Klein und wendig präsentiert sich das auf den ersten Blick doch skurril wirkende Gefährt. Fahrspaß kommt trotzdem auf. Fotos: Buck Foto: Schwarzwälder Bote

Reportage: Hotrods wechseln von Calw auf den Farrenhof in Schmieh / Testfahrt schüttelt ordentlich durch

Die "Hotrods Blackforest" haben den Besitzer gewechselt und stehen nun in Schmieh in der Boxengasse. Stets parat, um durch den Schwarzwald zu fahren. Doch wie fährt sich so ein Gokart mit Straßenzulassung? Unser Volontär Sebastian Buck hat es ausprobiert und am Lenkrad gedreht.

Bad Teinach-Zavelstein/Schmieh. Es juckt bereits mittags in den Fingern. Denn gegen 17 Uhr steht mir die Testfahrt mit den "Hotrods Blackforest" in Schmieh bevor. Also noch schnell die Sturmhaube in die Tasche, Kamera checken und los. Am Farrenhof angekommen stehen bereits vier weiße Hotrods abfahrbereit vor der Tür.

Die beiden Söhne des Hauses empfangen mich sofort mit technischen Details: 170 Kubik Motor, 13,5 PS, ein Lufteinlass unter dem Fahrzeug sorgt für Anpressdruck, Rillenreifen wie früher in der Formel 1 und schlappe 100 Kilogramm.

Im Grunde ein Kart für die Straße – mit einem entscheidenden Unterschied: Auf der Kartbahn kommt kein Gegen- oder Querverkehr. Den zweiten Unterschied werde ich dann nach wenigen Metern merken.

Timo Schäfer, der jüngere Sohn, meint vor der Abfahrt: "Die meisten konzentrieren sich erst mal aufs Fahren und nicht so sehr aufs Blinken." Seine Mutter Tanja wirft da warnend ein: "Wenn keiner in der Reihe blinkt ist’s auch schlecht. Und wenn es ein Problem gibt, einfach hupen." "Wollen wir mal nicht hoffen, dass das nötig wird", entgegne ich, setze den Helm auf und steige ein.

Einen Sicherheitsgurt gibt es im Fahrzeug nicht

Rechter Fuß Gas, linker Fuß Bremse, dazwischen das Lenkgestänge. Einen Sicherheitsgurt gibt es nicht, eine Federung ebenso wenig. Man sitzt im Grunde auf der Straße. Und dann werden die Motoren angelassen. Die Luft erfüllt sich mit Benzingeruch – ich fühle mich an Besuche bei diversen Rennveranstaltungen zurückerinnert.

Vor mir setzt sich der große Pick-Up in Bewegung. Sozusagen das Führungsfahrzeug, damit die Fahrer dahinter es nicht übertreiben. Ein mal tief durchatmen, Blinker setzen und aufs Gas. Zwar bin ich schon öfter in Karts auf Zeitenjagd gegangen, doch im Straßenverkehr mit diesen Kisten unterwegs zu sein, ist noch mal etwas anderes.

Ich drehe etwas zu sehr an der Lenkung und finde mich jenseits des Mittelstreifens wieder. Der Hinweis von Timo auf die "direkte Lenkung" ist also wörtlich zu nehmen.

Schon nach wenigen Metern ist meine Wirbelsäule durchgeschüttelt. Man spürt jede einzelne Bodenwelle, jedes Schlagloch. Von Schmieh aus geht es durch den Wald in Richtung Würzbach. Der Blick stets überall: Tachonadel, Baumreihe rechts, Gegenverkehr, Führungsfahrzeug, Rückspiegel. Entspannung ist das nicht, sondern anfangs eher Stress. Vor allem die Trommelbremsen haben ihre Mühe, das Gefährt aus über 60 Kilometern pro Stunde herunterzubremsen.

Aber dafür funktioniert die Beschleunigung bestens. Aus engen Ecken schießt der Hotrod nur so heraus. Wenn ich kurz vom Gas gehe, ist nur der Wind zu hören. Drückt der rechte Fuß wieder auf das Pedal, mischt sich zum Wind noch der dröhnende Motor im Heck.

Von Emberg geht es wieder zurück in Richtung Schmieh. Mittlerweile haben die Rillenreifen Betriebstemperatur und ich pfeife ums Eck in den Wald hinein. Kein Gegenverkehr, geradeaus, genügend Platz nach vorne, jetzt will ich es wissen – und gebe Vollgas. Die Tachonadel hüpft im Takt der Bodenwellen und erklimmt knapp 90 Stundenkilometer. In diesem Moment spürt man sie, die Magie des Rennsports: Hotrod, Straße und ich werden eins. Meine Augen nehmen nur noch den Verlauf der Straße wahr – ich bin in einem Tunnel aus Tannen. Der endet jäh, als der Pick-Up mit Timo am Steuer den Blinker in Richtung Farrenhof setzt. In den letzten Kurven genieße ich noch mal die unfassbare Bodenhaftung des Gefährts und prügle den Hotrod über den notdürftig geflickten Asphalt.

Am Farrenhof angekommen, weißt mich Timo im Stile eines Formel-1-Mechanikers beim Boxenstopp zum Parkplatz. Bremse treten und Motor aus. Das war’s. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht setze ich den Helm ab. Erst jetzt merkt man, wie es einen durchschüttelt. Es zieht in der Wade vom ständigen Durchtreten der Pedale, die Arme schmerzen leicht vom Drehen am Volant. Hintern und Rücken nehmen den Ritt über die unebenen Straßen auch nicht klaglos hin – und die Testfahrt dauerte nur rund 15 Minuten.

Fünf bis sechs Touren am Wochenende

"Nach zwei Stunden Tour weiß man auch, was man getan hat", bemerkt Tanja Schäfer mit Blick auf meinen ungelenken Ausstieg. Ihr Mann Gunter grinst breit und meint: "Da wird man wieder zum Kind."

Fünf bis sechs Touren fahren die Schäfers am Wochenende. Unter der Woche kommen auch noch einige dazu. Vor allem Junggesellenabschiede und Firmenevents würden gebucht, erklärt Gunter Schäfer. Zwölf Hotrods sind im Fuhrpark vorhanden, man fährt aber maximal mit zehn, zwei dienen als Reserve, sollte ein Gefährt mal den Dienst quittieren.

Vorgekommen sei das durchaus schon, wie die Söhne Timo und Fabian berichten. Der 18-jährige Industriemechaniker und der 21-jährige Konstruktionsmechaniker sind also auch von Berufswegen her bestens darauf vorbereitet, die Hotrods technisch zu betreuen. Sonderlich teuer ist die Wartung indes nicht. Ersatzteile würden zwischen drei und 20 Euro kosten, ein neuer Ölkühler wie kürzlich benötigt, schlägt dann auch mal mit 70 Euro zu Buche.

Tankfüllung reicht für circa 180 Kilometer

Die Benzinkosten sind dabei noch das Geringste. Vier Liter passen in die Tanks, damit kommt man je nach Fahrweise rund 180 Kilometer weit. "Der größte Posten ist die Vollkasko-Versicherung für die Fahrzeuge", meint der 55-jährige Gunter Schäfer, der als Maschinenbautechniker ebenso wie seine Söhne Spaß am Tüfteln hat. Acht Mitarbeiter haben die Schäfers rund um ihren nebenberuflichen Hotrod-Betrieb. Man könne ja nicht jedes Wochenende selber fahren, bekunden die vier unisono.

Unfälle hat es seit der Übernahme vom Calwer Hotrod Café um Michael Kuhnert im April nicht gegeben. "Zum Glück auch bei ihm nicht", so Schäfer. Zu den Gründen des Wechsels erklären die Schäfers: "Kuhnert wurde es einfach zu viel und wir haben eher durch Zufall davon erfahren, dass er aufhört." Dann habe man zugeschlagen, man kenne sich auch schon seit einigen Jahren: "Das ganze Team hat einen Workshop gemacht und alles erklärt bekommen." Mittlerweile laufe aber alles routiniert ab.

Kein Problem durch Elektromobilität

Ein Problem durch die aufkommende Elektromobilität sieht Gunter Schäfer indes nicht: "Das buchen ja nur Autofans, und bei denen muss es eben Krach machen und nach Benzin riechen." Selbst wenn es eines Tages mal nicht mehr laufen sollte, werde er die Hotrods behalten. "Wenn dann alle mit dem E-Auto zur Arbeit fahren, sind die Enthusiasten froh, noch so ein Erlebnis zu haben", ist er sich sicher.

Bis dahin werden die weißen Hotrods weiterhin durch den Schwarzwald fahren.