Teinachs Pfarrer Matthias Schmidt (von links), Organist Jörg Widmann und Zavelsteins Pfarrer Thomas Moser freuen sich über die renovierte Orgel. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Zavelsteiner feiern ihre renovierte Orgel

Vergangenes Jahr feierte man in Zavelstein zum Erntedank die erfolgreiche General-Sanierung der Georgskirche. Dieses Jahr konnte man daran irgendwie nahtlos anschließen – mit einem Erntedankfest zu Ehren der erfolgreichen Orgel-Renovierung und -Erneuerung.

Bad Teinach-Zavelstein. Was sich keiner im Städtle wirklich entgehen lassen wollte. "Volles Haus", als Organist Jörg Widmann das erste Mal offiziell das neue Klangbild der ursprünglich aus den 1980er-Jahren stammenden Orgel ertönen ließ. Fünf Wochen hat die "Hauptaußenreinigung" des gewaltigen Instruments gedauert, damit verbunden eine "umfassende Renovierung der Mechanik der Tasten" sowie eine komplette Erneuerung der Register-Mechanik.

Wobei man dabei die Orgel gleichzeitig mit einer elektrische Registersteuerung aufgerüstet habe, wie Widmann im Anschluss an den Gottesdienst erläutert. "Orgel 2.0" sozusagen – weil man nun nicht mehr "die Register umständlich ziehen" müsse, wie bei historischen und rein analogen Orgeln üblich. Sondern durch den Einbau eines sogenannten "Setzers", eines elektronischen Speichers, in dem die 4000 möglichen Register-Einstellungen abgelegt und nach Wunsch kombiniert werden können, werde der Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen Register-Einstellungen "auf Knopfdruck" möglich. Und damit wesentlich einfacher.

Hat sich damit der Charakter der St. Georgs-Orgel verändert? – "Die bisher besonders hohen, schrillen Töne wurden ›umintoniert‹", erläutert Widmann. Wodurch das Klangerlebnis mit der renovierten Orgel insgesamt sanfter und wohlklingender gerate.

Umfangreiche Neugestaltung war nicht wirklich billig

Wirklich günstig war der ganze Spaß mit der Orgel-Renovierung allerdings nicht: Rund 40 000 Euro haben sich evangelische Kirchengemeinde Zavelstein und Kirchengemeinderat die Maßnahme kosten lassen – eine Förderung von irgendeiner Seite gab es, anders als bei der Kirchen-Renovierung im vergangenem Jahr, diesmal nicht. Aber das sei auch trotzdem "eine echt gute Investition in die Zukunft", wie Organist und Kirchenchor-Leiter Widmann findet.

Denn "die Orgelmusik macht etwas mit uns Menschen", gerade in sakralen Räumen mit ihrer meist besonderen Akustik. Was ganz anderes als zum Beispiel "MP3s" aus dem Kopfhörer. Gerade junge Menschen seien immer wieder "richtiggehend erschüttert", wenn sie das erste Mal den "satten Sound" solch lebendiger Musik erlebten – weiß Widmann auch als ehemaliger Lehrer zu berichtet.

Und da stellt sich natürlich die Frage, ob er selbst eigentlich auch den Klang "seiner" Orgel genießen kann, wenn er sie spielt – oder gehört die Konzentration dann ganz der Partitur? "Beides", antwortet Widmann. Wobei er immer hoffe und versuche, vor allem die Gemeinde "mit dem schönen Klang der Orgel mitzunehmen". Um damit immer wieder einen ganz eigenen "Kontrapunkt" zu setzen im überwiegend ja weltlichen Alltag. Eben "Besinnung schaffen".

Und das gerade jetzt ja auch zum Erntedank. Üppige Gaben sammelten sich dazu zum Festgottesdienst – den diesmal Zavelsteins Pfarrer Thomas Moser und sein Teinacher Kollege Matthias Schmidt gemeinsam ausrichteten – vor Altar und Kanzel. Wobei diese Gaben anschließend an den Diakonie-Laden "Kauf und Rat" in Calmbach gingen, wo sie an Bedürftige weitergereicht werden sollen. Und auch die Jugend in Zavelstein wollte den Erntedank nutzen, um mit einem eigenen Brotverkauf im Gemeindehaus Spenden für die Aktion "Brot für die Welt" zu sammeln.

Heimlicher Höhepunkt des Zavelsteiner Erntedankfestes aber – das bei den geplanten Außenaktivitäten etwa für die Kinder ein wenig unter dem doch sehr herbstlichen Wetter litt – war das gemeinsame Mittagessen im Gemeindehaus. Die aufgestellten Tische und Bänke reichten bei Weitem nicht – schnell musste auch der Jugendraum im Obergeschoss zum improvisierten Gastraum umgebaut werden, um die Menge an hungrigen Gemeindemitglieder zu fassen.

Allerdings waren die dargebotenen Schnitzel samt selbst gemachtem Kartoffelsalat auch wirklich lecker. Und gingen zudem nur mit der allerwichtigsten Zutat – ganz viel Liebe in Form von appetitlicher Deko mit Petersilie, Zitronenscheibe und Tomaten-Schnitts – raus an die Tische.

Der Nachmittag gehörte dann allerdings wieder allein der Musik – wobei das "Improvisationskonzert" von Orgelbaumeister und Organist Michael M. Raithelhuber aus Stuttgart den hochkarätigen Auftakt bildete.

Seine Aufgabe: die vielen klanglichen Möglichkeiten der neu-renoviertem Orgel (mit ihren 4000 Register-Kombinationen) dem Publikum und Gemeindemitgliedern vorzustellen. Dem schlossen sich später noch Männergesangverein und Musikverein an, die den "geistlichen Abschluss" des Festtags in der St. Georgs-Kirche übernahmen.