Foto: Stiftung für Bären

Jungtiere aus Albanien finden im Schwarzwald neues Zuhause. Beteiligte ebenso erschöpft wie erleichtert.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Spektakuläre Hilfsaktion: Zwei Bärenwelpen, die eine albanische Tierschutzorganisation und die Stiftung für Bären befreit hat, sind wohlbehalten im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald angekommen.

Die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen verhält sich beispielhaft über alle Grenzen hinweg, heißt es in einer Pressemitteilung des Parks. Vorsichtig, aber mit großer Neugier erkunden die beiden Babybären ihr neues Zuhause im Schwarzwald. Die Beteiligten der Rettungsaktion seien ebenso erschöpft wie erleichtert.

Ziel des Sondereinsatzes sei es gewesen, mit minimalem Personalaufwand einen maximalen Effekt zu erreichen. Nach Wochen intensiver Vorbereitung wurden Rüdiger Schmiedel und Bernd Nonnenmacher vom Vorstand der Stiftung für Bären als Verhandlungspartner nach Tirana entsandt, um die reibungslose Überführung der Bärenwelpen nach Deutschland zu gewährleisten. Am 2. August hatten albanische Behörden zwei fünf Monate alte Bärenwelpen in Saranda, einer besucherstarken Hafenstadt, beschlagnahmt. "Monatelang mussten sie, nach der Tötung ihrer Mutter, nachts in einem Autowrack und tagsüber als Selfie-Fotomotiv am Strand vegetieren", so Nonnenmacher.

Der heiße Sand, das ständige Reißen an der Leine und der tägliche Stress, bei viel zu wenig Aufzuchtmilch, hätten das Wachstum der Bärchen gehemmt. Nach der Befreiung aus dieser Kettenhaltung seien sie zur behördlichen Verwahrung in den Zoo der Hauptstadt Tirana gebracht worden. Der Halter sei verhaftet und werde zur Verantwortung gezogen, denn Bären aus der Natur zu entnehmen, sei auch in Albanien strafbar.

Die Zustände im dortigen Zoo seien eigentlich unzumutbar, aber da es eine staatliche Einrichtung ist, sei er zum Partner dieser Rettungsaktion geworden. Die Ausstattung beschreibt Nonnenmacher als "auf einem alarmierend veraltetem Niveau": Fliesen, Kacheln, Gitterstäbe ähnelten einer alten Waschküche. Eine trostlose Zelle reihe sich an die andere. Da das Leben der Bären im Zoo aber gerettet werden konnte, akzeptierte die Organisation "Bears Albania" die Übergangslösung.

Am 30. September sei es gelungen, die Tiere in einem 24-stündigen, nervenaufreibenden Marathon von Tirana über Wien nach München und durch sämtliche Kontrollinstanzen zu transportieren. Die finale Strecke von München bis in den Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald konnte dank der Firma MBDS Braun Spezialtransport kostenneutral realisiert werden.

Ankunft am Samstag

Am Samstag, 1. Oktober, erreichten die Welpen in den frühen Morgenstunden ihr neues Zuhause im Schwarzwald. Für die nächsten sechs Wochen verbleiben sie in der Quarantäne-Zone. Der Außenbereich sei liebevoll durch ehrenamtliche Tierfreunde und die Parkmitarbeiter vorbereitet worden. Wenn jene zweieinhalb Monate vorüber sind, solle die schrittweise Integration in die große Freianlage beginnen. "Große Hoffnung setzen wir dabei in die mögliche Unterstützung von Bärin Jurka", so Rüdiger Schmiedel. Sie gelte als liebevolle Bärenmutter. Bekannt wurde sie durch ihren Sohn Bruno, den die bayerische Landesregierung 2006 erschießen ließ. Ob’s klappt mit der Adoption? "Letzten Endes müssen das die Tiere selbst entscheiden", so Schmiedel.

Jetzt seien die zwei kleinen Bärchen erst einmal auf sich gestellt. Die Mitarbeiter des Parks kümmern sich um das Wohlergehen der beiden. Mit so wenig menschlichem Kontakt wie möglich sollen sie naturnah eingegliedert werden. Die Erkundungstouren der Welpen können, trotz Quarantäne-Phase, von den Parkbesuchern beobachtet werden. Einzige Voraussetzung hierfür: ruhig verhalten.