Hans-Joachim Heist tritt in Bad Teinach-Zavelstein als Heinz Erhardt auf und hat nicht nur Gedichte im Gepäck. Foto: Teinachtal-Touuristik Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Hans-Joachim Heist spricht über die Figur Heinz Erhardt, das Leben als Künstler und rezitiert den Vierzeiler "die Nase"

Bad Teinach-Zavelstein. Er ist bekannt von der "heute show" des ZDF. Dort aber als verbaler Wüterich Gernot Hassknecht. Hans-Joachim Heist kommt am 19. Oktober nach Bad Teinach-Zavelstein ins KoNi. Dann allerdings mit seiner Rolle als Heinz Erhardt. Wir haben uns im Vorfeld des Auftritts im Teinachtal mit dem Künstler unterhalten.

Herr Heist, Sie kommen am 19. Oktober nach Bad Teinach-Zavelstein mit Ihrem Heinz Erhardt Programm "Noch´ n Gedicht." Neben dem gibt es auch noch die Figur Gernot Hassknecht. Welche gefällt Ihnen denn besser?

Eigentlich beides, weil es so unterschiedliche Rollen sind. Gernot Hassknecht als der Aufbrausende, der politisch Interessierte, der sich nicht alles gefallen lässt. Und mit Heinz Erhardt eine Figur mit Schalk im Nacken. Beide Figuren gefallen mir eigentlich sehr gut und ich spiele sie gerne, weil ich mich so nicht auf eine festlegen muss.

Heinz Erhardt ist ja schon seit 1979 tot. Wie sind Sie denn auf ihn gekommen?

Ich bin eigentlich auf ihn gekommen, da war er noch am Leben. Bei meinen Eltern im Bücherschrank habe ich das große Heinz-Erhardt-Buch als Kind entdeckt und daraus auch in der Schule schon kleine Vierzeiler rezitiert. Das kam immer gut an. Außerdem habe ich mit meinen Eltern sämtliche Filme von Heinz Erhardt im Fernsehen geschaut. Also Heinz Erhardt hat mich schon als Kind fasziniert.

Stichwort Vierzeiler: Fällt Ihnen da spontan einer ein, den Sie früher immer rezitiert haben?

Ja, da fällt mir tatsächlich was ein. Die Nase: "Die Nas, ob spitz, ob platt, zwei Nasenflügel) hat, so hält sie doch nicht viel vom Fliegen, ne, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen."

Wie viele Gedichte und Mehrzeiler von Heinz Erhardt haben Sie denn auf Lager?

Oh Gott ne, das habe ich noch nie gezählt. Aber es sind wirklich eine ganze Menge, mindestens 50. Heinz Erhardt war ja ein Workaholic. Er hat sehr viel geschrieben und gemacht. Da geht das Material also nicht aus.

Darf sich das Publikum in Bad Teinach-Zavelstein also auf 90 Minuten geballte Gedichte freuen?

Nicht nur geballte Gedichte, sondern Heinz Erhardt pur. Ich bringe ja auch Lieder von ihm mit – zum Beispiel "Fährt der alte Lord fort". Also Lieder, Gedichte, aber auch seine Conférencen sind dabei, die ja unvergessen sind. Es wird ein sehr unterhaltsamer Abend. Ich denke, die Zuschauer sollten vorher schon Mal anfangen, ihre Lachmuskeln zu trainieren, damit sie das durchhalten.

Sie haben ja auch diesen speziellen Heinz-Erhardt-Look mit 1960er-Jahre-Stil und Brille. Ist in der Brille wie beim Original auch nur Fensterglas drin?

Ne (lacht), da ist tatsächlich richtiges Glas drin, weil ich bin ja auch Brillenträger. Sonst wäre ich fast blind auf der Bühne. Und ich spiele ja Heinz Erhardt. Das heißt also ich erzähle zunächst etwas über Heinz Erhardt, dann drehe ich mich um, setze die Erhardt-Brille auf, nehme die Haltung an und den Sprachduktus – dann bin ich Heinz Erhardt. Das passiert in Sekunden.

Wie bekommt man den speziellen Sprachduktus denn hin?

Man muss das natürlich ein bisschen üben. Dann gibt es Leute, die haben Talent dafür. Ich habe früher ja auch andere Persönlichkeiten parodiert – Hans Moser, Theo Lingen oder auch Politiker wie Brandt und Kohl. Aber die mache ich nicht mehr. Der einzige, der in meinem Repertoire blieb, ist Heinz Erhardt.

Was fasziniert Sie denn an der Figur Erhardt besonders?

Heinz Erhardt hat mit der deutschen Sprache gespielt. Er war großartig. Auch ein großartiger Komponist, er hat seine Lieder fast alle selbst komponiert und in Leipzig Musik studiert. Zudem war er ein Meister der Wortverdrehung: Instinktiv, stinklinktiv. Schmetterling, Metterschling und solche Sachen. Das finden die jungen Leute heute wieder großartig. Da gibt es 20- bis 25-Jährige, die gründen Heinz-Erhardt-Fanklubs.

Wie erklären Sie sich, dass er heutzutage wieder so im Kommen ist?

Naja, er war ja auch nie ganz weg, ist ja fast schon Kult. Auch weil er im Gegensatz zu den heutigen "Comedian" nie unter die Gürtellinie ging.

Gibt es denn spezielle Gags für den Schwarzwald, die Sie im Gepäck haben?

Im Moment noch nicht, das entscheide ich immer kurz vorher, weil ich so viel unterwegs bin. Nach Bad Teinach geht es zum Beispiel in die Schweiz.

Bei dem ganzen Auftrittsstress: Haben Sie da auch etwas Zeit, sich in Bad Teinach noch in die Therme zu legen fällt das flach?

Das fällt leider wahrscheinlich flach. Das ist eben das Traurige als Künstler, dass man sich selten die Stadt in Ruhe anschauen kann. Es gibt Städte, wo ich zwei Tage vor Ort bin, da kann man dann mehr unternehmen. Aber bei einem Abend ist das sehr schwierig. Die Fragen stellte Sebastian Buck.