Wird das Teinacher Thermalbad abgerissen und wer finanziert einen Ersatzbau? Foto: SB-Archiv

Einstiger Bäderkreis droht an Zugkraft zu verlieren: Zukunft des Thermalbads ungewiss.

Bad Teinach-Zavelstein - Der einstige Bäderkreis Calw droht an touristischer Zugkraft zu verlieren: Die Zukunft des Thermalbads Teinach ist ungewiss, die Einrichtung in Bad Liebenzell wird zeitweise geschlossen. Damit blieben von bislang vier Bäderstandorten erstmal nur zwei: Herrenalb und Wildbad.

 

Völlig offen ist seit der Gemeinderatssitzung am 29. Juli, wie es mit dem Bad Teinacher Thermalbad weitergehen wird. Zumindest offiziell.

Rote Zahlen

Zwar lehnten die gewählten Bürgervertreter der Stadt den Kauf der Einrichtung von der Mineralbrunnen AG (Minag) für eine nicht bekannte Summe ab. Doch angesichts des hohen Investitionsbedarfs, der laufenden Kosten und der roten Zahlen, die das Bad schreibt, müsste eigentlich schon zuvor klar gewesen sein, dass keine andere Entscheidung realistisch war.
Damit kommt vielleicht eine Variante ins Spiel, die bereits im vergangenen Jahr für einige Unruhe im Teinachtal gesorgt hat: Einen Abriss des Thermalbades sah die Minag damals vor, um Platz für ein neues, moderneres Gebäude zu schaffen. Einen für dieses Projekt maßgeschneiderten vorhabenbezogenen Bebauungsplan hatte der Gemeinderat im September 2009 abgesegnet.

Nach den jüngsten Entwicklungen wäre die Frage jetzt aber, wer einen Ersatzbau finanzieren könnte. Im schlimmsten Fall würde das Bad einfach ersatzlos geschlossen – ein Schritt, den weder die Bad Teinacher noch das ebenfalls Minag-eigene Bad Hotel wollen können.

Ein klares Bekenntnis zum touristischen Flaggschiff kommt hingegen aus der Stadt Bad Liebenzell: Sie nimmt die energetische Sanierung der 40 Jahre alten Paracelsus-Therme in Angriff. Für den ersten Bauabschnitt ist mit knapp 7,8 Millionen Baukosten zu rechnen. Im März hatte der Landtag beschlossen, die Sanierung mit 2,5 Millionen Euro aus dem Sonderprogramm »Nachhaltige Tourismusinfrastruktur« zu unterstützen. Weitere 1,9 Millionen Euro aus dem Ausgleichstock hat das Regierungspräsidium bewilligt.

Eine wichtige Rolle spielt die energetische Sanierung der Gebäudehülle. Geplant ist, die komplette Fassade zu erneuern, nicht nur, um das Erscheinungsbild attraktiver zu gestalten. Die Stadt erhofft sich auch eine Senkung der Betriebskosten. An den Umbau der Eingangshalle, neue Ruheräume, eine Terrassenfläche, einen attraktiveren Gastronomiebereich samt Außengelände und Attraktionen wie Erlebnisduschen ist gedacht.

Während Bauarbeiten Paracelsus-Therme geschlossen

Mit der Sanierung will die Kurstadt nicht nur ihr Aushängeschild den heutigen Bedürfnissen anpassen, sondern auch die Aufenthaltsdauer in der Therme verlängern und weitere Gäste anlocken. Während der Bauarbeiten ist eine Schließung der Paracelsus-Therme erforderlich. Mindestens bis November bleibt sie voraussichtlich noch offen. Danach plant die Stadt, für ihre Kurgäste einen Shuttle-Service in eine der umliegenden Thermen anzubieten.

Die Vital Therme und das Palais Thermal in Bad Wildbad müssen im Verbund gesehen werden. Haben doch Kurgäste unterschiedliche Ansprüche. Beide Einrichtungen werden von der Staatsbad Wildbad Bäder- und Kurbetriebs GmbH betrieben.

Eine Tourismusstudie sorgte Anfang des Jahres in der Kurstadt für Wirbel. Geht es doch hierbei auch darum, eine Schließung der Vital Therme zu prüfen. Allerdings gibt es derzeit keine Überlegungen dieser Art – im Gegenteil: Seit Kurzem wird eine Salzlounge (Trockensalz-Inhalation) angeboten. Zudem will man eventuell noch im Winter den Saunabereich vergrößern. Durch erweiterte Öffnungszeiten und günstige Preise sollen mehr Besucher kommen.

Im Gegensatz zum Palais Thermal hat die Vital Therme, die es seit 1965 gibt, viele Stammgäste. Und zwar in einem Umkreis von rund 50 Kilometern. Vor allem ist die Wassergymnastik beliebt. Das jährliche Defizit der Vital Therme beläuft sich auf ungefähr 350 000 Euro.

Von 1989 bis 1995 ließ das Land das Palais Thermal für umgerechnet fast 17 Millionen Euro sanieren. Es war Mitte des 19. Jahrhunderts als »Graf-Eberhard-Bad« erbaut worden. Charakteristisch ist der orientalische Stil des Bauwerks – dafür steht vor allem die Maurische Halle.

Palais Thermal Leuchtturm im Oberen Enztal

Derzeit wird diskutiert, ob die Freifläche am Bad erheblich vergrößert werden soll. Was die Kostenschätzung schwierig macht, ist die Tatsache, dass das Staatsbad an einem bestehenden Gebäude sowie in das Neue Eberhardsbad bauen müsste. Sollte das Projekt Wirklichkeit werden, sind ein Außenpool, verschiedene Saunen, ein Salzstollen sowie eine größere Liegefläche im Gespräch. Finanziert würde das Vorhaben aus Eigenmitteln des Staatsbades. Das Palais Thermal ist ein Leuchtturm im Oberen Enztal mit steigenden Besucherzahlen und einem Einzugsgebiet von weit über 100 Kilometern.

Gefeiert wurde am Wochenende in Bad Herrenalb – nämlich Wiedereröffnung: Rund zwei Millionen Euro wurden in den vergangenen Wochen in die Siebentäler Therme investiert. Handwerker erneuerten die Heizungs-, Lüftungs- und Filtertechnik.

Sichtbare Änderungen gibt es im Foyer des Bades. Man entfernte die abgehängte Decke, so ist jetzt der Raum 60 Zentimeter höher. Trotz geringem Budget für die Innenarchitektur konnte auch das Bistro aufgewertet werden. Im Badebereich ist mehr Platz zum Sitzen. Durch eine Bar ist das Bad jetzt mit der Eingangshalle verbunden.