Das Bohnenberger-Areal wird mehr und mehr zum Zankapfel in der Stadt Bad Teinach-Zavelstein. Archivfoto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Bohnenberger-Areal sorgt für Diskussionen / Bürgerentscheid könnte kommen

Das Bohnenberger-Haus in Zavelstein erhitzt weiterhin die Gemüter. Die Stadt ist gespalten. Jetzt wird klar: Ein Umbau würde Unsummen kosten, die die Stadtkasse leersaugen würden. Jetzt soll ein Investor gesucht werden. Ob das glückt, zeigt sich im Jahresverlauf.

Bad Teinach-Zavelstein. Das Bohnenberger-Areal in Zavelstein sorgt nach wie vor für reichlich Zündstoff. Die Stadt hat nun eine Kostenschätzung für zwei Nutzungsvarianten in Auftrag gegeben. Die eine beinhaltet lediglich die Wohnvariante, die andere Wohnen samt Ladenbereich.

Benjamin Hahn von "Krieg und Wolf Architekten" aus Calw stellte die Kostenschätzung detailliert vor. Am Ende stand die stattliche Summe von 1,175 Millionen Euro für die Wohnnutzung und 1,289 Millionen Euro für die Variante mit Ladenfläche. "Das Dach ist ungedämmt und muss saniert werden", erläuterte Hahn in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das ist mit der größte Happen an der Kostenschätzung. Auch Hahn gestand, dass er beim Ergebnis der Kostenschätzung zunächst erschrocken sei. Auch der Ladenanbau würde nur zum Errichten 114 329 Euro kosten.

"Da ist ne Decke drin, vier Wände ein paar Steckdosen und dann war’s das auch schon", meinte Bürgermeister Markus Wendel. Ob der gewaltigen Summe schluckte auch der Gemeinderat kollektiv. Jochen Kraus fragt, welche Fördermöglichkeiten denn bestünden. Wendel meinte, dass wohl die angedachte Pellets-Heizung förderfähig sei, zudem noch andere Umbauten. Doch in Summe komme man wohl nicht über 150 000 bis 180 000 Euro. "Wir bleiben immer bei 1,05 bis 1,2 Millionen Euro hängen", so der Rathauschef.

Scheune weglassen macht wenig Sinn

Gemeinderätin Andrea Mast regte an, eventuell die Scheune nicht in die Sanierung miteinzubeziehen, um so die Kosten zu senken. Da gäbe es aber ein Problem, meinte Hahn: "Die Bausubstanz in der Scheune ist noch relativ gut im Gegensatz zum Hauptgebäude. Im Grunde müsste es gerade andersherum sein." Hinzu komme, dass ein solch altes Gebäude "eine Wundertüte" sei, bei der man natürlich nie wisse, was darunter hervorkommt. Matthias Schöntaler wollte wissen, was denn die rund 530 Quadratmeter Nutzfläche kosteten, wenn man sie neu bauen würde. Architekt Hahn wollte sich da nicht wirklich festlegen, wand sich um eine klare Zahl, meinte dann aber "um die zwei Millionen – je nach Standard."

Nach all den Wortmeldungen setzte Bürgermeister Wendel zu einer Stellungnahme an: Man müsse sich jetzt "tief in die Augen sehen" und sich eben eingestehen, dass eine derartige Summe von der Stadt nicht zu stemmen sei. Zumal in den kommenden Jahren ja auch Investitionen in Millionenhöhe anstünden. All diese Pflichtaufgaben stünden in Konkurrenz zur freiwilligen Aufgabe Bohnenberger-Areal.

Auch eine Wohnnutzung mit Ladenfläche sei nicht machbar, das liege laut Wendel an mehreren Gründen: Die Abstände zum Friedhof, die zu kleine Größe der Fläche insgesamt, die Park- und Verkehrssituation vor dem Gebäude und nicht zuletzt verlaufen unter dem Gebäude zwei wichtige Rohrleitungen.

Schlussendlich kam Wendel zur Überzeugung: "Wir müssen die Bürger unserer Stadt zu den Wahlurnen rufen." Ein Bürgerentscheid über Wohl oder Wehe des Bohnenberger-Hauses sollte es laut Wendel werden. Denn nur so könne man den Frieden in der Stadt wiederherstellen. Dann aber bei beiden möglichen Ausgängen mit allen Konsequenzen: Restaurierung und neue Schulden oder Abbruch des Gebäudes und Neugestaltung des Platzes.

Die nachfolgende Diskussion im Gremium zeigte, dass auch der Gemeinderat sich nicht einig ist über das Gebäude. Während sich Maik Jackson dafür aussprach, das Gebäude "nicht einfach abzureißen", würde Rolf Berlin am liebsten die Abrissbirne sprechen lassen: "Ich bin ja ein Fan von alten Gebäuden, aber daran kann ich nichts Schönes finden", fällte Berlin ein hartes Urteil. Er sprach sich dafür aus, den Platz anderweitig zu gestalten.

Schroth: "Wir brauchen Wohnraum"

Aus der Mitte des Gremiums entstand dann die Idee, im verbleibenden Jahr für das Gebäude einen Investor zu suchen. Und auch Gemeinderat Karl-Eugen Schroth plädierte dafür, meinte: "Wir brauchen Wohraum und da macht der Erhalt des Hauses über einen Investor Sinn." Alle Räte waren sich aber einig, dass die schier unglaubliche Summe von mehr als einer Million Euro im kommunalen Haushalt nicht darstellbar ist.

Extra-Runde auch über die Region hinaus

Wendel meinte abschließend: "Dann drehen wir jetzt eine Extra-Runde und suchen auch über die Region hinaus nach einem Investor." Zugriffsrechte auf die Leitungen oder auch eine Verpflichtung, aus dem Gebäude Wohnraum zu entwickeln, könnte man ja über diverse Regelungen schon beim Grunderwerb klären.

Findet sich kein Investor, so könne man die Pläne für den Bürgerentscheid immer noch "aus der Schublade" holen, meinte Wendel. Am Ende stimmte der Gemeinderat der Idee zu, zunächst einen Investor zu suchen.