Beim Festakt zum hundertjährigen Bestehen des Gesangvereins Sprollenhaus ehrte Vorsitzender Uli Keller (rechts) Sängerinnen für ihre 40-jährige Mitgliedschaft sowie Erich Keller (Zweiter von rechts) für seine 50-jährige Vereinstreue. Fotos: Ziegelbauer Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Sozialdezernent Weiser überreicht Zelter-Plakette an Uli Keller vom Gesangverein Sprollenhaus

Von Freitagabend bis Sonntag ist in Sprollenhaus gefeiert worden: Der Gesangverein 1919 Sprollenhaus feierte sein 100-jähriges Bestehen. Außerdem gibt es den Frauen- und den Gemischten Chor seit 40 Jahren.

Bad Wildbad-Sprollenhaus. Den Festakt am Freitagabend in der Sprollenhäuser Festhalle gestalteten das Blechbläserquintett "inBRASS" unter der Leitung von Uwe Forstner aus Calmbach und der Schömberger Chor "The Voices" mit seiner Vizedirigentin Mirjam Kurrle.

"Ja, liebe Gäste, wir haben es geschafft", eröffnete der Vorsitzende und zugleich Ehrenvorsitzende des Gesangvereines, Uli Keller, nach einem Vortrag der Bläsergruppe "inBRASS" den Festakt in der mit Birkengrün, Fahnen und Blumen ansprechend geschmückten Festhalle. Er meinte damit die 100 Jahre des Gesangvereins und die 40 Jahre des Gemischten Chores.

Unter den Gästen waren Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack und einige Stadträte, Sozialdezernent Norbert Weiser vom Calwer Landratsamt, Enzklösterles Bürgermeister-Stellvertreter Michael Faschon, Peter Heinke aus Mühlacker, Vorsitzender des Chorverbandes Enz, sein Vorgänger Rolf Czudzowitz, ebenfalls aus Mühlacker, sowie Vertreter örtlicher Gruppen, Vereine und Institutionen. Keller beleuchtete die Entwicklung des Frauen- und damit auch des Gemischten Chores. Renate Kappler initiierte seinerzeit die Gründung. Den Gesangverein Sprollenhaus bezeichnete Keller als eine feste Größe im gesellschaftlichen und kulturellen Leben des Enztales.

Ein Grundbedürfnis des Menschen

Mit dem zum Festtag passenden Vortrag "An Tagen wie diesen" leitete der Chor "The Voices" mit seinen mehr als 30 Sängerinnen und Sängern zu den Grußworten über. "Wenn man einen sangesfreudigen Menschen fragt, warum er gerne singt, wird er in aller Regel sagen: Weil es mir Spaß macht. Fragt man allerdings einen Entwicklungspsychologen, bekommt man zur Antwort, dass das Singen sogar ein Grundbedürfnis des Menschen ist", eröffnete Mack seine Ansprache. Der Bad Wildbader Bürgermeister betonte, dass das Singen den ganzen Menschen erfasse und es ihm die Möglichkeit biete, Gefühlen und Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Insbesondere mit einem so großen Repertoire wie beim Gesangverein Sprollenhaus mit traditionellen Heimatliedern, mit alten und neuen Schlagern, mit Spirituals und mit Gospels bis hin zu bekannten Filmmelodien. Das Wichtigste aber sei die Freude, die einem beim Singen geschenkt werde. Nicht zuletzt erfülle ein Chor eine kulturelle Aufgabe. Wie etwa der Gesangverein Sprollenhaus, der mit eigenen Veranstaltungen und mit Teilnahmen an weltlichen und kirchlichen Fest- und Feierlichkeiten das kulturelle Leben der Stadt und darüber hinaus mitgestalte. "Der Gesangverein hat mit seinen Konzerten nicht nur den eigenen Ort Sprollenhaus, sondern auch die umliegenden Orte Enzklösterle, Wildbad und Calmbach bereichert. Und sogar in der südfranzösischen Partnerstadt Cogolin beeindruckte der Verein schon durch ein viel beachtetes Konzert. Regelmäßige gemeinsame Konzerte und Auftritte mit dem Posaunenchor Sprollenhaus, der Stadtkapelle Wildbad und dem Musikverein Enzklösterle sorgen für ein gutes Miteinander", so Mack. In seinem Blick in die Zukunft der Gesangvereine erachtete er es für notwendig, die musische Bildung in den Schulen auszubauen, sodass die Schulmusik kein Randbereich bleibe. Sein Dank galt in diesem Zusammenhang den ehrenamtlichen Funktionären des Vereins. Mit guten Wünschen für die Zukunft überreichte er Keller die Jubiläums-Ehrengabe der Stadt Bad Wildbad.

