Stadtarchivar Jürgen Rauser (links) und Bürgermeister Markus Wendel im Archiv im Dachgeschoss des Rathauses. Foto:Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Jürgen Rauser 50 Jahre als Archivar im Einsatz / Ehrung durch Bürgermeister Markus Wendel

50 Jahre Staub und alte Schriften. Das ist das Metier von Archivar Jürgen Rauser – und das schon seit 50 Jahren. Für seine Arbeit im Bad Teinach-Zavelsteiner Archiv wurde er nun von Bürgermeister Markus Wendel geehrt. Doch Rauser macht weiter.

Bad Teinach-Zavelstein/Calw. Auch im 85. Lebensjahr wird Calws einstiger Kreisarchivar Jürgen Rauser, heute ehrenamtlicher Stadtarchivar von Bad Teinach-Zavelstein, nicht amtsmüde. Im Bad Teinacher Rathaus erfuhr der in der Kreisstadt lebende Fachmann für die Wahrung der Vergangenheit in Dokumenten jetzt durch Bürgermeister Markus Wendel eine Ehrung anlässlich sage und schreibe 50-jährigen Wirkens in Archiven.

Seit zwölf Jahren ist Rauser als Stadtarchivar in Bad Teinach-Zavelstein tätig. Dank der zwei Nachmittage wöchentlicher Arbeit kann Wendel feststellen: "Unser Archiv sieht aus wie geschleckt." Kommt eine Anfrage, ist es ein Griff, und Rauser zieht die richtige Akte aus dem Regal, erzählt der Schultes begeistert.

Zeit und Know-how fehlen

Hauptamtlichen Mitarbeitern in der Verwaltung fehle dafür nicht nur die Zeit, sie könnten meist auch die alte Schrift nicht lesen. Rauser bedauert sehr, dass die 400 Jahre lang gepflegte Kurrentschrift, die auch in den nordischen Staaten verbreitet war, immer weniger Menschen entziffern können.

Sie wurde 1941 durch Hitler aus dem Schulunterricht verbannt. Rausers Vorstoß im Jahr 1985 beim damaligen Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder, diese in Kursen in den Schulen wieder aufleben zu lassen, blieb erfolglos. Aber er steuert dem völligen Wissensverlust um dieses Kulturgut entgegen.

Kostenlose Kurse

Um späteren Generationen das Lesen und Schreiben mit den alten Buchstaben zu erhalten, gibt er seit vielen Jahren über das Stadtarchiv Bad Teinach-Zavelstein kostenlose Kurse. Der 33. ist in Kentheim in Vorbereitung (Anmeldung unter der Telefonnummer 07051/13607). Die Teilnehmer kommen aus dem Landkreis und sogar teils darüber hinaus.

Im erweiterten Rathaus von Teinach hat nach dem Umbau Rauser seine "Archiv-Kanzlei" – wie er das Büro nennt – unmittelbar neben der Dokumentensammlung im Dachgeschoss und betreut dort auch die Zwischenregistratur. Wendel ist froh darüber und unterstreicht, dass er die Dienste Rausers schätzt. Er wolle diese auch weiterhin gerne wahrnehmen, solange es möglich sei. In jungen Jahren ließ sich Rauser als Volksschullehrer ausbilden. Seiner Neigung folgend wechselte der Pädagoge mit dem Wahlfach Geschichte und speziellem Interesse an der Archäologie rasch nach dem Abschluss 1961 ins Archiv der Gemeinde Ingelfingen.

Eine vertiefende praktische Zeit folgte im Generallandesarchiv Freiburg. Von 1965 bis 1985 war Rauser Kreisarchivar im Hohenlohekreis. Er ordnete und sicherte dort mehr als 100 kommunale Dokumentensammlungen und schuf nebenbei eine 18-bändige Reihe von Heimatbüchern. Zum Aufgabengebiet gehörte auch das Adelsarchiv der Freiherren von Stetten.

Lehrtätigkeiten vor allem an Volkshochschulen und Publikationen begleiteten Rauser ständig. Nach seinem Wechsel als Kreisarchivar nach Calw von 1985 bis zur Pensionierung 1998 ordnete er und verzeichnete den Bestand in Findbüchern für die Aktenberge des Landratsamtes und hier ebenfalls für die meisten Stadt- und Gemeindearchive. Am 3. Oktober 1986 entstand auf seine Initiative hin der Kreisgeschichtsverein Calw, den er damals zwölf Jahre lang führte.

Während der Calwer Zeit stellte Rauser ein Kreis-Heimatbuch und Werke über die Geschichte von Neuweiler und Bad Teinach-Zavelstein zusammen. Wer genau nachrechnet, kommt seit 1961 auf mehr als 50 Jahre seit Rauser mit der Archivarbeit in Ingelfingen startete. Aber die Zeit, in der er sich etwa nach der Pensionierung anderen Aufgaben widmete, die möchte er in aller Bescheidenheit nicht mitgezählt haben.