Foto der letzten Flößer zwischen Wolfgang Plappert (rechts) und einer Flößerfigur in Festtagstracht Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Heimat- und Flößermuseum in Calmbach ab sofort wieder jeden Sonntag zugänglich

Acht Monate lang war das Heimat- und Flößermuseum im Bad Wildbader Stadtteil Calmbach aus den allseits bekannten und berüchtigten Pandemie-Gründen geschlossen. Am vergangenen Sonntag stand das 1992 eröffnete Museum erstmals in diesem Jahr wieder interessierten Besuchern zur Verfügung.

Bad Wildbad-Calmbach. Das mächtige Gebäude an der Bergstraße 1, in dem sich im zweiten Stock die Museumsausstellung befindet, wurde 1773 von Johann Friedrich Goßweiler als Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Goßweiler kam durch den Holzhandel und die damit verbundene Flößerei zu Reichtum und Ansehen. Sein Wappen ziert noch heute die südliche Giebelseite.

Das 1998 als "Vorbildliches Heimatmuseum" mit einem Förderpreis des Landes ausgezeichnete Heimat- und Flößermuseum, dessen Träger die Stadt Bad Wildbad ist, wurde gestaltet und eingerichtet mit Unterstützung von Stefan Endlich, Oswald Schoch, Herbert Hexamer, Heinz Dietrich, Ruth und Fritz Barth, Kurt Neuweiler, Renate Kappler und Heinrich Müller.

Bereits beim Aufstieg durch das Treppenhaus kann man die imposante Holzkonstruktion im Inneren des Gebäudes erkennen, und wenn man schließlich das Heimat- und Flößermuseum betritt, staunt man nur über den mehrere Stockwerke umfassenden Dachstuhl und dessen Aufbau.

Der Schwerpunkt des Museums liegt auf der Geschichte der Holzwirtschaft und der Flößerei als wichtigstes Transportmittel im Oberen Enztal bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Calmbach war einst Sitz eines Floßinspektors, und ein großer Teil der Einwohnerschaft von Calmbach war im Flößergewerbe sowie den damit verbundenen Handwerksberufen tätig. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal, Wolfgang Plappert, war am Sonntagnachmittag bis 17 Uhr anwesend, wartete jedoch vergeblich auf Besucher, die wahrscheinlich lieber das schöne Wetter nutzten, um endlich wieder ungestört zu wandern und anschließend einzukehren. Plappert ist einer der fünf Museumsbetreuer neben Barbara Hammann-Reister, Hannelore Treiber, Waltraud Jimeno und Alfred Hennicke, die im Wechsel jeden Sonntagnachmittag zwischen 14 und 17 Uhr die Besucher begrüßen, bei Bedarf führen und natürlich für alle Fragen über Holzwirtschaft und Flößerei zur Verfügung stehen.

Die museale Einrichtung zeigt nicht nur Fotos und Darstellungen zur Flößerei, sondern überhaupt die verschiedenen damit verbundenen Berufe, die heute meist kaum mehr bekannt sind. So sind Darstellungen der Harznutzung, der Kleesalzgewinnung, des Holz-Teerschwelens und Kienrußbrennens hier zu sehen, ebenso wie die Waldköhlerei, das Heidelbeersammeln und die Arbeit in den Pflanzschulen.

Modelle von früheren Sägemühlen

Hier findet man mehrere Floßmodelle, originale Holztransportfahrzeuge und -schlitten, Werkzeuge der Flößer wie Äxte, Sticher, Floß- und Kantringe, Floßschrauben oder das Gabelmaß. Das Fertigen und Drehen der Wieden wird gezeigt, die für den Transport des Holzes sehr wichtig waren, aber ebenso das Riesen der Stämme (Blöcher) an den steilen Hängen im Sommer und auch im Winter.

Weitere Exponate zu verschiedenen Handwerksberufen, unter anderem eine komplette Schuhmacherwerkstatt, geben einen Einblick in die Arbeitswelt der Calmbacher in früheren Zeiten. Dass Calmbach früher über zahlreiche Sägemühlen verfügte, zeigen verschiedene Modelle aus jener Zeit.

Eine Sonderausstellung, die im Mai 2020 eröffnet wurde und deren Besichtigung durch die Lockdown-Schließung kaum möglich war, nämlich "Souvenirs" aus dem touristischen Bereich der Bäderstadt, ergänzen die Ausstellung. Wobei sicher mancher ältere Ausstellungsbesucher ein "Das kenn ich doch"-Lächeln zeigt: Stocknagel, Holzschildchen, Bollenhut, Ansichtskarten mit Wildbadgedichten und vieles, was man aus dem Schwarzwald und mit dem Wildbadmotiv versehen mit nach Hause brachte. Diese Sonderausstellung ist noch bis zum Herbst zu sehen.

Das Heimat- und Flößermuseum ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind möglich, vor allem auch für Schulklassen im Rahmen ihres Unterrichts. Anfragen werden erbeten bei der Stadtverwaltung Bad Wildbad unter Telefon 07081/93 01 12 an Marina Lahmann (Stadtmarketing), um einen Termin abzusprechen.