von "Rossini in Wildbad" bespielt wird – natürlich auch beim diesjährigen Festival, das am Donnerstag mit dem Eröffnungskonzert begann.

Außerhalb der Rossini-Tage bietet der Förderverein Kurtheater von Mai bis Oktober ein abwechslungsreiches Programm mit vielfältigen Gastspielen an: Kabarett, Kino, Gospelchöre, Ballett, Konzerte in unterschiedlichen Stilrichtungen, Comedy, Lesungen, Travestie, Operette, Kammerspiel und natürlich Boulevard-Theater.

Frühere Bestuhlung zurückgekauft

Stück für Stück erfolgte bisher die Renovierung, wobei die frühere Bestuhlung, die Jahrzehnte lang in Maulbronn ausgelagert war, von den Theaterfreunden für 350 Euro je Theaterstuhl wieder zurückgekauft wurde. Deshalb findet man an jedem Stuhl eine kleine Metalltafel, auf welchem der Spender genannt wird. Wirklich große Geldspenden sind noch wichtig, um das Bühnenhaus auf Vordermann zu bringen, denn die frühere Bühnenmaschinerie ist noch komplett vorhanden und denkmalgeschützt, darf jedoch aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden.

Faltblatt erklärt die Bildergalerie

Um die Bedeutung des Königlichen Kurtheaters vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen, hat ein Team des Fördervereins eine Bilderwand im Foyer gestaltet, die an frühere, heute kaum noch bekannte Schauspieler erinnert. Auf alten Plakaten und Zeitungsausschnitten ist ein Einblick in das damalige Theaterangebot zu finden. Gesponsert und gestaltet wurde die historische Bilderwand von Inga Breidbach, Thomas Käppler, Astrid Liebehenz, Gerd Müller und Slawomir Straburzinsky.

In einem Faltblatt, das an der Bildergalerie zu finden ist, werden die historischen Bilder genauer erklärt und die Daten der Schauspieler und Regisseure aufgeführt. Am bekanntesten ist sicherlich Intendanzrat Peter Liebig, denn an ihn erinnert in Bad Wildbad der Peter-Liebig-Weg auf dem Sommerberg, der von ihm gestiftete Peter-Liebig-Brunnen bei der Bismarckinsel sowie sein Grabstein auf dem Uhlandfriedhof. Als weitere Schauspieler und Theaterschaffende, die heute wahrscheinlich nur noch den Älteren bekannt sind, werden der schwäbische Humorist und Schauspieler Willi Reichert (gestorben 1973), der Film- und Fernsehschauspieler Josef Schaper (gestorben1984) oder der Filmregisseur und Schauspieler Georg Jacoby (gestorben 1964) genannt.

Vor und nach den derzeitigen Theater- und Rossini-Veranstaltungen kann man im Foyer die Bildergalerie von früher bewundern und darüber staunen, wie viele Schauspieler und Regisseure früher hier mitwirkten und welch abwechslungsreiches Programm bereits früher im Königlichen Kurtheater zu erleben war.