Zauberer "Kampino" brachte den Tisch zum Schweben. Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: 500. "Nachmittag der Begegnung" in Calmbach

Der Mittwochnachmittag dieser Woche wird den fast 100 Senioren, die sich im evangelischen Gemeindehaus eingefunden haben, noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. War es doch der 500. "Nachmittag der Begegnung" unter dem Motto "Füreinander und Miteinander" mit einem ganz speziellen Jubiläumsprogramm.

Bad Wildbad-Calmbach. Initiatoren der Veranstaltungsreihe waren nach der Einweihung des evangelischen Gemeindehauses an der Kleinenztalstraße am 16. September 1973 die seinerzeitigen Kirchengemeinderäte Waldemar Rentschler und Martin Schrägle gewesen. Mit der ersten, von etwa 70 Senioren besuchten Veranstaltung am 24. Oktober 1973, deren Zahl sich schnell auf mehr als 100 steigerte und die jetzt beim Jubiläumsnachmittag fast wieder erreicht wurde.

Musikalisch eröffnet wurde die Jubiläumsveranstaltung von Marianne Hiebel (Klavier) und von Heiderose König (Höfen, Querflöte). Pfarrer André Bohnet entbot den Gästen in dem voll besetzten und frühlingshaft geschmückten Brenz-Saal des Gemeindehauses ebenso herzliche Willkommensgrüße wie dem Leitungs- und Helferkreis. "Der "Nachmittag der Begegnung" besteht seit mehr Jahren als ich alt bin", betonte er und begrüßte unter den Gästen insbesondere auch Ellen Mock als Ehefrau seines Vor-Vorgängers Pfarrer Frank Mock, angereist zu diesem Anlass aus Rheinland-Pfalz. Im Foyer des Gemeindehauses, in dem ein kleiner Empfang mit Saft, Sekt und Häppchen abgelaufen war, warteten etwa 20 Besucher der evangelischen Kindertagesstätte aus mehreren Gruppen unter der Leitung von Marina Schwerdtfeger und zwei Mitarbeiterinnen auf ihren Auftritt mit einigen Winterliedern und einem Gedicht für die Omas und Opas. "Ich finde das großartig!", freute sich der Neuenbürger Dekan Joachim Botzenhardt über den 500. Nachmittag der Begegnung. Diese lange Tradition könne man fast schon als Wunder bezeichnen. Beim "Nachmittag der Begegnung" gehe es darum, Gemeinsamkeit und Geselligkeit zu pflegen und sich im Glauben stärken zu lassen. Dafür müsse man Gott dankbar sein. Danach kam er auf die Jahreslosung zu sprechen und glaubte feststellen zu können: "Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden, den ›Nachmittag der Begegnung‹". Verbunden mit der Übergabe eines Geschenkes für den Leitungs- und Helferkreis.

Diakon Manfred Bertsch, dessen letzter aktiver Einsatz die verantwortliche Abwicklung des 500. "Nachmittag der Begegnung" war, erinnerte an die 250. Veranstaltung mit dem seinerzeitigen Pfarrer Frank Mock und dem einstigen Bürgermeister Bodo König.

Das Gründungsjahr des "Nachmittags der Begegnung" und sein Geburtsjahr seien identisch, stellte Bürgermeister Klaus Mack fest und würdigte die Arbeit des Leitungs- und Helferkreises bei der Ausgestaltung der Veranstaltungsreihe mit kirchlichen sowie weltlichen Themen. Dass es eine solche gebe, sei keine Selbstverständlichkeit. "Wichtig ist, dass es Menschen in der Stadt gibt, die solche Veranstaltungen auf die Beine stellen und sich für andere einsetzen", betonte er in seinen weiteren Ausführungen. Bertsch blickte auf die Einweihung des evangelischen Gemeindehauses und die Initiative der seinerzeitigen Kirchengemeinderäte Rentschler und Schrägle zurück und kam auf die nachfolgenden Verantwortlichen für den "Nachmittag der Begegnung" zu sprechen. Wie etwa auf das Ehepaar Firnau und auf Ellen Diefenbach, auf das Ehepaar Reichle als Organisator von Ausflügen und auf Walter Schnürle mit seinem langjährigen Fahrdienst für Gehbehinderte, den ebenso wie die Konzeption von Ausflügen vor neun Jahren Peter Wörner übernommen hat. Nicht vergessen wurden dabei auch die vielen Reiseberichte von Hans Wörner als mit 97 Jahren ältester Besucher des 500. Nachmittags der Begegnung.

