Angetan zeigten sich (stehend von links) die SPD-Stadträte Hans-Henning Sass, Ursula Jahn-Zöhrens, Bernd Muth, Bruno Knöller und (sitzend) Jürgen Schrumpf. Von rechts Markus Schuler, Fachbereichsleiter der Stadionbad GmbH, Joachim Seif, Neustädter Teamleiter, und Rolf Bott, Vorsitzender der Schwimmabteilung im TSV Wildbad. Stadtrat Dieter Gischer war wegen einer anderen wichtigen ehrenamtlichen Verpflichtung verhindert. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Besichtigung: Überdachtes Freibad überzeugt Wildbader Schwimmer und SPD-Fraktion

"Das ist eine super Lösung. Wenn etwas Ähnliches für die kalte Jahreszeit bei uns für das Calmbacher Freibad erreicht werden könnte, dann wäre das eine großartige Sache."

Bad Wildbad. Mit diesen Worten fassten die Mitglieder der SPD-Fraktion des Bad Wildbader Gemeinderats laut Pressemitteilung die Eindrücke einer Informationsfahrt nach Neustadt an der Weinstraße zusammen.

Dort ließen sich die Stadträte Ursula Jahn-Zöhrens, Bernd Muth, Hans Henning Sass, Jürgen Schrumpf und Bruno Knöller sowie als fachkundiger Begleiter Rolf Bott, der Vorsitzende der Schwimmabteilung des TSV Wildbad, die Vorzüge der Traglufthalle erklären. Diese wird im Herbst über dem riesigen Freibecken errichtet und im Frühjahr wieder abgebaut.

Die Traglufthalle, die es seit dem Jahr 1974 in der 55 000-Einwohner-Stadt in Rheinland-Pfalz gibt, wird von den sozialdemokratischen Kommunalpolitikern der Badestadt und der Schwimmabteilung des TSV als Überbrückungs-Möglichkeit gesehen. Und zwar für eine fünf- bis zehnjährige Planungs- und Bauzeit zur Errichtung eines neuen Hallenbads am bisherigen Standort oder neben dem Freibad – oder eine Kombinationslösung in Verbindung mit den Bädereinrichtungen des Staatsbads.

Markus Schuler, Fachbereichsleiter der Stadionbad GmbH in Neustadt/Bergstraße, informierte die Stadträte und Bott darüber, dass sich das 50 mal 25 Meter große Becken mit einer bis zu acht Meter hohen, nur millimeterdicken gewölbten Decke zu einem echten Renner entwickelt hat. Und das schon seit Eröffnung der Traglufthalle im Jahre 1974.

"Wir nutzen das Bad optimal. Wir haben die Schwimmzeiten an Vereine und andere Badegäste aufteilen müssen. Alle wollen möglichst noch mehr Zeiten." Immerhin tummeln sich im Winter durchschnittlich um die 90 000 Besucher in der vorübergehend und regelmäßig vom Frei- zum Hallenbad umfunktionierten Sportattraktion – und das trotz zahlreicher Konkurrenz im nahen Umland. "Im Sommer haben wir, je nach Witterung, zwischen 70 000 und 150 000 Besucher."

Aufbau im Herbst

Laut Joachim Seif, dem Teamleiter für alle vier Bäder in Neustadt/Weinstraße, ist das in 43 Jahren nunmehr die vierte Hülle für die kalte Jahreszeit. 1993 wurde nach knapp 20 Jahren die Überdachung ebenso erneuert wie 2002 und zuletzt 2013. "Für den Abbau im April benötigen wir einen halben Tag. Im Herbst erfolgt der Aufbau der Plane in zwei Tagen", informierte Seif. "Der gesamte Saisonwechsel dauert in der Regel drei Wochen. Während dieser Zeit werden auch sämtliche Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten vorgenommen", ergänzte der Teamleiter. Somit kann im Neustädter Stadionbad in 46 Wochen im Jahr geschwommen werden. Selbst den stärksten Stürmen halte die dreischichtige Plane stand, so der Fachmann.

Besonders interessierten sich die Besucher aus Bad Wildbad für die finanziellen Aufwendungen. Die Investitionskosten für das Fundament und den Zugang zur Halle betrugen 1992 exakt 153 000 Euro. Die vierte Traglufthalle ist 2013 für 190 200 Euro angeschafft worden, wobei die Neustädter Beckenfläche doppelt so groß wie das Calmbacher Freibad ist. Allerdings müssten in Calmbach, falls das Neustädter Beispiel Wirklichkeit werden sollte, noch beheizte Duschen, Umkleidekabinen und Toiletten entstehen. "Ich könnte mir dafür auch Container vorstellen", formulierte Schwimmexperte Bott eine Idee. Er hat schon viele solcher oder ähnlicher Traglufthallen gesehen.

Seif konnte die zahlreichen Fragen aller SPD-Stadträte umfassend beantworten. "Entstehen durch den Auf- und Abbau Schäden?", wollte Fraktions-Vize Jürgen Schrumpf wissen. "Die Reißfestigkeit der Plane lässt eine Nutzung zwischen zwölf und 13 Jahren zu", wusste Seif. "Gibt es eine Fußbodenheizung?", erkundigte sich Architekt Hans Henning Sass. "Ja, auch die Sitzbänke sind beheizt", sagte der Neustädter Teamleiter. "Haben Sie jemals eine Nebel- oder Schwadenbildung erlebt?", fragte die zweite Bürgermeister-Stellvertreterin Ursula Jahn-Zöhrens. "Nein, noch nie", kam die prompte Antwort. "Wie weit reicht ihr Einzugsgebiet im Winter?", interessierte sich Fraktionsvorsitzender Bruno Knöller. "Selbst aus Ludwigshafen und Karlsruhe kommen Sportschwimmer und normale Badegäste", informierte Seif. "Und das trotz naher Bäder in Landau, Kaiserslautern, Speyer und Bad Dürkheim."

Das veranlasste Neu-Stadtrat Bernd Muth, der die Informationsfahrt organisiert hatte, zu der Aussage: "Das wäre, wenn wir so etwas bekommen könnten, ein Anziehungspunkt und Hingucker auch für mögliche Besucher aus anderen Gemeinden."

Bott, der Chef der Wildbader Schwimmer, sieht das ähnlich: "Das wäre auch eine touristische Attraktion für unsere Stadt." Ihm und seiner Abteilung im TSV Wildbad dankten die Bad Wildbader SPD-Stadträte dafür, dass sie sich trotz der schwierigen Situation nach der Hallenschließung nicht entmutigen lassen und lange, kostspielige und strapaziöse Fahrten an den Trainingstagen zurücklegen.