Eine reife Leistung bot die Blasmusik und Trachtenkapelle Bad Rippoldsau bei ihrem Jahreskonzert im Kurhaus. Foto: Schoch Foto: Schwarzwälder Bote

Jahreskonzert: Blasmusik und Trachtenkapelle Bad Rippoldsau bietet spritzigen Mix aus verschiedenen Stilrichtungen

 
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Man muss nicht weit fahren, um musikalisch bestens unterhalten zu werden. Das zeigte das Jahreskonzert der Blasmusik und Trachtenkapelle Bad Rippoldsau im Kurhaus Bad Rippoldsau.

Bad Rippoldsau-Schapbach. Ein abwechslungsreiches Programm, Musiker, denen man die Spielfreude deutlich anmerkte, und ein sicht- und hörbar gut gelauntes Publikum – das waren die Zutaten für den gelungenen Konzertabend. Vorsitzender Herbert Decker stimmte das Publikum mit launigen Worten auf den eindrucksvollen Konzertabend ein.

Was man sich unter dem Motto "Farbenspiel" vorzustellen hatte, darauf wiesen die beiden jungen Moderatoren Annika und Roland gleich zu Beginn hin. Genau wie Helene Fischer wolle man ein Feuerwerk der Farben präsentieren, und bestenfalls nicht "atemlos", sondern fehlerfrei den Musikmarathon absolvieren. Und da hatten sie nicht zu viel versprochen.

Während der kommenden zweieinhalb Stunden bot das Orchester einen sprühenden Mix aus verschiedenen Stilrichtungen: Jazz, Pop, Filmmusik, traditionelle Blasmusik, Musik im irischen Stil, sinfonische Blasmusik – es war alles dabei.

Mit dem Stück "Arcus – A Daydream" von Thiemo Kraas eröffnete die Blasmusik und Trachtenkapelle den Abend musikalisch und nahm die Zuhörer mit auf eine Reise zum Regenbogen.

Klarinettist Sebastian Hermann zeigt bei der "Rhapsody in Blue" beeindruckendes Können

Zurück in die 20er-Jahre führte das berühmte Intro zur "Rhapsody in Blue" von George Gershwin. Das Stück fesselte das Publikum vom ersten Ton an, nicht zuletzt dank Sebastian Hermann, der das Klarinettenglissando mit beeindruckendem musikalischen Können interpretierte. Mit "Red Rock Mountain" von Rossano Galante, der vor allem für seine Filmmusik bekannt ist, stand ein schönes sinfonisches Blasmusikstück auf dem Programm, das mit Blechbläserfanfaren und strahlenden Melodien das musikalische Bild der gleichnamigen Berglandschaft in Pennsylvania malte.

Manch einer im Publikum rätselte wohl, welche Farbe denn das Stück "Shepards Hey" symbolisiert. Annika und Roland brauchten nur wenige Stichworte: " Insel – die Insel – Irland", und schon sah man weite grüne Landschaften mit saftigen Wiesen vor seinem inneren Auge. "Shepards Hey" beschreibt die grüne Insel aus Sicht eines Hirtenjungen. Genau so klingt es auch: federnd, beschwingt, spritzig. Das typisch irische solistische Leitmotiv wandert durch die Register, bevor das Stück gegen Ende an Fahrt aufnimmt und in einem rasanten Tutti endet.

Militärisch und patriotisch – so klingt das Stück "The Blue and the Grey" (The Civil War Suite). Musikalisch thematisiert wird dabei der amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865, in dem es um mehr ging als die Abschaffung der Sklaverei. Das Orchester spielte die bekannten Melodien eindrucksvoll.

"Costa del Sol" vereint drei spanische Tänze und wird begeistert aufgenommen

Eine dieser Melodien, "Aura Lee", griff Elvis Presley 100 Jahre später in "Love me Tender" auf. "The Blue and the Grey" endet klangstark mit "The Battle Hymn of the Republic", dem bevorzugten Marsch der Unionstruppen. Mit anhaltendem Beifall entließ das Publikum die Musiker in die Pause.

Der zweite Teil des Konzerts startete mit dem "Rosaroten Panther", dessen charakteristisches Leitmotiv wohl jeder kennt. Die jazzigen Soloparts übernahmen Christine Hermann an der Trompete und Hannah Hermann am Saxofon. In "Yellow", einem Song der Popband Coldplay, setzt das Arrangement für Blasmusik ganz auf das Sopransaxofon als melodieführendes Instrument. Perfekt und mit viel Gefühl interpretierte Sebastian Hermann auf seine ganz eigene Art das Stück und nahm das Publikum damit so gefangen, dass erst lange nach dem Verklingen des letzten Tons stürmischer Applaus einsetzte.

Sich an Titel von Prince zu wagen, erfordert Mut. Schließlich galt der US-amerikanische Sänger, Komponist, Songwriter, Musikproduzent und Multiinstrumentalist als absolutes Ausnahmetalent. Vielleicht darf, ja muss man "Purple Rain", das wohl bekannteste Stück von Prince, daher auch zwei Mal aufführen. Sänger Matthias Preskar interpretierte den Song in einer besonders gefühlvollen Version und erntete lang anhaltenden Beifall.

Zum Abschluss wurde es noch mal feurig. Welche Assoziationen die Musiker mit Spanien verbinden, das wollte das Moderatoren-Duo von ihren Musikerkollegen wissen. Da kam einiges zusammen: Fußball, Stierkampf, Mallorca, Urlaub und Sonne. Vieles davon fand sich in dem Stück "Costa del Sol" wieder, das drei spanische Tänze ver- eint und vom Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen wurde.

Es gab noch eine Zugabe, die zurück in die 50er-Jahre, nach Österreich an den Wolfgangsee, führte. "Im weißen Rössl am Wolfgangsee" ist die Geschichte vom Kellner Leopold, der sich in seine Chefin Josepha verliebt und erst nach einigen Irrungen und Wirrungen das Liebesglück mit ihr findet. Die eingängigen Melodien sind allesamt Evergreens. Die Musiker der Blasmusik und Trachtenkapelle hatten sichtliches Vergnügen bei der Interpretation. Das Publikum klatschte und sang begeistert mit.

Die Moderatoren Annika und Roland zogen ein kurzes Fazit: "Helene Fischer wäre stolz auf uns." In der Tat: Die Töne und Farben des tollen Musikabends werden noch lange nachklingen.