Die Stadt muss viel Geld in die Kläranlage investieren. Die Technik ist veraltet, einzelne Bauteile sind marode. Mit der Sanierung will die Kommune eine Genehmigung für den Betrieb nach 2031 bekommen.
Die Kläranlage, seit 1970 in Betrieb, ist ist in die Jahre gekommen. Das ist schon länger klar. Bereits im Oktober war der Zustand Thema im Gemeinderat. Es wurde ein neuer Geröllfang für etwa 100 000 Euro genehmigt. Und es ging auch darum, dass die Betriebserlaubnis 2031 erlischt. Um diese vom Landratsamt Calw weiterhin zu bekommen, muss die Stadt kräftig investieren.
Wenig Hoffnung auf Fördergelder
Ingenieur Sebastian Platz stellte nun jüngst im Gemeinderat ein Sanierungskonzept vor. Etwa 1,3 Millionen Euro soll die Maßnahme insgesamt kosten. Bürgermeister Markus Wendel machte wenig Hoffnung auf Fördergelder, weil die Abwassergebühren zu niedrig seien. Daran mache sich die Förderhöhe fest. Gut sei aber, dass man die Ausgaben wohl über mehrere Haushaltsjahre strecken könne.
Das ist im Einzelnen geplant
Aber was muss in der Kläranlage genau saniert werden? Ingenieur Platz hatte eine lange Liste mit dabei. Darauf stand er Geröllfang zum Schutz des Regenüberlaufbeckens. Der soll im dritten Quartal 2025 fertiggestellt werden. Dazu brauche es neue Probenehmer, um die Schadstoffe im Wasser messen zu können. Dies sei für die neue Genehmigung relevant. Auch die Gebläse in den Becken mussten erneuert werden. Die neuen Geräte seien auch energieeffizienter, so Platz.
Neue Elektrotechnik für bis zu 700 000 Euro
Zudem seien die Schaltanlagen nicht mehr auf dem Stand der Technik. Deshalb würden diese ausgetauscht. Allein die elektrotechnischen Arbeiten kosten bis zu 700 000 Euro. Auch die Explosionsgefahren – in einer Kläranlage entstehen diverse Gase – müssen neu dokumentiert werden. Der Mittelsteg aus Beton über einem der Becken ist in einem schlechten Zustand. Der soll abgerissen und erneuert werden, so Platz. Zudem solle der Faulturm isoliert werden. Auch so könne Energie gespart werden. Ob das erzeugte Biogas in einem Blockheizkraftwerk genutzt werden könne, sei noch unklar. Denn solche Kraftwerke bräuchten eigentlich eine höhere Gasmenge.
Keine Handarbeit mehr
Auf der Liste stehen neue Kacheln für den Ablauf im Nachklärbecken. Auch soll es eine Dosierungsanlage für Kreide geben. Mit dieser wird der pH-Wert reguliert. Bisher müssen die Mitarbeiter die schweren Säcke per Hand ins Becken kippen. Diverse weiter Arbeiten, wie einen Gasanschluss, die Prüfung der Fällmittelanlage, eine Studie zur Abwasserwärmenutzung sah Platz als nicht sonderlich dringend an. Eine automatisierte Abschöpfung von Fett hingegen schon. Denn auch diese bewerkstelligen die Mitarbeiter bisher von Hand – mit einer Schaufel.
Der Zeitplan
Auch einen Zeitplan stellte Platz vor. Die Sanierung würde in etwa einem Jahr beginnen, weil man dafür warme Witterung brauche und die Vergaben erst diesen Sommer anstünden. Abgeschlossen sei das Projekt dann wohl im Sommer 2026. Alles passiere im laufenden Betrieb, betonte Bürgermeister Wendel. „Die Kiste muss weiter laufen“, sagte er. Wenn die Anlage ihr „technisches Update“ habe, glaube er, dass sie wieder 20 Jahre laufe. Vorausgesetzt natürlich, die Anlage bekommt die Genehmigung vom Landratsamt. Aber das sollte mit der neuen Technik kein all zu großes Problem sein. Und der Bürgermeister erinnert daran, dass die Werte des Abwasser schon jetzt gut seien. Zudem sei das Sanierungskonzept mit dem Landratsamt abgestimmt.
Stimme aus dem Gremium
Gundolf Greule (Grüne) fand das Konzept gut, auch wenn es viel koste. Aber dafür laufe die Anlage wieder viele Jahre. Die neuen Geräte hielten 25 Jahre, versicherte Platz. Greule war froh, dass die Stadt das Thema frühzeitig angehe. Der Gemeinderat musste keinen Beschluss fassen. Das Gremium wird erst über die konkreten Vergaben abstimmen. Allerdings wurde vereinbart, dass die Gemeinderäte sich die Kläranlage bei einem Vor-Ort-Termin anschauen.
Unpopuläre Entscheidung
Eine unpopuläre Entscheidung steht dem Gemeinderat dann aber in den kommenden Jahren bevor: die Erhöhung der Abwassergebühren. Denn hier muss die Stadt kostendeckend kalkulieren. Die Millionenausgaben werden dann auf die Gebührenzahler umgelegt. 2,31 Euro kostet der Kubikmeter Schmutzwasser aktuell. Das ist vergleichsweise niedrig. In Calw kostet er 3,71 Euro, in Bad Liebenzell 4,46 Euro. Die Menschen in Bad Teinach-Zavelstein dürfen sich also auf höhere Gebühren einstellen – bekommen dafür aber auch eine sanierte Kläranlage.