Wegen des erwarteten Besucherandrangs wurde die Gemeinderatssitzung ins Forum König-Karls-Bad verlegt (Symbolfoto). Foto: Mutschler

Schweizer Firma stellt Gutachten vor. Freibad überraschend marode: Sanierung kostet rund fünf Millionen Euro.

Bad Wildbad - Außergewöhnlicher Ort für eine Gemeinderatssitzung. Da das Gutachten zur Bädersituation in Bad Wildbad auch der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte, wurde die Sitzung in das Forum König-Karls-Bad verlegt. Und die rund 30 Bürger bekamen zu hören, dass der Erhalt der Bäder deutlich teurer werden dürfte als gedacht.

Bevor Stefan Studer, der Gutachter der Schweizer Firma Kannewischer, seine Ergebnisse vorstellte, gab Bürgermeister Klaus Mack noch einmal einen kurzen Rückblick auf die Geschehnisse rund um die städtischen Schwimmbäder. Er wies darauf hin, dass auch der Gemeinderat erstmals die Ergebnisse des Gutachtens zu hören bekomme. Diese Vorstellung habe man bewusst öffentlich gemacht: "Wir wollen die größtmögliche Transparenz haben."

In den Jahren 2002 und 2003 habe die Stadt aufgrund der schlechten Haushaltslage kurz vor der Zwangsverwaltung gestanden. Als Konsequenz wurde Personal reduziert und die freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand gestellt. Schon damals sei diskutiert worden, das Hallen- und das Freibad zu schließen. Dies konnte vermieden werden. Aber im vergangenen Jahr "holte uns das Thema wieder ein", so Mack, und der Gemeinderat habe deshalb die Firma Kannewischer beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für die Bäderlandschaft zu erstellen.

Dieses Gutachten präsentierte nun Studer in typisch Schweizer Gründlichkeit: In knapp zwei Stunden zeigte er die – teilweise überraschenden und sehr deutlichen – Ergebnisse. Ein Teil der Studie beschäftigte sich mit dem aktuellen Zustand der Bäder. Beim Hallenbad kam das wenig überraschende Ergebnis zustande, dass aufgrund der Schädigungen am Gebäude eine Sanierung nicht ratsam sei. Der "Lebenszyklus sei beendet", so Studer.

Für viele überraschend war dann aber, dass es beim Waldfreibad in Calmbach laut Gutachten nicht viel besser aussieht. "Gebäude und Anbauten sind in weiten Teilen am Ende des Lebenszyklus angekommen", präsentierte Studer seine nüchterne Analyse. Um das Freibad langfristig erhalten zu können, rechnet Studer mit Kosten von mindestens 4,9 Millionen Euro ohne Gastronomieküche für den Kiosk. Möglich wäre auch eine schrittweise Sanierung, wobei die Kosten für den ersten Bauabschnitt rund drei Millionen Euro betragen würden.

Zum Gutachten gehört auch eine Wettbewerbs- und Marktanalyse. Im Freibadbereich gebe es, "sachlich und unemotional betrachtet anhand der heutigen Besucherzahlen im näheren Einzugsgebiet eigentlich ein Freibad zu viel", sagte Studer im Hinblick auf die bestehenden Bäder in sehr ähnlicher Ausführung in Höfen und Neuenbürg sowie das Nagoldfreibad in Pforzheim.

Beim Hallenbad sprächen die "äußerst tiefen Besucherzahlen und das beschränkte Einzugsgebiet gegen ein Hallenbad in Bad Wildbad – zumal im Ort bereits zwei Thermalbäder vorhanden sind." Eine Rechtfertigung könne nur die Daseinsvorsorge für die Region sein. Dann müssten aber, so Studer, die anderen Gemeinden stärker mit eingebunden werden, nicht zuletzt, was den Schulsport betreffe.

Ein weiterer Auftrag für das Gutachten war, die Kosten für verschiedene Szenarien für ein Hallenbad aufzuzeigen. Untersucht wurden die Generalsanierung, ein Neubau an gleicher Stelle – beim Enztalgymnasium oder beim Freibad, eine Traglufthalle, das Modell "Staatsbad 4.0" sowie eine interkommunale Lösung.

