Alleskönner sind die Helfer im Wolf- und Bärenpark. Foto: Kerber

Ehrenamtliches Engagement im Bärenpark sprengt Erwartungen. Mit Geld kaum aufzuwiegen.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Es ist bitterkalt, und 30 Zentimeter Schnee bedecken das Wolftal. Doch im Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach kehrt für die Ehrenamtlichen, ganz im Gegensatz zu den Tieren, keine Winterruhe ein. Otto Armbruster steht bis zu den Knien im Schnee am Steilhang der Wolfanlage. Mit einer Hand hält er sich an einer jungen Schwarzwaldtanne fest, die sich beträchtlich nach vorn neigt, mit der anderen entwirrt er einen Spanngurt. Als pensionierter Forstarbeiter weiß er genau, was er tut. Geschickt stapft er zwischen den Bäumen hin und her, und schon wenige Augenblicke später spannt sich der Gurt, und die Tanne, die drohte auf die Elektrozaunanlage zu fallen, steht wieder kerzengrade da.

 

Armbruster ist einer vom rüstigen Ü-70-Team, wie es liebevoll genannt wird. Eine ganze Gruppe enorm engagierter älterer Ehrenamtlicher, die schon unzählige Stunden ihrer Zeit für den Aufbau und die Weiterentwicklung des Bärenparks eingesetzt haben.

Hans Waidele ist zum Beispiel Spezialist für Metall- und Betonarbeiten. Er liebt seinen Bohrer, und die Mitarbeiter des Parks müssen ihn regelmäßig zum Feierabend überreden. Ernst Maier hingegen ist Fachmann für Elektro. Fast jeder Draht der Zaunanlage ist durch seine Hände gegangen. Heute schließt er eine Waschmaschine an und hantiert mit Kabeln und Schläuchen. Für Schreinerarbeiten ist Hermann Huber zuständig: Neben soliden Holztreppen und Geländern hat er schon einiges im Wirtschaftsgebäude zurechtgezimmert. Daneben erfüllt er auch Wünsche der Tierpfleger. Um ihnen die Arbeit an den Schiebern zu erleichtern, durch die die Bären in die Freianlage gelangen, hat er sich eine spezielle Schemel-Sonderanfertigung ausgedacht. Nun prüft er sein Werk und beobachtet dabei den Bären Poldi, der zusammengerollt hinter der Boxentür liegt.

Die Männer sind absolute Alleskönner. Für jedes Problem finden sie mit Ideenreichtum und Geschick eine Lösung. Es sind jedoch nicht nur Ältere. Erstaunlich viele junge Erwachsene und Jugendliche setzen sich mit Schweiß und Herzblut für die Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen ein. Einer der Jüngsten ist der 13-jährige Adrian. Schon bei der Eröffnung im September fragte er dem Team Löcher in den Bauch und wollte unbedingt helfen. Seither verbringt er Wochenenden und Ferientage im Park und packt fleißig an. Neben der Zubereitung des Futters, Aufräumen und Werkstattarbeiten hat er sich mittlerweile so viel Wissen angeeignet, dass er die Besucher über Bären und Hintergründe des Parks informieren kann und sogar schon seine erste eigene Führung gemacht hat.

Das ehrenamtliche Engagement sprengt jede Erwartung. Zuschüsse und Fördergelder von der Europäischen Union und des Landes sind so gering, dass der Aufbau und Bestand des Parks ohne die Helfer nie möglich wäre. Im Sommer haben sie die gesamte Zaunanlage gestellt, Betoneimer geschleppt und Pfosten gesetzt. Um die 700 Menschen haben 2010 einen Teil ihrer Freizeit für das Projekt eingesetzt. Darunter Vereine der Region, Feuerwehren, Schulklassen, Gruppen und Einzelpersonen. Würde man fiktiv einen Arbeitslohn von zehn Euro annehmen, dann haben Ehrenamtliche bereits 1,5 Millionen Euro an Arbeitszeit gespendet.

Eine unglaubliche Zahl und doch sind die Leute sehr bescheiden. Für sie ist das alles selbstverständlich. Ernst Maier ist überzeugt: "Uns kann für die Region ja gar nichts Besseres passieren." Und auch für Markus Brüstle (28) stand nie außer Frage, sich voll einzusetzen: "Ich helfe lieber so, anstatt mit Geld."

Maier packt unterdessen sein Werkzeug zusammen und im Hinausgehen dichtet er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen: "Ich wünsche mir vom Herrgott dann, wenn ich muss einmal gehen, dass ich den schönen Bärenpark vom Himmel aus kann sehen."