Der engagierte Heimatforscher Robert Roller (vorne) beim Symposium um die Wüstung Oberwürzbach 2017. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Klimageschichte: Heimatforscher lässt Holzstück untersuchen / Versunkene Weißtanne liefert Erkenntnisse

Robert Roller aus Bad Teinach-Zavelstein ist nicht nur als Forstrevierleiter an den untergegangenen, "Wüstungen" genannten Dörfern im und um seinen Waldbezirk interessiert. Als Heimatforscher richtet er seinen Blick immer wieder auf vergangene Zeiten.

Oberreichenbach/Bad Teinach-Zavelstein/Neuweiler. Deshalb ist Roller, dessen Forstrevier auf der Nahtstelle der heutigen Gemeindegebiete Bad Teinach-Zavelstein, Oberreichenbach und Neuweiler liegt, vor einem guten Jahr als Mitglied des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) an die Vereinsführung herangetreten. Die kam seiner Bitte nach, die C14-Untersuchung eines Holzstückes zu unterstützen: Mit diesem Verfahren lässt sich das Alter von kohlenstoffhaltigen Materialien ermitteln. Das zu untersuchende Stück Holz war bei Baggerarbeiten zwischen Würzbach und der Wüstung Oberwürzbach in einem verschwundenen einstigen Moorgebiet in einem Meter Tiefe zum Vorschein gekommen. Die Überraschung ließ ein wenig auf sich warten, war dann aber perfekt: Es handelte sich um eine rund 3200 Jahre alte Tanne.

Selbst Experten staunen über das Ergebnis

"Das Ergebnis ist heute gekommen. Ich kann nicht viel damit anfangen", kommentierte Roller die Daten- und Zahlenreihe vor einigen Wochen. Man wisse nun, dass um 1100 vor Christus an dieser Stelle noch ein Moor war, in dem eine Weißtanne versunken ist. Ob dies auf die Natur oder das Eingreifen von Menschen zurückzuführen ist, sei nicht klar. Allerdings sehe man, dass zu dieser Zeit schon die Weißtanne aus ihren eiszeitlichen Refugien wieder zurückgewandert war.

Man sagt nicht umsonst, "der Laie staunt, und der Fachmann wundert sich": Es sei schon erstaunlich und auch etwas unerwartet, dass in dem heute nicht mehr erkennbaren Moor eine Tanne gefunden wurde, erläuterte das Mannheimer Fachinstitut der Universität Heidelberg, das die Untersuchung vornahm.

"Die Tannen sind nach der Eiszeit relativ spät bis zu uns vorgedrungen", weiß Roller. Man habe da eher mit Eiche oder Kiefer rechnen können. Die Jahrringe der Baumscheibe sind sehr eng und entsprechen dem Wuchsverhalten heutiger Tannen im Randbereich des Würzbacher Moores. Auch hier stünden Bäume dieser Art, denen man den Kampf ums Überleben ansehe. Anzeichen für so ein langsames Dahinsterben seien wohl an den letzten Jahrringen erkennbar.

Der aus Pforzheim stammende und bei Berlin lebende Geologe Günther Kienzle schreibt dem KGV nach einer Betrachtung der C14-Analyse-Ergebnisse: "Er liegt im Zwischenbereich eines Klima-Minimums bei etwa 1200 Jahren vor Christus und dem Anstieg zur bronzezeitlichen Wärmeperiode mit ihrem Maximum bei rund 1000 bis 800 vor Christus." Allerdings erkläre der klimageschichtliche Rahmen nicht alles, da auch viele regionale Abweichungen vom allgemeinen Klimaablauf aufträten.