Sie gestalteten ein wunderbares Rossini-Konzert: der Pianist Michele D’Elia und die Mezzosopranistin Diana Haller.Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Stürmischer Beifall für Solistin Diana Haller und Pianist Michele D’Elia für ihren Auftritt im Bad Wildbader Kurhaus

Das fünftägige Bad Wildbader Rossini-Mini-Festival war zwar aufgrund der Pandemie verkürzt, bot jedoch außergewöhnliche Musikangebote, zum Teil an außergewöhnlichen Spielstätten. Den Schlusspunkt setzte das Solistenkonzert mit Diana Haller im Bad Wildbader Kurhaus.

Bad Wildbad. Die Wildline Hängebrücke in luftiger Höhe auf dem Sommerberg, der Maurische Pavillon im Kurpark und sogar der Kurplatz waren die diesjährigen Spielorte der coronabedingt deutlich kürzeren Rossini-Festivals. Kreativität, Fantasie und Organisation, das muss man dem Festspielleiter und Intendant Jochen Schönleber und seinem diesjährigen Team auf jeden Fall bescheinigen. Wer hat denn schon den Mut und die Idee, auf einer schwankenden Hängebrücke eine Oper aufzuführen? Damit dürfte Schönleber viele, wenn nicht gar alle Spielstätten auch in anderen Festspielorten getoppt haben.

Zu den Glanzpunkten des Festspielprogramms gehörten zweifellos auch zwei Konzerte, die zu grandiosen musikalischen Erlebnissen zählen. Am Donnerstag wurde Aya Wakizono beim ersten Solistenkonzert jubelnd gefeiert. Das zweite Solisten- und gleichzeitig Schlusskonzert gestaltete Diana Haller (Mezzosopran), die bereits 2011 bei Rossini in Wildbad auftrat. Im vergangenen Jahr beeindruckte beim 31. Rossini-Festival die 34-jährige Mezzosopranistin aus Kroatien in der Titelrolle von Tancredi. "Haller hat eine Stradivari in der Kehle", so urteilte ein begeisterter Musikkritiker einer Tageszeitung nach einem Konzert mit der bekannten Mezzosopranistin. Am Sonntag zum Abschluss des Rossini Mini-Festivals hatten die Besucher selbst die Möglichkeit, diese Laudatio zu überprüfen.

Haller gehört zu den großen Stimmen, nicht nur im Opernhimmel. Auf bekannten Bühnen in Deutschland, Italien, der Schweiz, den USA und Österreich überzeugte und begeisterte sie bei ihren Auftritten. Für ihre außerordentlichen Leistungen wurde sie vielfach ausgezeichnet. Auch im ausverkauften Wildbader Kurhaus, coronasicher bestuhlt, wurde sie bei ihrem Konzert stürmisch gefeiert. Am Flügel begleitete Michele D’Elia, der seit 2006 regelmäßig bei "Rossini in Wildbad" mitwirkt. D’Elia ist ein gefragter Pianist bei Opern, Konzerten und Festivals in vielen Ländern, nicht nur in Europa. Er gehört zum Ensemble der Accademia des Teatro alla Scala in Mailand.

Brillante Darbietung

Rezitativ und Kavatine des Tancredi "O patria – Tu che accendi" bildete den Auftakt des Rossini-Konzertnachmittags. Brillant war dabei Hallers Darbietung. Stimmlich erstklassig in warmer samtener Tiefe, beeindruckend in Höhen und Koloraturen. In sparsam eingesetzter Gestik und Mimik entzückte sie ihre Zuhörer und ließ Erinnerungen an ihre Titelrolle im Jahr 2019 aufleben. Voller Andacht und Inbrunst interpretierte Haller die Arie "Agnus dei" wie ein Gebet, das D’Elia mit einem brillanten Pianopart abschloss.

Gefühlvoll leitete D’Elia zur Klavierkantate für Contralto "Giovanna d’Arco" über. Hier zeigte Haller, dass sie eine Meisterin des Belcanto in allen Nuancen ist. Es gelang ihr spielend, die Herausforderungen der Komposition mit entsprechenden Koloraturen umzusetzen. Großartig am Flügel interpretierte D’Elia das "Prélude religieux" aus der "Petite messe solennelle". Glockenähnliche Klänge eröffneten und schlossen diese Komposition. Zarte bedächtige Töne, sowie temperamentvolle Passagen, meisterlich dargeboten, begeisterten und erfreuten gleichermaßen. Mit den Ariettas "L’esule" (der Verbannte) und "La viuda del náufrago" (die andalusische Witwe), einer Ariette Espagnole, grandios stimmlich interpretiert, brillierte Haller auch hier und erhielt dafür stürmischen Beifall des Publikums. Glanz- und Schlusspunkt des Programms war das Rondo finale der Angelina "Nacqui all’affanno" aus Rossinis bekannter Oper "La Cenerentola", die in Bad Wildbad mehrfach bei Festivals auf dem Programm stand. Frenetischer Beifall für die glänzende, gesangliche Leistung Hallers sowie des Pianisten D’Elia.

Uneingeschränkt muss dem begeisterten Musikkritiker recht gegeben werden: Haller hat wirklich eine Stradivari in der Kehle. Als Geschenk an das begeisterte Publikum boten die beiden Künstler als Zugabe eine "Canzonetta Espagnola", ein glänzender Abschluss eines wunderschönen Konzerterlebnisses.