Mit "Fröhlich sei das Kaffee trinken" kam das Signal für gute Gespräche an den dafür gedeckten Tischen, bevor zu Beginn des zweiten Teils der Veranstaltung Eberhard Fiedler (Wildberg) als Vorsitzender des Kreisseniorenrates mit einem Grußwort aufwartete. Die 500 Veranstaltungen in mehr als 45 Jahren seien ein nachahmenswertes Beispiel. "Wir tragen das weiter", versicherte er und dankte allen Verantwortlichen für ihre Mitarbeit. In seinen weiteren Ausführungen stellte er die druckfrische Broschüre "Clevere Alltagshelfer und Unterstützungssysteme" vor und erklärte sich zur Vermittlung von Experten zur Wohnberatung für Senioren bereit. Oder auch für eigene Berichte über seine Erlebnisse als passionierter Sporttaucher.

Aus den Worten von Siegrun Gundel als regelmäßige Besucherin der "Nachmittage der Begegnung" sprach ein Gefühl der Dankbarkeit für diese Veranstaltungen. "Ich liebe das gemeinsame Singen und vor allem ist mir die Andacht sehr wichtig, die dem gemeinsamen Kaffeetrinken vorausgeht. Bei Kaffee, Hefe- und Nusszopf, Brezeln und bei anderen Getränken kann man sich austauschen – und auch immer das Neueste erfahren", führte sie aus und lobte die Vielseitigkeit der inhaltlichen Angebote einschließlich der Ausflüge und Seniorenfreizeiten. "Ich bedanke mich im Namen aller Besucher bei dem engagierten Helferteam, das diesen Nachmittag gestaltet. Sie arbeiten ja nicht für einen x-beliebigen Verein, sondern im Namen Jesu und für unsere Kirchengemeinde", so Gundel abschließend.

Theologe, Clown, Zauberer und Mensch

Aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen die Besucher des Nachmittags in der folgenden Stunde mit "Kampino" (Pastoralreferent Ludger Hoffkamp aus Tamm) mit seinen Aktionen auf der Bühne des Brenz-Saales, bei denen er sich als "Theologe, Clown, Zauberer und Mensch" selbst vorstellte. Vor Beginn der Veranstaltung und während der Kaffeetafel hatte er sich mit einem fast schon fotografisch anmutenden Gedächtnis die Vornamen von Dutzenden von Besuchern eingeprägt und mit einer Wette für deren Wiedererkennung versehen, die er souverän gewann. Mit absoluter Präzision und Geschicklichkeit hantierte er mit sich verwandelnden Tüchern und Filzringen, mit Würfeln, Buchstaben und Zahlen in geheimnisvollen Röhren, mit Schirmen und einem über die Bühne schwebenden Tisch, um nur einige wenige seiner überaus spannenden Aktionen zu nennen. Alle Geburtstagskinder des Monats überraschte er mit Luftballonblumen.

Von der evangelischen Kirchengemeinde als Diakon schon in den Ruhestand verabschiedet, folgte für Bertsch jetzt nochmals eine Verabschiedung aus seiner Leitungsfunktion beim "Nachmittag der Begegnung". Für diesen langjährigen Dienst dankte ihm Ruth Gutbub vom Leitungskreis mit einem Gutschein für ein Essen mit seiner Ehefrau Angelika in einem Höfener Hotel sowie symbolisch mit einem Regenschirm zu Wünschen aus Psalm 91, "immer unter dem Schirm des Höchsten" zu bleiben. "Ich war gerne in der Kirchengemeinde tätig. Es war schön, bei den ›Nachmittagen der Begegnung‹ in erwartungsvolle Gesichter zu blicken", freute sich Bertsch über diesen würdigen Abschied.

Mit dem Segen von Pfarrer Bohnet für die Besucher endete der festliche Jubiläumsnachmittag. "Es war so fantastisch" und "Das war schön, mal etwas ganz Anderes", waren nur zwei begeisterte Äußerungen von Gästen, die sich ganz persönlich bei "Kampino" für sein unterhaltsames und spannendes Programm bedankten.

Viele Gemeindeglieder engagieren sich ehrenamtlich im Leitungs- und Helferkreis der "Nachmittage der Begegnung", denen Pfarrer André Bohnet dafür dankte: Ruth Gutbub, Monika Müller, Brigitte Kappler, Annemarie Barth, Christel Maisenbacher und bis jetzt Manfred Bertsch. Des Weiteren noch Ingeborg Rentschler, Gisela und Günther Dürr, Anne Proß, Silke Wohlfarth, Bärbel Schnürle, Peter Wörner, Uwe Sturm und Rainer Schwarz.