Noch im Jahr 2020 kann es sein, dass in Bad Teinach-Zavelstein Glasfaser für schnelles Internet in den Boden kommt. Foto: © alphaspirit – stock.adobe.com

Gemeinderat entlässt Telekom aus Ausbauverpflichtung – der sie ohnehin nicht nachgekommen ist.

Bad Teinach-Zavelstein - Der Breitbandausbau im ländlichen Raum schreitet nicht gerade mit Höchstgeschwindigkeit voran. So auch in Zavelstein. Dort befreite der Gemeinderat jetzt die Telekom von deren Ausbauverpflichtung – der sie ohnehin nicht nachgekommen ist.

"Machen Sie ein Bild und schicken das der Telekom", kommentierte Bürgermeister Markus Wendel den einstimmigen Beschluss des Gemeinderates. Der Fotoauftrag ging an Bernd Land, der – wie Wendel in einen Wortwitz gehüllt formulierte – "vom gleichnamigen Ratsamt" nach Bad Teinach-Zavelstein gekommen war. Land taucht in unserer Zeitung in jüngster Vergangenheit des Öfteren auf. Eigentlich immer, wenn es um den Breitbandausbau im Kreis Calw geht. So auch jetzt.

Denn der Tagesordnungspunkt im Gemeinderat lautete wie folgt: "Breitbandausbau Bad Teinach-Zavelstein – Freistellung der Deutschen Telekom von der Ausbauverpflichtung für den Stadtteil Zavelstein". Im September 2017 hatte ein Markterkundungsverfahren ergeben, dass die Telekom für die Stadtteile Bad Teinach und Zavelstein eine Ausbauabsicht binnen drei Jahren erklärt. In Bad Teinach steht diese Maßnahme inzwischen kurz vor dem Abschluss. In Zavelstein hingegen gibt es nicht einmal konkrete Pläne zum Beginn. "Wir sind da über Gespräche und vage Absichtserklärungen bisher nicht herausgekommen", kritisierte Wendel die Trägheit des Telekommunikationsunternehmens aus Bonn.

Schlicht verkalkuliert

Auch Land schoss scharf in Richtung Telekom: "Die kommt ihrer verbindlichen Ausbauverpflichtung nicht nach und hat uns 2017 in die Suppe gespuckt." Mehr noch: Wie Wendel und Land in Gesprächen mit der Telekom erfahren haben, hat sich der "Magenta-Riese" (Land) mit der Bedienung des Rechenschiebers schwergetan und sich schlicht verkalkuliert. "Die müssten kreuz und quer durch Zavelstein buddeln und dann auch noch von Bad Teinach nach Zavelstein hoch", verdeutlicht Wendel den Aufwand. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren immer wieder Leerrohre im Zuge anderer Tiefbauarbeiten verlegt. "Die laufen nicht ganz zufällig an den Kästen der Telekom vorbei", offenbarte Wendel.

Und deshalb wurde nun per einstimmigem Beschluss die Telekom in die digitale Wüste geschickt. "NSWnetz" will nun ausbauen – und auf lange Sicht FTTB-Technik, also Glasfaser bis ins Gebäude anbieten. Als Übergangslösung soll FTTC-Technik angeboten werden, bei dem die letzte Meile per Kupferkabel realisiert wird. "Damit sind wir schon 2020 lieferfähig", blickte Wendel voraus. Man wolle jetzt die Glasfasergrundstruktur aufbauen, um dann später unkompliziert erweitern zu können. "Wir sind freier Herr auf freier Scholle und müssen keinen mehr fragen", hatte Wendel einen Vorteil des neuen Betreibers "NSWnetz" parat. Auch Land sprach davon, dass man künftig "ein Netz von einem Betreiber" habe.

Der Haken an der Sache: Die vier Verteilerkästen kosten Geld – und diese Kosten sind nicht förderfähig. Wendel sah das aber gelassen: "An den 20 000 Euro darf es nachher nicht scheitern, das ist eine Investition in die Zukunft."

Am Ende gab es noch zahlreiche Fragen der Gemeinderäte. Karl-Eugen Schroth wollte wissen, ob das Schulzentrum denn direkt mit Glasfaser angebunden werde. Das werde natürlich gemacht, versicherte Wendel. Gemeinderätin Andrea Mast wollte in Richtung Bernd Land wissen, ob es denn eine Entschädigung von der Telekom gebe, wegen nicht erbrachter Leistung. "Der Vertrag ist bei der Bundesnetzagentur Schall und Rauch", erwiderte Land. Außerdem sei das nur eine Willenserklärung. Doch auch Rat Jochen Krauss legte nach und machte klar, dass ihm das Agieren der Telekom missfällt. Wendel beruhigte die Lage und meinte: "Es hilft ja nichts, jetzt zu sagen ›bei der Telekom gibts nur große Sprüche und nix dahinter‹, weil Fakt ist, sie machen es nicht." Man müsse also selber schauen, wie man die Stadt, im Speziellen den Stadtteil, zukunftsfähig mache.

Gemeinderat Gundolf Greule lobte die Verwaltung: "Die Leerrohre machen sich jetzt bezahlt, der Erfolg ist kein Zufall. Die Stadt hat da viel richtig gemacht." Los gehen soll die ganze Arbeit wohl schon im Frühjahr. Wenn alles passt, sei man wohl in rund acht Monaten startklar. "November oder Dezember ist durchaus realisierbar", prognostizierte Land. Das Bild mit allen erhobenen Händen des Gemeinderats schicke er dann doch nicht an die Telekom. "Aber dort werde ich morgen anrufen und sagen ›Ihr seid raus‹", freute sich Land dann doch ein bisschen. "Wir kaufen uns mit den vier Plastikkästen frei", verkündete Bürgermeister Wendel am Schluss nahezu schon triumphierend. Immerhin: "Die Telekom hat so langsam verstanden, dass der kommunale Ausbau kein Kindergarten ist, das haben wir im Kreis jetzt hinbekommen", hatte Land noch etwas Positives zu berichten. Er rechne sowieso mit einer hohen Abschlussquote, denn man könne zwar bei der Telekom bleiben, würde dadurch aber keinen Deut schneller.