Planung angezweifelt

Für eine Sanierung des Hallenbads liege bereits eine Planung in Höhe von 3,2 Millionen Euro vor, wobei Studer diese Zahl als deutlich zu niedrig einschätzte. Ein Neubau, egal ob am alten Standort oder beim Freibad, würde in der bisherigen Form (Basisvariante) 6,1 Millionen Euro kosten, in Kombination mit einem Kinderbereich und einem Lehrschwimmbecken neun Millionen Euro. Eine Traglufhalle würde 1,4 Millionen Euro kosten. Am günstigsten wäre naturgemäß die Variante Staatsbad 4.0, da hier keine Baukosten auf die Stadt zukommen würden. Bei allen Varianten, außer natürlich der Sanierung, rechnet Studer noch mit Abbruchkosten für das bestehende Hallenbad in Höhe von rund 300.000 Euro. Und zu diesen Kosten kämen auch jeweils die rund fünf Millionen für die Freibadsanierung hinzu. Somit liege die Spannweite bei den Investitionskosten zwischen 5,1 und 14,1 Millionen Euro.

Studer merkte zudem an, dass bei den sanierten Bädern, egal in welcher Variante, die Betriebskosten deutlich steigen würden. Er geht von Betriebskosten in Höhe von 420.000 Euro bei einem Hallenbadneubau in der Basisvariante. Bei einer Traglufthalle rechnet er mit 385.000 Euro.

Als Fazit stellt Studer deshalb fest: "Aufgrund der Marktsituation ist aus übergeordneter Sicht das Vorhalten eines Frei- und Hallenbadangebotes in Bad Wildbad nicht zwingend; wohl aber aus lokaler Sicht sehr wünschenswert. Die schlüssigste – und für die Stadt finanziell wohl interessanteste – Lösung wäre die Mitnutzung des angedachten Bewegungsbeckens der neuen Therme im Neuen Eberhardtsbad. Bei dieser Variante herrscht aber gleichzeitig die höchste Unsicherheit." Von den städtischen Lösungen empfiehlt Studer "aus bäderfachlicher Sicht" einen Hallenbad-Neubau am Freibad. Diese Variante weise zwar in den aktuellen Berechnungen ein höheres Defizit auf, "die Nutzenstiftung erscheint uns aber auch deutlich besser".

Eine weitere mögliche Variante wäre eine interkommunale Lösung, mit Höfen und anderen Gemeinden. Das hieße, die beiden Freibäder in den Gemeinden aufgeben und an einem anderen Standort ("da fällt der Sportplatz ins Auge") Neues zu schaffen, so Studer. Da müsste eventuell ein Zweckverband gegründet werden. Dies sei aber ein schwieriger Prozess.

Sabrina Theurer-Bott (CDU) zeigte sich "erschrocken, wie schlecht es um das Freibad steht." Dennoch habe dieses oberste Priorität. "Von unserer Fraktion kann ich sagen, wir stehen zu unserem Freibad". Die Stadt solle schnell ein Ingenieurbüro beauftragen, um in die Sanierung einsteigen zu können, so Theurer-Bott weiter. Beim Hallenbad mache eine Sanierung keinen Sinn. Sie sieht allerdings "gleichzeitig zum Freibad aus heutiger Sicht keine Möglichkeiten", noch einmal zu investieren, auch nicht in eine Traglufthalle.

Bruno Knöller (SPD) fragte nach den Kosten für eine Traglufthalle als Übergangslösung. Studer sagte, dass dies möglich sei. Traglufthallen könnten gemietet und Umkleidekabinen in Containern untergebracht werden. Er rechnet für drei Jahre mit rund der Hälfte der Kosten.

Rita Locher (FWV/FDP) fand es wichtig, einen Blick von außen zu bekommen. Nun habe man die Chance, Lösungen zu suchen. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es noch viele weitere Herausforderungen gebe, etwa die Digitalisierung. Eine Traglufthalle müsse man genau kalkulieren. Jürgen Schrumpf (SPD) merkte an: "Es steht und fällt alles mit dem Staatsbad 4.0. Was uns nicht passieren darf, ist, dass wir beide Bäder schließen.

In der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag möchte die Verwaltung einen Beschlussvorschlag vorlegen.