"100 Jahre – ein tolles Erlebnis", führte Heinke aus. Er beleuchtete die Entwicklung des Chores in einer nicht einfachen Zeit am "letzten Zipfel des Chorverbandes Enz", der in seiner Ausdehnung von Hohenhaslach bis Sprollenhaus reiche. Er übermittelte Keller die Urkunden des Schwäbischen und des Deutschen Chorverbandes zum Jubiläum. Rainer Weiß von der Dorfgemeinschaft Sprollenhaus übermittelte die Grüße und Glückwünsche der Sprollenhäuser Vereine und Institutionen.

Czudzowitz erinnerte an die gute Zusammenarbeit mit dem Gesangverein Sprollenhaus und mit seinem Vorsitzenden Keller. Er kam auf den Wandel im Freizeitverhalten der Menschen zu sprechen und hoffte, dass im Oberen Enztal noch lange gesungen werde. "Heute ist ein ganz besonderer Tag für Sprollenhaus, für die Stadt Bad Wildbad, aber auch für den Landkreis Calw", führte Sozialdezernent Weiser und begeisterter Sänger im Chor des Calwer Landratsamts aus. "Singen ist super, macht Spaß und Freude" und "Singen ist etwas ganz Besonderes", betonte er. "Gesangvereine sind wichtig und schaffen Identität und Behaglichkeit", fügte er an. So sei der Gesangverein Sprollenhaus aus der kulturellen Landschaft des Oberen Enztales nicht wegzudenken. Er freute sich über die Nachwuchsförderung seitens des Vereins "Oben auf" und der Jugendstiftung der Sparkasse Pforzheim Calw. Er überreichte Keller die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehene "Zelter-Plakette" nebst Urkunde und eine Spende des Landkreises Calw. "Die Zelter-Plakette macht mich wirklich stolz", bedankte sich Keller für diese Würdigung besonderer Leistungen im Chorwesen.

Der schwungvolle Chorvortrag "Lollipop" leitete über zu den Ehrungen verdienter Chormitglieder. Für ihre 40-jährige Treue zum Frauenchor zeichnete Keller unter der Assistenz der Sängerinnenvorständin Ursula Keller folgende Sängerinnen mit einer Rose, einem Gutschein sowie mit der silbernen Vereins-Ehrenbrosche unter Ernennung zu Ehren-Sängerinnen aus: Erika Braun, Gertrud Günthner, Wilma Günthner, Gisela Haag, Irmgard Haag, Isolde Haag, Ulrike Haag, Ilse Koblischke, Karoline Mössinger, Else Ruf sowie in Abwesenheit Ruth Haag. Die 50-jährige Mitgliedschaft des Sängers Erich Keller wurde mit einer Ehrenurkunde, der goldenen Vereins-Ehrennadel und mit einem Gutschein gewürdigt. In das Ehrungslied des Chores "The Voices" mit "Lasst uns mit geschlungenen Händen" stimmten auch die Geehrten mit ein.

Über die vergangenen 100 Jahre im Gesangverein Sprollenhaus, unterlegt mit zahlreichen historischen Bildern einer Power-Point-Präsentation, berichtete Uli Keller, ehe der Festakt mit einigen flotten Weisen der Bläsergruppe "inBRASS" und mit einem Stehempfang zu Ende ging.

(rz). Die dem Gesangverein 1919 Sprollenhaus von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehene Zelter-Plakette ist die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre. Verliehen wird diese an Chöre, die seit mindestens 100 Jahren ununterbrochen musikalisch wirken und sich besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Sie zeigt auf der Vorderseite das Bildnis Carl Friedrich Zelters und auf der Rückseite den Bundesadler mit der Umschrift "Für Verdienste um Chorgesang und Volkslied". Carl Friedrich Zelter (1758 bis 1832) war ein deutscher Musiker, Professor, Musikpädagoge, Komponist und Dirigent mit viel Einfluss in jener Zeit.