Heiko Rittmann (von links) sowie Alexander und Gioia Heselschwerdt haben ein umfangreiches Konzept erarbeitet. Foto: Kunert

Heiko Rittmann und Alexander Heselschwerdt im Rennen um Pachtvertrag. "Tourismus im Ort ein Gesamtkunstwerk".

Bad Wildbad - "Ja, das Lampenfieber steigt langsam." Heiko Rittmann, Inhaber des Fahrradgeschäfts "Adventure-Bikes", ist mit Geschäftspartner Alexander Heselschwerdt einer von drei Bewerbern um den Pachtvertrag für den Bikepark Bad Wildbad. Der Entscheid dafür fällt noch in diesem Monat.

Zuvor gibt’s die offizielle Präsentation der Bewerber vor dem Gemeinderat, der in dieser Frage das alleinige Entscheidungsrecht hat. Und wer aktuell mit Rittmann, der sein Interesse am Bikepark schon 2019 öffentlich gemacht hatte, und Heselschwerdt über deren Bewerbung spricht, spürt schnell: Die beiden Herren - unterstützt noch von Heselschwerdts Ehefrau Gioia - "brennen" für dieses Projekt. Die Augen leuchten, die Ideen, die Visionen sprudeln nur so aus ihnen heraus.

Mehr als 400 Seiten habe ihr Businessplan für das Unternehmen, das nach ihren Wünschen künftig den Bikepark auf dem Sommerberg betreiben soll: Die eigens gegründete Adventure Sports GmbH der Kompagnons will die mit älteste Attraktion auf dem Bad Wildbader Hausberg zum "Bikepark mit den meisten Attraktionen" mindestens in Deutschland, aber am liebsten auch in ganz Europa ausbauen. Die Basis dafür sei bereits gelegt, gelte doch die "Downhill 1"- Strecke auf dem Sommerberg "als Europas beste Strecke" im Segment für wirklich anspruchsvolle Mountainbiker. Und habe eine exzellenten Ruf weit über Landesgrenzen hinaus.

Und das müsse auch künftig die zentrale Säule fürs Renommee des Wildbader Bikeparks sein. Von dem aus man weitere, neue Zielgruppen sehr gut würde ansprechen können - E-Biker zum Beispiel. Familien. Slopstyler und Dirtjumper. Wer jetzt ein Fragezeichen im Gesicht hat: Mit Mountainbikes kann man mehr machen als Downhillrennen zu fahren - also im mörderischen Tempo unbefestigte Strecken den möglichst steilen Berg hinunter zu jagen. All-Mountain- oder auch Trailfahrer sind (alleine oder in Gruppen) im freien Gelände unterwegs - um herausfordernde Wege in möglichst schöner Natur zu genießen. Slopstyler und Dirtjumper wiederum jagen mit möglichst hoher Geschwindigkeit über eine Rampe, "springen" durch die Luft mit ihren Bikes und absolvieren dabei möglichst anspruchsvolle Tricks.

Da man das reichlich üben muss, bis es wirklich optimal klappt, braucht’s eine Rampe mit einem großen Sprungkissen dahinter - für eine sanfte Landung der Übenden. "Auch solch ein Sprungkissen wollen wir" - um auch diese Zielgruppe auf den Sommerberg zu locken. Auch ein "Enduro-Trail" würde es mit ihnen geben, erläutern Rittmann und Heselschwerdt - der bergab, bergauf quasi die Urform des Moutainbike-Sports darstellt. Es gebe bereits eine bestehende Option für den Bikepark, solche Mehrangebote auf dem Sommerberg auch räumlich gut unterzubringen. Was natürlich die Frage aufwirft, wie all die weiteren Bikepark-Besucher auch zuverlässig auf den Sommerberg gebracht werden sollten - wenn Bad Wildbad bereits heute an manchen Tagen den ultimativen Verkehrsinfarkt erleidet.

Besucherströme sollen entzerrt werden

Klar hat sich auch das Adventure-Trio dazu Gedanken gemacht: "Wir kommen von hier, aus Bad Wildbad, kennen die Stadt und ihre Möglichkeiten." Eine intelligente Verlegung des Shuttle-Stopps im Tal hätten sie sich überlegt, um die (wachsenden) Besucherströme in den Bikepark und auf den Sommerberg zu entzerren und das "Auf und Ab" hier bestmöglich zu managen. Wie genau – das wird nach der Präsentation vorm Gemeinderat öffentlich gemacht, um die Mit-Bewerber "nicht zu schlau" zu machen.

