Badkommissär Freiherr von Gemmingen, der von 1906 bis 1923 sozusagen der Chef des Staatsbades Wildbad war. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Gedenkstein für Hyppolyt Freiherr von Gemmingen auf dem Friedhof in Calmbach / Kavalier vom alten Schlage

Nicht immer sind auf unseren Friedhöfen nur Gräber, sondern bisweilen auch Gedenksteine, wobei natürlich auch jeder Grabstein zur Erinnerung aufruft. Auch der ehemalige Wildbader Bad-Kommissär Hyppolyt Freiherr von Gemmingen erhielt einen Gedenkstein auf dem Calmbacher Friedhof.

Bad Wildbad. Gedenksteine gibt es viele auf den Bad Wildbader Friedhöfen. So ist beispielsweise auf dem Uhlandfriedhof ein Gedenkstein für Peter Liebig, Intendanzrat und langjähriger Leiter des Wildbader Kurtheaters. Auf dem Kappelbergfriedhof steht ein Denkmal für die Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1870. Und auf dem Calmbacher Friedhof erinnert ein großer Gedenkstein an den Wildbader Badkommissär Freiherr von Gemmingen.

Aufmerksam auf diesen Gedenkstein machte der Calmbacher Alfred Kiefer, der sich intensiv mit der Heimatgeschichte beschäftigt und sich fragte, warum ein Wildbader Bad-Kommissär in Calmbach einen Gedenkstein hat. Auf dem Gedenkstein ist folgende Inschrift zu lesen: "Hyppolyt Freiherr von Gemmingen-Guttenberg-Bonfeld, Generalmajor u. Kgl Badkommissär a.D. 29. April 1856, 12. Dezember 1924."

Ein kurzer Rückblick auf das Leben des Freiherrn von Gemmingen, der aus einer sehr alten und weit verzweigten Adelsfamilie stammte, deren Stammsitz das Oberschloss in Bonfeld bei Heilbronn war: Als Sohn des Herzoglich Meiningen’schen Oberhofjägermeisters von Gemmingen, Karl Reinhard Wieprecht, Freiherr von Gemmingen-Bonfeld, und seiner Mutter Hyppolyte Wilhelmine Pauline Freifrau von Gemmingen, schlug er beruflich die Militärlaufbahn ein, die er fast ausschließlich im württembergischen Ulanen-Regiment Nummer 19 absolvierte und schließlich dieses als Oberst und Kommandeur verließ, um der Berufung von König Wilhelm II. zu folgen und die Stelle als Badkommissär in Wildbad im Jahr 1906 zu übernehmen. Verheiratet war Hyppolyt seit 1881 mit Josepha Teizeira de Vasconcellos (1857-1943), die Ehe blieb kinderlos.

Das Amt eines "Badkommissärs" wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eingeführt, vorher hatte der Königlich Badearzt für die Ordnung der Bäder zu sorgen, das heißt, ab 1877 hatte der vom Königreich Württemberg bestellte Badkommissär diese Aufgabe zu übernehmen und war somit für alle notwendigen Dinge (finanziell und aktuell) zuständig. Königliche Badkommissäre in den folgenden Jahren waren Freiherr Wilhelm von Königshofen (1877-1891) und General von Karaß (1891-1905), die allerdings nur während der Badesaison in Wildbad anwesend waren. Sie kamen, wie auch von Gemmingen, aus dem militärischen Bereich, waren also durchaus keine Fachleute, jedoch treue Gefolgsleute der königlichen Verwaltung.

Hyppolyt von Gemmingen war der letzte "Königliche" Badkommissär, denn nach dem ersten Weltkrieg wurde das Königreich Württemberg zur Republik: König Wilhelm II dankte ab und wohnte bis zu seinem Tod (1921) im Schloss Bebenhausen bei Tübingen als Herzog von Württemberg. Er wurde auf dem Friedhof in Ludwigsburg beigesetzt, sein Leichenzug führte um Stuttgart herum, das er niemals mehr betreten wollte.

Am ersten Weltkrieg nahm von Gemmingen in der Etappe in Frankreich teil, er war Festungskommandant von Montmédy in Nordostfrankreich und kehrte danach wieder als General nach Wildbad zurück.

Wie geschaffen für diese Stelle

In einem Nachruf des Enztälers im Dezember 1924 heißt es: "Er war wie geschaffen für die Stelle des Badkommissars. Vornehm in Haltung und Erscheinung, ebenso vornehm im Denken und Fühlen, gerecht und besonnen im Urteilen und Handeln, gleich abhold jeder dienerischen Schmeichelei, wie herablassender Vertraulichkeit, war er der korrekte Kavalier vom guten alten Schlage, der den oft dornenvollen Aufgaben seiner Stellung vollauf gewachsen war."

Der erste Teil seiner Wildbader Tätigkeit als Badkommissär fiel noch in die Vorkriegszeit, als der Badeort Wildbad noch hohe Gäste begrüßen konnte und zahlreiche Baumaßnahmen den Ort weiter bekannt machten. So erfolgte 1906 der Ausbau der Halle im König-Karls-Bad, 1908 der Bau des Schwimmbadgebäudes an der Olgastraße, 1910 die Fertigstellung des Kurhauses durch das Königreich Württemberg. Die Bergbahn wurde 1908 durch eine Aktiengesellschaft als Investor gebaut und zwei Jahre später von der Stadt übernommen. 1908 wurde das Sommerberghotel durch die Familie Bätzner, ebenfalls 1909/10 das Panoramahotel durch die Familie Bechtle, das Hotel zum Goldenen Löwen 1914 erstellt durch die Familie Großmann als private Investoren, und 1913/14 wurde das seit 1905 der Familie Klumpp gehörende ehemalige Hotel Bellevue zum großen Hotel Quellenhof ausgebaut. Die Erschließung des Sommerbergs für Gäste und Einwohner wurde durch den Bau der Bergbahn bewirkt.

Der spätere erste Kurdirektor Otto Bach vermerkt in seiner umfangreichen Broschüre lakonisch zum Jahr 1914: "Dann kam der Krieg – Wildbads ›Große Zeit‹ des XIX. Jahrhunderts war vorbei!"

Im Jahr 1923 wurde Badkommissär von Gemmingen in den Ruhestand versetzt, er blieb jedoch seiner Schwarzwaldheimat treu und wohnte mit seiner Frau Josepha in Calmbach in der Gauthierstraße beim "Storchen". Seine Frau blieb auch nach seinem Tod weiterhin in Calmbach, hochgeachtet und bei der Bevölkerung beliebt, starb sie 1943 und wurde ebenfalls in Calmbach beigesetzt. 1924 bis 1934 war Oberstleutnant Ludwig von Breuning Badkommissär, sein Nachfolger wurde Kurdirektor Otto Bach.

Dass auch die Zeit nach dem Krieg "weiterging" beweisen trotz sehr schlechter Lebensumstände folgende Baumaßnahmen der Stadt: Wilhelmschule (1913), 1918 Militärkuranstalt (später Kurversorgungsanstalt (durch das Reich) und 1919 bis 1921 Fertigstellung der Baetznerstraße, die bereits 1908 bis zur Bergbahnbrücke gebaut worden war.