Michael Siefke zeigt den Besuchern seine selbstgebaute Klangschale, mit der er die Vernissage musikalisch begleitet . Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Krokus-Graffiti-Ausstellung bis zum 13. März im Rathaus zu sehen / Zahlreiche Besucher kommen zur Vernissage

Es ist eine besondere Vernissage, die im Rathaus Bad Teinach-Zavelstein gefeiert wird. Denn zum ersten Mal nach dem Umbau des Rathauses, werden die Krokus-Graffiti "Commagen" der Künstlerin Daniela Waitzmann ausgestellt.

Bad Teinach-Zavelstein. Passend zur Eröffnung der Krokus-Graffiti-Ausstellung blühen in Bad Teinach-Zavelstein schon die ersten Krokusse auf den Wiesen. Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger sind an diesem Montag ins Rathaus gekommen, um sich die Werke von Daniela Waitzmann in natura anzuschauen. Wie Bürgermeister Markus Wendel in seinen Eröffnungsworten verrät, sei die Möglichkeit Bilder ausstellen zu können beim Umbau des Rathauses berücksichtigt worden. Bisher haben die weißen Wände Landschaftsbilder vom Teinachtal geschmückt. Ein ganz anderes Genre sind die Werke von Waitzmann zwar nicht, aber die Künstlerin hat den Überbegriff Krokus auf ihre eigene Weise interpretiert.

"Ich wurde schon oft gefragt: Und wo ist der Krokus?", erklärt sie. Eine pauschale Antwort gebe es auf diese Frage nicht. "Ich habe mich von den Krokuswiesen von Bad Teinach-Zavelstein inspirieren lassen", erklärt Waitzmann. Diese schimmern im Frühling Lilaviolett und orangegelb – Farben, die man in unterschiedlicher Intensität in den Gemälden der Künstlerin wiederfindet. In einem langen Prozess probierte Waitzmann erst Aquarellfarben, tauschte die gegen Bleistift und Lineal und landete schließlich bei der Spraydose und nutzte große Pappstücke als Lineal. Auch der Malgrund änderte sich, die Papiere wurden größer, die grafische Vorgehensweise übte sie ein. 2019 und 2020 sprayte sie so alle Bilder für die Krokus-Ausstellung.

Ob Zeichnung, Malerei oder in diesem Fall Graffiti, Waitzmann fasst ihre Werke unter dem Neologismus der "Commage" zusammen. Das Wort "Commage" ist zusammengesetzt aus den Begriffen Collage und Hommage. Das collagieren findet allerdings nur gedanklich statt. "Ich klebe sozusagen zwei verschiedene Kulturen im Kopf zusammen. Eine Kultur, deren Schrift wie im lateinischen von links nach rechts, und eine andere, deren Schrift wie beispielsweise im arabischen von rechts nach links verläuft", erklärt Waitzmann.

Kein Bild gleicht dem anderen

Zurück zu der Frage, wo der Krokus ist? Betrachtet man die 15 der 17 Werke, die im Rathaus über mehrere Ebenen ausgestellt sind, fällt auf, dass nicht nur Größe, sondern auch Form der Bilder variieren. Zehn der Bilder sind Querformate, zwei Hochformate und drei sind etwas größere Querformate, die im Treppenhaus verteilt hängen. Kein Bild gleicht dem anderen. Die Farbkombinationen sowie die Strichstärke sind unterschiedlich. Mal sind die Linien gerade, dann wieder geschwungen. Auf einem Bild berühren sie sich, auf dem anderen Bild nicht. "Die Farbkombinationen habe ich ausgewürfelt", sagt Waitzmann.

Ein kleiner Exkurs in die Farbpsychologie: Der violetten Farbe wird Passion und Spiritualität zugeordnet. Violett ist sowohl warm als auch kalt und kombiniert die Leidenschaft und Energie von Rot mit der Ruhe und Gelassenheit von Blau. Im Lila, dem hellen Violett, treffen Gegensätze aufeinander. Lila gilt von daher auch als ambivalent. In der Natur wird Lila als beruhigend wahrgenommen. Orange gilt in der Psychologie als stimmungsaufhellend. Es wirkt belebend und optimistisch. Gelb steht für Wärme.

Der Bezug zur Natur in den "Commagen" ist evident. Der horizontale Verlauf der Linien holt die Landschaft ins Bild. Eine Vielzahl Krokusse tauchen eine Landschaft in Farbe. "Die Bilder können als Hommagen an die Natur verstanden werden", erklärt die Künstlerin. Letztlich liegt es auch bei diesen Werken im Auge des Betrachters, wie viel Krokus man in den Bildern von Daniela Waitzmann sieht.

Weitere Informationen: Die Ausstellung Krokus-Graffiti ist bis zum 13. März im Rathaus in Bad Teinach-Zavelstein zu sehen. Das Rathaus ist von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet.