Verkehr: Radweg zwischen Rötenbach und dem Würzbacher Kreuz soll kommen / Land baut bis 2021 / Zusätzliches Leerrohr

Ein Radweg scheint immer etwas gutes, steigert die Mobilitätsfreundlichkeit einer Region und verbindet im vorliegenden Fall gleich zwei Regionen miteinander. Das Land zahlt deshalb die Baukosten. Ein zusätzliches Leerrohr gönnt sich die Stadt selbst.

Bad Teinach-Zavelstein. "Es sind viele Schritte gegangen worden", holte Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel in der jüngsten Gemeinderatssitzung etwas weiter aus. Doch damit lag er eigentlich schon falsch – denn beim aufgerufenen Tagesordnungspunkt ging es nicht um einen Fuß-, sondern um einen Radweg. Und zwar vom Stadtteil Rötenbach aus bis ans Interkommunale Gewerbegebiet (IKG) Würzbacher Kreuz entlang der L 346..

"Das gibt den Lückenschluss zwischen Enz- und Nagoldtal", so Wendel. Denn am IKG mündet die Fahrradstraße in ein schon bestehendes Netz. Bis Calw, Oberreichenbach, ja sogar Schömberg und Pforzheim könne man dann problemlos gelangen, freute sich der Bürgermeister. Und weil der straßenbegleitende Radweg so eine wichtige Verbindung herstellt, finanziert die Baukosten das Land Baden-Württemberg – zu 100 Prozent. Allerdings müssen die Städte Bad Teinach-Zavelstein und Calw die Unterhaltungskosten wie Reinigung oder anfallende Belagsarbeiten berappen. Zudem müssen beide Städte dafür sorgen, dass die notwendigen Grundstücke zur Verfügung stehen. Das wiederum stelle kein Problem dar: "Auf beiden Gemarkungen handelt es sich um Stadtwald, einmal von uns und einmal von Calw", erläuterte Wendel. 740 000 Euro werden für die rund 1,4 Kilometer an Baukosten fällig.

Doch damit nicht genug: Die Verwaltung schlug nämlich vor, ein Leerrohr auf gesamter Länge im Boden zu verlegen. Denn, so Wendel, würde ein solches Rohr ermöglichen, näher ans "Glasfaser-Epizentrum" Würzbacher Kreuz heranzurücken. Dort ist bekanntlich im ehemaligen Atomschutzbunker der Landesregierung ein privates Rechenzentrum untergebracht – mehrere Glasfaserleitungen laufen dort zusammen. "Dann hätten wir eine zweite Richtung, aus der man Glasfaser anschließen kann", dachte der Bürgermeister hierbei auch an künftige Generationen. Man mache das eben auf eigene Rechung, die wohl 65 000 Euro betragen wird.

Gemeinderat Jochen Krauss hielt dies für eine "gute Idee", lobte explizit die Pläne rund ums Leerrohr. Doch er hatte Bedenken mit dem Recyclinghof "Zettelberg", der auf zwei Dritteln der Strecke lauert. Begegnungen zwischen Radfahrern und Müllabladern könnten zu gefährlichen Szenen führen, argumentierte Krauss. Wendel verkündete eine einfache Lösung des Problems: der Recyclinghof solle ohnehin demnächst ans Würbacher Kreuz verlegt werden. Doch ganz so schnell ist das wohl noch nicht in Sicht. Das zumindest erklärt Helge Jesse, Pressesprecher der Betreibergesellschaft AWG: "Wir reden da eher noch über diverse Jahre", so der Sprecher zum Zeithorizont bis zur Umsiedlung. Auch Calws Oberbürgermeister Florian Kling sprach davon, dass diese Umsiedlung erst passiere, wenn die Stadt die Erddeponie "Allmend" erweitere (wir berichteten). Der neue Radweg soll aber schon 2021 fertig werden. Es wird also auch nach Fertigstellung noch zu Begegnungen zwischen Fahrrädern und Müllautos kommen.

Doch auf die linke Straßenseite hätte man aus topografischen Gründen schlicht nicht gehen können, berichtete Wendel, dass man auch im Abstimmungsprozess mit dem Land zig Möglichkeiten durchgespielt hätte.

Eine andere Gefahrenstelle hatte Andrea Mast ausfindig gemacht: Denn der Radweg endet am Ortseingang von Rötenbach quasi mit Beginn der Bebauung. Es fehlen also ein paar Meter bis zum Kreisverkehr. Auch darüber war sich Wendel bewusst, der etwaige Möglichkeiten zur Entschärfung ins Spiel brachte: "Vielleicht kann man da mit dem Ortsschild ein paar Meter spielen und schon frühzeitig auf dem Radweg Hinweisschilder anbringen." Außerdem sei die Stelle für Radler wie Autofahrer gut einsehbar – man müsse eben gegenseitig Rücksicht nehmen. Gremiumsmitglied Daniel Kasun erfragte noch die Abmessungen des Radweges. "2,50 Meter breit und einen Meter Abstand zur Straße mit Gras getrennt", erklärte Wendel. Kasun drückte zudem die Hoffnung aus, dass die Radler sodann auch auf dem neuen Radweg fahren und nicht weiterhin die Straße benutzen. Da müsse dann ein blaues Radwegeschild hin, dann bestehe ein Radwegebenutzungspflicht, erklärte Wendel. "Dann ist das aber ein Ganzjahresradweg, den wir im Winter auch räumen und streuen müssen", so der Schultes, der aber aufgrund der Beteiligung des Landes schon davon ausgeht, dass es ein solcher Radweg werden wird.

Gemeinderat Gundolf Greule hatte einen Hinweis wegen der Nutzungspflicht im Gepäck: "Wenn der Radfahrer für sich entscheidet, dass der Weg nicht verkehrstüchtig ist, muss er ihn nicht benutzen." Das dass bei einem nagelneuen Radweg als Argument nicht gelte, sei natürlich klar, kontrollieren dürfe das aber lediglich die Polizei. Greule warb unabhängig davon dafür, das Miteinander im Verkehr zu verbessern. Dazu soll der neue Radweg einen Beitrag leisten. Der Bad Teinach-Zavelsteiner Gemeinderat stimmte schlussendlich auch einstimmig für den Bau des Weges samt Leerrohr im Boden. "Das ist das positives Ende eines langen Weges. Auch Calw ist mit im Boot", freute sich Wendel.

Beschluss aus Calw nötig

Eine kleine Hürde gibt es allerdings noch. Der Calwer Bauausschuss berät am kommenden Donnerstag über das Vorhaben, ehe der Gemeinderat am 23. Juli die ganze Thematik nochmals durchkaut. Eine Zustimmung sollte wegen der geringen Kosten aber erteilt werden. "Das hat Bedeutung fürs ganze Teinachtal", stellte indes Wendel nochmals die Bedeutung für das gesamte Radwegenetz der Region heraus.