Das Akkordeonorchester Bad Wildbad unter der Stabführung von Tatjana Haag gestaltete gekonnt das musikalische Jubiläumskonzert. Fotos: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen vor ausverkauftem Haus / Sehr abwechslungsreiches Programm

Komplett ausverkauft war das Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen des Akkordeonorchesters Bad Wildbad am Samstagabend im Forum König-Karls-Bad.

Bad Wildbad. 1968 wurde das Orchester von dem passionierten Akkordeonisten Fritz Kessler, der an der Jugendmusikschule Wildbad unterrichtete, mit seinen Schülern gegründet. Vier Jahre später integrierte sich diese Instrumentalgruppe als eigenständiger Klangkörper in den Musikverein Wildbad, dem es bis 2004 angehörte. Um sich eigenständig entwickeln zu können, erfolgte die Trennung: Das Akkordeonorchester wurde ein eingetragener Verein mit dem Hauptzweck, der "kulturellen Pflege der Akkordeonmusik".

Im Alter von sieben Jahren hatte der Moderator des Jubiläumskonzerts, Dieter Kiefer, selbst das Akkordeonspiel begonnen, war viele Jahre aktiver Spieler in eben diesem Orchester, musste dies schließlich aus beruflichen Gründen aufgeben, ist aber weiterhin Mitglied des Vereins. Seine gekonnte Darstellung des Orchesters, des geschichtlichen Rückblicks, einzelner Mitwirkender, der Leiterinnen des Schülerorchesters (Nadine Lavault), des Ersten Orchesters (Tatjana Haag) und vor allem natürlich die wirklich ausgezeichnet dargebotenen musikalischen Werke trugen bestens zum Gelingen des Abends bei.

Auch wenn das Konzert durch das einleitende Air von Bach mit dem Schülerorchester bis zu Verdis Aida-Triumphmarsch des Ersten Orchesters "klassisch" umrahmt war, so waren die dazwischen dargebotenen Werke keineswegs konservativ. Wer also volkstümliche Weisen erwartet hatte, wurde stattdessen überrascht durch Kompositionen der neueren Zeit.

Das Schülerorchester gefiel außerdem mit dem Stück "Hans im Glück" aus der "Sinfonietta" von Rudolf Würthner und danach gemeinsam mit dem Ersten Orchester mit dem beschwingten "Scherzo marciale" des heimischen Komponisten und Dirigenten Philipp Haag, der bis vor einem Jahr selbst Leiter des Akkordeonorchesters war.

Sowohl die fünfsätzige "Nacht in Castle Hill", eine originale Komposition von Stefan Hippe, die er nach einer Schottlandreise komponierte, sowie "Drei Klangbilder" von Paul Kühmstedt, für Akkordeon arrangiert von Georg Penz, boten ungewöhnliche Hörbilder, die vom Publikum bestaunt wurden. So wird in "Castle Hill" der Tanz der Mäuse betont rhythmisch, mit Klopfen, Ziehen des Balgs oder anderen unerwarteten Geräuschen des Instruments ganz anders als gewohnt hörbar gemacht, was die Besucher begeisterte.

Übrigens: Hippe ist nicht nur Komponist zahlreicher Akkordeonwerke sowie Bundesdirigent, sondern auch Leiter des Akkordeon-Landesjugend-Orchesters Baden-Württemberg, das beim diesjährigen Deutschen Musikwettbewerb mit 97,2 von 100 Punkten bei den Akkordeonorchestern den ersten Platz belegte. Ein Glanzpunkt für das Bad Wildbader Akkordeonorchester ist dabei David Kiefer, der als aktiver Akkordeonist Mitglied dieses Auswahlorchesters des Landes ist.

Sehr gefühlvoll war "Sonnenuntergang" und die "Morgendämmerung" nach dem "Mitternachtsspuk". Insgesamt durchaus eine Herausforderung für die 20 Mitwirkenden, die unter der klaren Stabführung von Haag bestes Akkordeonspiel boten.

Zwei noch aktive Gründungsmitglieder ausgezeichnet

"Winter Games" nennt sich die beschwingte Titelmelodie der olympischen Winterspiele 1988 im kanadischen Calgary, wofür der bekannte Komponist David Foster mit 14 Grammy-Awards ausgezeichnet wurde. Beim Jubiläumskonzert leitete dieses Stück den zweiten Programmteil ein, dem das gefühlvolle Stück "Ich fühl’ wie Du" von Peter Maffay folgte, allerdings nur instrumental.

Mit zehn Ehrungen wurde sozusagen die Hälfte des Orchesters von der Vorsitzenden Sarah Haag-Mössinger ausgezeichnet, Akkordeonspieler, die seit vielen Jahren aktiv im Orchester mitwirken (siehe Infokasten). Die beiden immer noch aktiven Gründungsmitglieder Johanna Haag und Gerhard Barth erfuhren mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Harmonikaverbands eine besondere Auszeichnung.

Bürgermeisterstellvertreter Jochen Borg dankte im Namen des Stadtoberhauptes und des Stadtrats allen Mitwirkenden und gratulierte den Geehrten. Der Gründer des Akkordeonorchesters Fritz Kessler, so Borg, habe damals eine gute Idee gehabt, und dieses Orchester sei unter den erfreulich zahlreichen Musikgruppen der Stadt sozusagen das "Tüpfelchen auf dem i" geworden.

Mit "La Storia" von Jacob de Haan und der scharf und spitzig pointierten "Tarantella arrabiata" leitete das Akkordeonorchester über zum klassischen Bereich. Mit dem von Philipp Haag arrangierten und getragen interpretierten "Marsch der Priester" aus Mozarts Zauberflöte sowie dem "Triumphmarsch" aus Verdis Aida schloss das offizielle Programm, das stehende Ovationen erhielt. Mit dem ebenfalls von Haag komponierten Stück "Encore" (Nochmals) und "Acapulco" bedankte sich das Akkordeonorchester beim Publikum für dessen Aufgeschlossenheit, die Aufmerksamkeit und das Mitmachen. Fazit: Ein absolut gelungenes Jubiläumskonzert.

Für lang- und mehrjähriges aktives Musizieren im Akkordeonorchester Bad Wildbad wurden ausgezeichnet: Johann Haag und Gerhard Barth (50 Jahre), Sandra Großmann (30 Jahre), Sarah Haag-Mössinger (20 Jahre), Nadine Lavault, David Hess, David Kiefer (zehn Jahre) sowie Maximilian Kurasov, Lara Pross und Thea Schwarzer (fünf Jahre).