Eines der Bilder aus der 1911 nahe der Agenbacher Sägemühle im Kleinenztal entstandenen Kohlebrenner-Serie von Karl Blumenthal.Fotos: Archiv Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Karl Blumenthal wirkte wie sein Vater Ernst Heinrich als Hof-Fotograf / Werke in bester Qualität

Bilder von hohem historischem Wert und trotz der lange nicht so weit wie heute entwickelten Technik in bester Qualität hinterließ der Wildbader "Hoffotograf ihrer Majestät der Königin von Württemberg" Karl Blumenthal. Sein Todestag jährte sich 2019 zum 75. Mal.

Bad Wildbad. Ein 28-seitiges – allerdings vergriffenes – Heft hat der Calmbacher Heimatforscher Fritz Barth im Jahr 1997 verfasst. Es befasst sich unter dem Titel, "Die Blumenthals – eine nicht alltägliche Wildbader Familie – ›Blende auf: Ihr Leben und Werk‹", ganz besonders mit dem Schaffen des in Wildbad am 27. April 1866 geborenen und am 25. März 1944 verstorbenen Karl Blumenthal.

Der Vater legte das in jener Zeit als ganz besondere Kunst anzusehende Können guter Fotografie seinem Ältesten von acht Kindern wohl in die Wiege: Denn auch Ernst Heinrich Blumenthal (1827-1907) war Hoffotograf. Aus Thüringen gekommen, verheiratete er sich in Wildbad mit Louise Wilhelmine, geborene Schaible, und wurde zunächst Hotelier. Aber spätestens ein Jahrzehnt danach, um 1850, wechselte er in die Fotografie und hatte zunächst ein Atelier in Stuttgart.

"Photographische Aufnahmen werden täglich von Morgens 7 Uhr bis Abends 6 Uhr in jeder beliebigen Größe, sowohl von einzelnen Personen, wie auch größeren Gesellschaften auf’s Beste angefertigt", warb eine Anzeige im "Enztäler" am 19. August 1865. Heinrich Blumenthal war 1863 aus Stuttgart nach Wildbad zurückgekommen. Er eröffnete 1872 das Hotel "Villa Blumenthal" am Kurpark mit angebautem Fotoatelier, wo fünf Jahre später daneben die katholische Kirche eingeweiht wurde. Besonders seine Bilder vom europäischen Hochadel im vorletzten Jahrhundert gelten als wertvolle Dokumente.

Diese Dokumentation setzte in noch größerem Maß Karl Blumenthal fort. Aber sein Blick galt auch Ereignissen, Partien in Stadt und Natur sowie traditionellen Handwerken. Dutzendweise fertigte er ganze Serien, die heute in Museen und Archiven sichtbar machen, wie früher im Enztal Holz geflößt oder in Meilern von den Kohlebrennern Holzkohle gewonnen wurde. Er hielt 1896 das Hochwasser in Wildbad ebenso fest, wie er 1905 das Markttreiben in Neuweiler oder 1916 den "Winter im Schwarzwald" auf die Platte bannte. Einzelne Aufnahmen, wie die des früheren deutschen Kaisers Wilhelm II., erreichten fünfstellige Auflagen.

Zur Verwandtschaft der beiden Fotografen gehören auch die Wildbader Gustav Adolf Blumenthal (1912-1999) und Ulrich Blumenthal (1947-2015). Der in Garmisch-Partenkirchen sesshaft gewordene "Adi" war 1936 Olympiafotograf und kam den Sportlern und politischen Größen nah wie kaum sonst jemand.

Experimente mit Magnesiumfackeln

Berühmt machten ihn auch erfolgreiche Experimente mit Magnesiumfackeln als Vorläufern der Blitzgeräte. Seines Namens wegen teils in der NS-Zeit misstrauisch beäugt wurde von höchsten Stellen nach seiner Abstammung geforscht. Trotz damit verbundener Reibereien hatte er in Berlin einen Platz in der Führerloge.

Ulrich Blumenthal, von seinen Freunden "Uli" genannt, wirkte als Oberstudienrat am Gymnasium seiner Geburts- und Heimatstadt. Als Autor, Fotograf und Heimatforscher hat sich der Urenkel von Ernst Heinrich Blumenthal einen Namen gemacht. Außerdem hatte er als Drachenflieger große Erfolge, wo er es neben hohen internationalen Meisterehren 1990 zu einem Weltrekord im Dreiecksflug mit einer Strecke von 168 Kilometern brachte. Ein Unfall beim Start zu einem Gleitschirmflug riss ihn 2015 tragisch aus dem Leben.

(hms). Das Hotel "Villa Blumenthal" als einziges noch erhaltenes Gebäude aus der Zeit des Baus der Kernerstraße habe "dokumentarische Bedeutung für die Ortsbaugeschichte und die Werkgeschichte des Architekten Hammer", stellte 1995 das Landesdenkmalamt fest.

Seither steht es in der Liste der Kulturdenkmale. Viele kennen das Haus noch als Hotel oder Sanatorium am Kurgarten.

Der Bau steht trotz mancher Planung seit vielen Jahren ungenutzt und leidet unter dem Leerstand. Über dem Balkon ist unter den Initialen des Erbauers "EB" das Baujahr 1872 zu lesen.