Welche Trumpfkarte von Rittmann und Heselschwerdt aber gerne auch schon vorab gespielt wird: Die exklusive Zusage von bisherigen Bikepark-Betreiber, der Radsportakademie (RSA), allein ihnen im Falle einer erfolgreichen Bewerbung um die Nachfolge den Schlepplift im Bikepark verpachten zu wollen. RSA-Chef Heinz Betz hatte das gegenüber dieser Zeitung im Interview ebenfalls bereits bestätigt. "Der Lift ist essentiell für den Bikepark", unterstreicht Rittmann. "Womit wir für einen möglichst reibungslosen und fließenden Übergang mit dem Bikepark stehen."

Dann sprechen Rittmann und Heselschwerdt noch über den Fahrradverein, den sie auf jeden Fall mit Unterstützern für Bad Wildbad gründen wollen - egal , wie der Entscheid für den Bikepark seitens des Gemeinderats ausfällt. Auch mit dem ebenfalls fix geplanten Ausbau des Fahrradgeschäfts "Adventure-Bikes" verbindet das Duo reichlich weiterer Ideen und Visionen, die unabhängig vom Bikepark-Entscheid vorangetrieben werden sollen. Wie das alles finanziert würde? "Aus eigener Kraft", unterstreichen Rittmann und Heselschwerdt. Alexander und Gioia Heselschwerdt sind eigentlich Finanz-/Steuerexperten, haben zu den 400 Seiten Businessplan mehr als ein Drittel davon als Zahlenwerk beigetragen. "Um nichts dem Zufall zu überlassen." Aber es gebe auch "reichlich Interesse bei Förderern und Sponsoren", sich am Ausbau des Bikeparks aktiv zu beteiligen.

Und wenn es nicht klappt mit dem Bikepark? "Wir würden sofort die Gespräche mit den Betreibern suchen - und Kooperationen anbieten." Schließlich fungiere man mit dem eigenen Laden im Tal schon heute "als kleine Tourismus-Information" speziell für die Biker, die Bad Wildbad besuchen. "Die kommen zuerst zu uns, fragen, was es hier für Möglichkeiten gibt." Da gehöre es sich einfach, stets nach Synergien mit allen (anderen) Beteiligten zu suchen. Denn Bad Wildbad, speziell der Sommerberg, sei im Tourismus "ein Gesamtkunstwerk", dass sich immer nur im Konzert von allen Beteiligten wirklich optimal vermarkten lasse.

Vergrößerung am bisherigen Standort

"Wir sind im April 2019 mit dem Laden hier gestartet - und im November war bereits klar, dass wir uns deutlich würden vergrößern müssen." Wo aber würde man expandieren können in Bad Wildbad? Letztlich sei man auf das Neue Ebenhardsbad gestoßen als wirklich ideale Lösung und Standort. "Weil wir schon hier sind" - im Erdgeschoss, auf aktuell exakt 93 Quadratmetern. Aber darüber, auf mehreren Etagen, stünden - seit knapp zwei Jahrzehnten - enorme Flächen leer. Über 1400 bis 1600 Quadratmeter davon verhandele man derzeit - was der ersten Etage über dem bestehenden Laden entspräche. Ganz unabhängig von der Bewerbung um den Pachtvertrag für den Bikepark.

Zumindest formal. Denn wenn Rittmann und sein (neuer) Geschäftspartner Heselschwerdt dem Pachtvertrag für den Bikepark zugesprochen bekämen, gäbe es im künftigen Alltag natürlich jede Menge Schnittstellen zwischen dem Touristen-Magneten auf dem Sommerberg und dem Fahrradladen in der Stadt. "Wir hätten dann hier 300 bis 500 Fahrräder ständig im Verkauf" und dazu rund 100 Bikes im Verleih. Ganz abgesehen von all den anderen Fahrzeugen, die man Bad Wildbad und seinen Gästen zum Kauf und zum Leihen künftig anbieten wolle. Go-Karts zum Beispiel - die man im Bikepark für Downhillfahrten von Klein bis Groß anbieten würde. Auch Rikschas - für Verliebte oder Familien. E-Bikes in jeder Form und Größe. Eben alles, was man von einem wirklich richtig gut sortierten Fahrradgeschäft erwarten darf.