Derzeit wird bei Hittech Prontor das Sanierungskonzept verhandelt. (Archivfoto) Foto: Kugel

Insolvenz von Hittech Prontor soll am 1. September eröffnet werden. Derzeit wird keine Betriebsrente gezahlt.

Bad Wildbad-Calmbach - Seit April läuft beim Calmbacher Unternehmen Hittech Prontor das vorläufige Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten informieren nun Geschäftsführer Volker Kiefer und die Gewerkschaft IG Metall über den aktuellen Stand bei Hittech Prontor. Sie äußern sich auch zur Betriebsrente und drohenden Entlassungen.

"Mit der Eigenverwaltung verfolgen wir das Ziel, Hittech Prontor fortzuführen und nachhaltig zu sanieren. Deshalb läuft der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiter wie bisher", sagte Volker Kiefer, Geschäftsführer der Firma Hittech Prontor in Bad Wildbad-Calmbach bereits im April bei der Eröffnung des Verfahrens.

Sanierung wird unter Ägide des Eigentümers geführt

Auf Nachfrage unserer Zeitung informiert er nun über den aktuellen Stand des Verfahrens. "Wir sind seit 28. April im vorläufigen Verfahren in Eigenverwaltung. Das heißt, wir sind im vierten Monat im vorläufigen Verfahren. Für die Erstellung des Insolvenzplanes hat uns das Amtsgericht Tübingen aufgrund der coronabedingten Schwierigkeiten einen Monat länger Zeit gewährt", führt Kiefer aus. Deshalb werde man also "mit großer Wahrscheinlichkeit" zum 1. September ins eröffnete Verfahren in Eigenverwaltung wechseln. Er versichert: "Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter wurden und werden in voller Höhe bezahlt – auch im eröffneten Verfahren ab dem 1. September." Das Verfahren gehe wie geplant voran und das Unternehmen plane, das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Ende November oder Anfang Dezember 2020 zu verlassen.

"Die Sanierung wird unter der Ägide des Eigentümers geführt", bestätigt auch Georg Faigle, Zweiter Bevollmächtigter der Gewerkschaft IG Metall in Freudenstadt. Am 1. September werde die Insolvenz eröffnet. Um in der Eigenverwaltung bleiben zu können, müsse der Gläubigerausschuss dem Sanierungskonzept des Arbeitgebers zustimmen, so Faigle weiter. Dieses Sanierungskonzept beinhalte auch Beiträge der Beschäftigten. Faigle: "Die Forderung des Arbeitgebers ist, dass auf das zusätzliche Urlaubsgeld und auf die betriebene Sonderzahlung sowie den T-Zug (Anmerkung der Redaktion: Tarifliches Zusatzgeld) verzichtet wird. Auch soll das Entgelt um 5 Prozent abgesenkt werden." Zudem sollen 66 der aktuell mehr als 300 Beschäftigten entlassen werden, teilt Faigle mit.

Der Betriebsrat und die IG Metall seien momentan darüber in Verhandlungen. Werde dann das Sanierungskonzept vom Gläubigerausschuss angenommen, befinde sich Hittech Prontor bis Ende November im Insolvenzverfahren. Wenn der Sanierungsplan vom Gläubigerausschuss abgelehnt wird, werde die Insolvenz in Eigenverwaltung in eine Regelinsolvenz übergeführt. "Das Ziel eines Insolvenzverwalter wird dann sein, den Betrieb zu veräußern, um damit die Gläubiger zu bedienen", erläutert Faigle. Ab dem 1. September müsse zudem der Arbeitgeber wieder für die Entgelte aufkommen.

Pensionssicherungsverein springt ein

Nicht ausgezahlt wird aktuell die Betriebsrente. Damit bestätigte Kiefer die Äußerungen eines Lesers unserer Zeitung und Betriebsrentner bei Hittech Prontor, der laut seiner Aussage seit April keine Betriebsrente mehr erhalten hat. "Die Zahlungen an die Rentner mussten unterbrochen werden, da wir im Verfahren nicht an betriebsfremde Dritte überweisen dürfen", erklärt Kiefer. Hier springe aber der Pensionssicherungsverein in der Zukunft ein und bezahle "in der Regel nachschüssig".

Das bestätigt auch Faigle: "In der Insolvenz tritt der Pensionssicherungsverein in die Leistung ein. Das heißt, auch rückständige Versorgungsleistungen werden rückwirkend bis zu zwölf Monate vom Pensionssicherungsverein übernommen." Bis es allerdings zur Auszahlung kommt, könne einige Zeit verstreichen. "Hier brauchen die Betroffenen viel Geduld", so Faigle weiter. Im Moment sei der Pensionssicherungsverein im Datenaustausch mit den Betroffenen.