Die "Schwestern der Liebe vom Kostbaren Blut" geben ihre Niederlassung im Wolftal nach 64 Jahren auf
Von Franz Schmid Bad Rippoldsau-Schapbach. Die Bad Rippoldsauer Niederlassung des Ordens der "Schwestern der Liebe vom Kostbaren Blut" ist geschlossen worden.Zuletzt wohnten noch Schwester Oberin Cäcilia und ihre beiden Mitschwestern Christine und Martha im Bad Rippoldsauer Haus St. Luitgard. Die Schwestern zogen nun nach Würselen, Kreis Aachen, in das Provinzhaus der Schwesterngemeinschaft. Am 16. Juni feierte die Kongregation der "Schwestern der Liebe vom kostbaren Blut" in Würselen ihr 150-jähriges Bestehen.
Offiziell verabschiedet werden die Schwestern am 14. Oktober bei einer Eucharistiefeier in der Bad Rippoldsauer Pfarr- und Wallfahrtskirche. 64 Jahre lang hat die Kongregation in Bad Rippoldsau gewirkt.
Der Deutsche Caritasverband in Freiburg pachtete 1947 vom badischen Staat die Gebäude des früheren Mineral- und Moorbads in Bad Rippoldsau, um eine Heim- und Heilstätte für Jugendliche aufzubauen und eine Lungenheilstätte für erkrankte Flüchtlinge zu führen. Es war bekannt, dass die Kongregation der "Schwestern der Liebe vom kostbaren Blut" in dem unter den Kriegsfolgen leidenden Land eine Niederlassung mit Eröffnung eines Noviziates plante. Die von Holland kommenden Ordensschwestern waren erschüttert über das Ausmaß der Zerstörung und dem Elend, dem sie auf der Fahrt in den Schwarzwald begegneten.
Was die Ordensfrauen in Bad Rippoldsau vorfanden, waren Armut und verfallende Gebäude. Bei schwierigen wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen wurde der Aufbau der verwahrlosten Häuser vorangetrieben. Unter maßgeblicher Beteiligung der zehn Ordensschwestern wurde zunächst der Badbau notdürftig für die Aufnahme von Flüchtlingskinder instand gesetzt. Bereits Anfang des Jahres 1950 wurden im "Fürstenbau" zwei Etagen für erholungssuchende Kinder eingerichtet. Das Haus Sommerberg diente zunächst als Lungenheilstätte und der "Brunnenbau" als Altersheim für Flüchtlinge.
Im Frühjahr 1952 wurde der Fürstenbaus zu einem klinischen Sanatorium mit Mineralbädern und Betten für Kurgäste umgebaut. 1956 kauften die Schwestern die gesamten Bad-Gebäude vom damaligen Pfälzer Katholischen Schulfonds. Nur durch den selbstlosen Einsatz der Schwesternschaft, aber auch Dank der großen Initiative von Ortspfarrer Bernhard Zink gelang der Wiederaufbau und Ausbau der im Zweiten Weltkrieg ausgeplünderten Gebäude.
Im Zeitraum von zehn Jahren nach Übernahme der Badgebäude 1948 investierte der Schwesternorden 1,6 Millionen Mark für den Wiederaufbau. Neben Neubauten wurden ein Speisesaal für die Gäste und eine Bäckerei eingerichtet und die Küche besser ausgestattet, aber auch die Mineralbäder ausgebaut und die teilweise versiegten Mineralquellen saniert. So erlangte das Bad bei ganzjährigem Betrieb seine frühere Beliebtheit wieder.
Ganzjährig boten die "Bad-Schwestern", wie sie im Ort genannt wurden, auch Kinderkuren im Haus Sommerberg und im Badbau an. Die Kindersanatorien standen unter fachärztlicher Leitung mit staatlicher Krankenabteilung, wobei die Zahl der Kinderübernachtungen bei jährlich rund 80 000 lag. Nach 18-monatiger Bauzeit wurde 1958 ein nach modernsten Gesichtspunkten errichtetes Kurmittelhaus mit Mineral-Hallenschwimmbad seiner Bestimmung übergeben. Auch ein kanonisches Noviziat wurde errichtet, um den Postulantinnen die Möglichkeit zu geben, in die Kongregation einzutreten. Zudem wurde 1961 eine Haushaltsschule mit Internat für 36 Mädchen geschaffen, deren Gebäude in späteren Jahren als Mütterkurheim betrieben wurde.
Um modernen Ansprüchen zu genügen, musste in die unwirtschaftlichen Gebäude laufend investiert werden, und die Personalkosten erforderten über 50 Prozent des Umsatzes. Hinzu kam, dass die Zahl junger Ordensschwestern rückläufig war, weshalb sich der Schwesternorden 1974 zur Gründung einer Kurklinik und Sanatorien GmbH, zusammen mit der Gemeinde, entschloss. Der Schwesternorden verkaufte 1975 die Grundstücke mit Quellen an die Kurklinik Bad Rippoldsau GmbH, behielt aber das Haus Fürstenbau als Unterkunft für die Schwestern. 1975 begann der Abriss der ehemaligen Badgebäude, und nach zweijährigen Bauzeit wurde 1977 das Bad Rippoldsauer Kurzentrum in Betrieb genommen. In der neuen Klinik bestand für sieben der Schwestern die Möglichkeit, eine Arbeitsstelle zu bekommen.
Seit zwei Jahren suchen die Ordensschwestern nun einen Käufer für den vierstöckigen Fürstenbau, bisher allerdings ohne Erfolg. Das Haus wurde 1865 von dem damaligen Badebesitzer Goeringer erbaut.