Der stellvertretende Kämmerer Tido Lüdtke (von links), Bürgermeister Klaus Mack, Hauptamtsleiter Alexander Rabsteyn und Stadtbaumeister Volkhard Leetz bei der Einwohnerversammlung im Bad Wildbader Forum König-Karls-Bad. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Verwaltungsspitze gibt Überblick über Lage der Stadt und nimmt zu Fragen Stellung

Mit knapp 80 interessierten Bürgern war die Einwohnerversammlung, zu der Bürgermeister Klaus Mack am Donnerstagabend ins Forum König-Karls-Bad eingeladen hatte, relativ schwach besucht. Man könnte daraus schließen, dass der Großteil der Bevölkerung mit dem Geschehen in der Stadt weitgehend zufrieden ist und deshalb keine weiteren Informationen benötigt.

Bad Wildbad. Mit einer Powerpoint-Präsentation, die der Bürgermeister ausführlich kommentierte, wurde die Stadtentwicklung und der derzeitige Sachstand aufgezeigt. Von der Stadtverwaltung waren außer dem Bürgermeister wichtige Funktionsträger anwesend: Alexander Rabsteyn (Hauptamtsleiter, Personalamt, EDV), Tido Lüdtke (stellvertretender Stadtkämmerer, kaufmännischer Betriebsleiter Stadtentwässerung), Volkhard Leetz (Stadtbaumeister) sowie Nicole Bauer (Geschäftsstelle Gemeinderat, Beschwerdemanagement).

Die Finanzlage nach der Umstellung auf das neue Kassen- und Haushaltsrecht stellt sich wie folgt dar: 2017 betrug der Ergebnishaushalt 24,65 Millionen Euro, der Finanzhaushalt 7,63 Millionen Euro, 2018 erhöhte sich der Ergebnishaushalt auf 25,4 Millionen Euro, während der Finanzhaushalt auf 6,87 Millionen Euro zurückging. Circa 3,3 Millionen Euro beträgt die ordentliche Ergebnisrücklage, während die Verschuldung bei 14,85 Millionen Euro liegt, was pro Einwohner 1478 Euro ausmacht, also mehr als dreimal soviel wie der Landesdurchschnitt (442 Euro pro Einwohner).

Die Investitionen von 2012 bis 2017 betrugen insgesamt 31,4 Millionen Euro, wovon 21,8 Millionen Euro auf die Stadt, 8,3 Millionen auf die Stadtwerke und 1,3 Millionen auf die Sommerbergbahn entfielen. Allerdings, so betonte Mack, bestehe noch immer ein hoher Investitionsstau.

Während 2006 101 Stellen bei der Stadt gezählt wurden, sank die Zahl der Beschäftigten bis 2012 auf 94 und beträgt inzwischen (2018) 113. Mack begründete diesen Anstieg vor allem durch die intensivere Kinderbetreuung. Die Zunahme der Mitarbeiter und die tariflichen Steigerungen ließen die Personalkosten von 5,049 Millionen Euro (2006) auf 6,8 Millionen Euro (2018) anwachsen.

Während noch vor fünf Jahren die sinkende Kinderzahl beklagt wurde, hat sich dieser Trend durch gestiegene Kinder- und Schülerzahlen (Kleinkind- und Schulkindbetreuung, Ganztagesgrundschule) umgekehrt. Hohe Investitionen waren unter anderem in der Wilhelmschule (Brandschutz, Dach) erforderlich, außerdem in der Fünf-Täler-Schule der Neubau für Bewegungsräume und Mensa. Für die Sanierung des früheren Calmbacher Volksschulgebäudes, heute Realschule, wurde inzwischen ein Zuschussantrag gestellt.

Zu "In Bad Wildbad alt werden" wies Mack auf den Neubau der Ludwig-Uhland-Residenz durch die Evangelische Heimstiftung hin, Ziel sei jedoch, weitere barrierefreie Wohnungen innenstadtnah zu bekommen. Ein Pilotprojekt sei die derzeitige Testphase des Rufbusses auf den bisherigen Linien.

Als zukunftsgerichtete Stadtentwicklung stehen die Stadtsanierungsgebiete Stadtmitte (Wildbad) und Wildbader Straße (Calmbach) im Vordergrund, wobei das private Interesse hoch sei. Die Außenhülle des historischen Kurhauses (Baujahr 1910) werde derzeit vom Land mit einem Kostenaufwand von rund drei Millionen Euro ertüchtigt, die Neugestaltung der Ladenzeile am Kurparkeingang sei in der Planung. Die Ortsdurchfahrt Aichelberg wird in drei Bauabschnitten 2019 bis 2021 saniert (Straßenerneuerung, neuer Gehweg, neue Leitungen, schnelles Internet) mit einem Kostenaufwand von 6,2 Millionen Euro (Stadt und Landkreis). Eine Bürgerinformation ist hier auch vorgesehen.

Das schnelle Internet sei keine kommunale Aufgabe, die Backbones stelle der Landkreis. Inzwischen sei ein Zuschuss über 2,5 Millionen Euro zugesagt worden. Der Baubeginn in Sprollenhaus, Christophshof und Lautenhof ist für das nächste Jahr vorgesehen. Dass Bad Wildbad durch seine geografische Lage wenig Bauland aufzuweisen hat, ist allgemein bekannt. Im Baugebiet Uhlandshöhe (Eigentümer Landkreis Calw) seien von den 16 verfügbaren Bauplätzen nur noch drei nicht verkauft.

