Im Februar des nächsten Jahres heißt es Abschied nehmen vom Ludwig-Uhland-Stift, das einem zeitgemäßen Neubau eines Pflegeheims weichen muss. Foto: Bechtle

Abriss des Ludwig-Uhland-Stifts. Sana-Klinik steht als Ausweichquartier zur Verfügung. Umzug im Februar 2015.

Bad Wildbad - 1987 wurde das Ludwig-Uhland-Stift (LUS), 60 Alten- und Pflegeheimplätze, mit Hotelanteil "Hospiz Deutscher Hof", 22 Betten, eröffnet. Man glaubte, hier eine Einrichtung geschaffen zu haben, die langen Bestand haben würde.

Inzwischen hat sich die Situation völlig geändert – sowohl von der baulichen als auch von der pflegerischen Seite. Nach der Eröffnung des König-Karl-Stifts vor fast vier Jahren in der Nähe des Bahnhofs plant nun die Evangelische Heimstiftung (EHS) das alte LUS abzureißen und einen Neubau zu realisieren. Und zwar, nachdem sich nach achtjährigen gründlichen Planungen und Überlegungen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen am bewohnten Objekt als nicht realisierbar erwiesen hatten.

Parallel zu den Bauplanungen wurde intensiv ein Ausweichquartier für die derzeit 50 LUS-Bewohner gesucht. Man untersuchte verschiedene Objekte im Raum Bad Wildbad. Schließlich fand man in der ehemaligen Sana-Klinik an der Olgastraße in Sichtweite des bisherigen Standortes eine Interimslösung für den Erhalt der 50 Plätze mit Zustimmung der Heimaufsicht. Für die Bewohner bleiben mit dieser Lösung die bisherigen Bezugspersonen erhalten. Der Umzug soll im Februar 2015 erfolgen.

Im Interimswohnheim Sana-Klinik gibt es seit einigen Wochen Umbaumaßnahmen, da der Brandschutz mit Brandmeldeeinrichtungen und die Notausgänge mit dem Bau einer außen anzubauenden Rettungstreppe dem derzeitigen Sicherheitsstandard entsprechen müssen. Nicht alle Zimmer haben eine Nasszelle mit Dusche und Toilette – für diese müssen die über die Gänge erreichbaren Toiletten behindertengerecht umgebaut werden, ebenso die Etagenbäder. Allerdings bietet die Interimslösung den Bewohnern nicht nur Einzelzimmer, notwendig ist deshalb auch die Belegung von Doppelzimmern.

Ralf Oltendorf, Prokurist der EHS und zuständig für den Geschäftsbereich Region und Markt, teilte mit, dass man für die Umbaumaßnahmen mit Kosten von 150.000 bis 180.000 Euro rechne. Wenig ideal ist der Außenbereich mit der steilen Auffahrt und dem zu kleinen nutzbaren Außengelände. Für den Mittwochskreis, rund 20 ehrenamtliche Frauen und Männer, wird dies erhebliche Probleme bringen.

Einen kleinen Ausgleich bietet die große Terrasse sowie der Aufenthalt- und Speiseraum im Dachgeschoss der Sana-Klinik. Für den Transfer von Bewohnern zum Einkaufen, zum Arzt und so weiter soll ein Fahrdienst zur Verfügung gestellt werden. Auch an die Möglichkeit der Nutzung des Centro-Bus-Systems wird gedacht.

Die Gesamtkosten für das Projekt neue "Ludwig-Uhland-Residenz" mit 50 Pflegeheimplätzen und 29 betreuten Wohnungen betragen laut Information der EHS 10.366.000 Euro. Damit bekennt sich die EHS zu ihrer Verantwortung, den langjährigen Traditionsstandort Bad Wildbad zu erhalten.

Neubau soll bis 2017 fertig sein

Bereits 1956 wurde das ehemalige Hotel "Hospiz Deutscher Hof" von der EHS erworben und damit Standort des späteren LUS. Der den heutigen gesetzlichen Vorschriften entsprechende Neubau bedeutet für die EHS eine besondere Herausforderung. Im Gespräch mit Helene Zipf, Hausdirektorin des Ludwig-Uhland- und des König-Karl-Stifts, war zu erfahren, dass der Neubau bis 2017 fertiggestellt sein soll. Wobei die Bauarbeiten fast ausschließlich über die Baetznerstraße erfolgen, da eine Bauzufahrt von der König-Karl-Straße sehr problematisch sei.

Ein Kraftakt der besonderen Art werde natürlich der Umzug vom LUS in die Interimsunterkunft sein, da dieser sozusagen bei laufendem Betrieb erfolgen müsse. Das Pflegeteam der EHS bleibe auch am Sana-Standort dasselbe, allerdings könnten die Mitarbeiter des Küchenbereiches, die der EHS-Tochtergesellschaft HDG (Hauswirtschaftliche Dienstleistungs-Gesellschaft) angehören, nicht übernommen werden. Der Betriebsführungsvertrag mit der HDG sei von der EHS gekündigt worden.

Bisher habe die Küche im LUS auch das König-Karl-Stift mitversorgt. Eine Küche für die Versorgung der Bewohner ist im Übergangsgebäude, der ehemaligen Sana-Klinik, nicht vorhanden und sei für den Neubau Ludwig-Uhland-Residenz nicht vorgesehen. Die Verpflegung der Bewohner werde ab LUS-Schließung für beide Wildbader Einrichtungen durch das Calwer Pflegeheim "Haus auf dem Wimberg" erfolgen. Das Calwer Pflegeheim gehöre ebenfalls der EHS und die Tochtergesellschaft HDG versorge bereits jetzt das Seniorenzentrum Torgasse in Calw. Eine Ausweitung der Anzahl der zu kochenden Speisen sei im "Haus auf dem Wimberg" ohne Weiteres möglich.

Für die Bewohner des Bad Wildbader König-Karl-Stifts erfolge die Verpflegung wie bisher durch die Anlieferung der Speisen. Eine Veränderung gebe es jedoch für die Bewohner im Ausweichquartier Sana-Klinik, die bisher auch die Möglichkeit hatten, ihre Mahlzeiten im Restaurant des LUS einzunehmen, was nun und in Zukunft nicht mehr möglich sei. Ersatz biete der Speiseraum im Dachgeschoss der Sana-Klinik. Für die bisher im LUS beschäftigten Küchenmitarbeiter – drei Köche und sechs Küchenhilfen – ist die berufliche Zukunft ungewiss. Verfahren wird dabei entsprechend den Richtlinien des Sozialplanes, war von Zipf zu hören.

Bei den Betroffenen, die zum Teil seit vielen Jahren als Mitarbeiter tätig sind, löst das Ende ihres Beschäftigungsverhältnisses freilich Ärger, Betroffenheit und Enttäuschung aus, was verständlich ist und von Zipf zutiefst bedauert wird. Die HDG versucht, Kontakte zu Pflegeeinrichtungen zu vermitteln, um dort ein neues Arbeitsverhältnis anzubahnen. Das übrige hauswirtschaftliche Personal wird weiterhin beschäftigt, obwohl die hauseigene Wäscherei für beide Häuser ebenfalls aufgelöst wird.

Zipf beteuert, dass ihr die Probleme und Erschwernisse für die bevorstehende Interimszeit wohl bewusst sind, sie jedoch positiv und vertrauensvoll mit ihrem Team in die Zukunft sehe.