"Wir bauen keine Windräder, um die Nachbarn zu ärgern", betonte Klaus Mack im Hinblick auf die jüngste Reaktion aus Schömberg. Bad Wildbads Zielsetzung sei es, im Rahmen der Klimaschutzkonzeption die Stadt zu 100 Prozent auf regenerative Energie umzustellen. Dabei könne man mit drei Windrädern rechnerisch immerhin 60 Prozent des Strombedarfs der Stadt decken.

Seit diesem Jahr gibt es das Car-Sharing-Modellprojekt mit insgesamt fünf E-Tankstellen. Zur Bäderkonzeption bedauerte Mack die Schließung des Hallenbads, die aus gesundheitlichen Gründen vorgenommen werden musste. Das Projekt "Staatsbad 4.0" werde durch das Land weiter verfolgt, das Waldfreibad Calmbach saniert. Ein Hallenbad könne man sich aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten.

Die "Neuerfindung des Kurzentrums" (Vital Therme) durch einen Ersatzbau am Palais Thermal zur Schaffung eines modernen Badezentrums sei ein Ziel, das derzeit durch eine Machbarkeitsstudie des Landes geprüft werde. Mack: "Wir müssen uns als Stadt damit auseinandersetzen: Wie sieht die Stadt in zehn oder 15 Jahren aus?" Die Zukunftsperspektive der Innenstadt Wildbad bedeute eine Belebung durch attraktive Gestaltung. Leer stehende Geschäfte gebe es in allen Städten. Mack: "Wir müssen das bieten, was unsere Gäste suchen."

Zurzeit finde Bad Wildbad durch die neue Hängebrücke landesweit Beachtung, der Baumwipfelpfad habe seit seiner Eröffnung 2014 mehr als eine Million Besucher, der Märchenweg ergänze das touristische Angebot und das erste Waldbadezimmer Deutschlands (Eröffnung August 2018) biete beste Voraussetzungen zum Waldbaden bei 90 Prozent Waldanteil auf der Stadtfläche. Der Sommerberg soll Ausflugsziel Nummer eins in der Region werden, so Mack. Dabei müsse man an eine zweite Erschließung des Sommerbergs denken, vor allem, um die Parkproblematik zu lösen. Der im Bau befindliche Parkplatz bei der Marienruhe, die Anpassung der Verkehrskonzeption und die neuen Aufstiegswege würden dies verbessern. In Planung sei ein Waldspielplatz der Erlebnisakademie, die Bewirtschaftung der Hans-Fuld-Hütte sowie der Ausbau des Infozentrums Kaltenbronn zum Naturparkhaus, Visionen dagegen ein Baumhaus- und ein Waldhotel, eine Aufstiegshilfe vom Sportplatz aus und/oder eine Waldrodelbahn.

Die Lösung eines weiteren Problems läuft bereits: "Einer der elegantesten Bahnhöfe Württembergs" wurde von den Investoren Thomas und Lucas Sperr erworben. Sie planen den Umbau zu einem Gastronomiezentrum mit Hausbrauerei und Café mit Außenbewirtschaftung. Weitere Investorenprojekte sind der bereits fertiggestellte "Enzblick" als Wohn- und Geschäftshaus sowie der ehemalige Birkenhof in Calmbach mit barrierefreien Wohnungen. Auch der ab 25. Oktober geöffnete neue DM-Drogeriemarkt in zentraler Lage in Calmbach ist ein Investorenprojekt, das die Einkaufsmöglichkeiten "auf dem Land" verbessert.

Mack freut sich über die "Rotwildkonzeption Nordschwarzwald", ein Pilotprojekt, während durch das "Kartellrechtsverfahren Forst" die Frage "Eigenes Forstamt oder Landkreislösung" noch im Raume steht. Zusammenfassend sieht Mack die Stadt Bad Wildbad auf einem guten Weg: Investoren engagieren sich, die Stadtsanierung sorgt für neue Entwicklung, die Kinderzahlen steigen, es gebe neue Angebote und spannende Zukunftsprojekte. Er stellte aber auch die großen Herausforderungen vor: Sanierungsstau öffentlicher Gebäude und Einrichtungen, die prekäre Finanzlage und die Lösung der Parksituation.

Nach rund 50 Minuten Vortrag wurde die Runde an die Besucher freigegeben. Das inzwischen freie Windhofgebäude wurde angesprochen, das sich in privater Hand befindet. Ein Abbruch sei vorgesehen. Der schlechte Zustand des denkmalgeschützten Calmbacher Rathauses und des Realschulgebäudes, der DM-Markt statt Wohnbaugelände wurde kritisiert. Hier wies Mack als Antwort darauf hin, dass die Stadt aus finanziellen Gründen keine "strategischen Grundstücke" kaufen könne.

Auch der Betrieb und der starke Autoverkehr in der Jahn- und in der Kantstraße, bedingt durch "Hubschraubereltern", die ihre Kinder möglichst noch in das Klassenzimmer oder die Kindergartenräume bringen wollen, wurde angesprochen. Mack wies darauf hin, dass täglich etwa 60 Linienbusse, unter anderem natürlich auch durch den Schülerverkehr, die Stadt anfahren. Eine Lösung im Bereich Jahnstraße – Enztalhalle ergebe eine schwierige "Gemengelage".

Auch hier wurde das mangelhafte "schnelle" Internet genannt. Mehr Papierkörbe im Stadtzentrum, wie gefordert, sah Mack als problematisch an, da dann der Hausmüll dort entsorgt würde. Dagegen müsste an den "touristischen Hotspots" die Entsorgung der Abfälle verbessert werden.

Insgesamt war es eine recht ruhige Veranstaltung, die nach 90 Minuten endete und zumindest die Probleme der anwesenden Einwohner zur Sprache brachte, wobei eben immer wieder die angespannte finanzielle Situation der Stadt den vielen Wünschen auf Verbesserungen in allen Bereichen entgegenstehe.